Paul Schmiedlin, Rudolf Ramseyer, Geni Meier, Bert Theunissen, Hans-Otto Peters. Es gibt zahlreiche berühmte Fussballer, die beim ältesten Berner Fussballklub Geschichte schrieben. Einer der letzten ganz grossen FC-Bern-Spieler war Rolf Höfert, der morgen seinen 70. Geburtstag feiert.

Wir treffen Rolf Höfert zusammen mit einem seiner ehemaligen Mitspieler beim FC Bern, Bruno Zimmermann. Die beiden kennen sich seit 40 Jahren und haben sich entsprechend einiges zu erzählen. Das Gespräch dreht sich vor allem um Fussball, doch zwischendurch weiss Rolf Höfert auch amüsante Geschichten abseits des Fussballplatzes zu erzählen, so beispielsweise sein erstes Training beim FC Bern, das im Restaurant Freieck bei YB- und FC-Länggasse-Goalie Willi Vögeli stattfand, weil auf dem Neufeld zu viel Schnee lag.

«Mein schönster Sieg»
Doch gehen wir etwas weiter zurück, in die Saison 1976/77. Der junge Rolf Höfert hatte den Kiezklub FC St. Pauli als Captain gerade in die 1. Bundesliga geführt und den Lokalrivalen HSV in dessen Volksparkstadion am 3. September 1977 2:0 bezwungen (Höfert: «Mein schönster Sieg»), als er sich kurz darauf, im Februar 1978, einer Operation an der Achillessehne unterziehen musste. Gift für jeden Fussballer. Zwischenzeitlich hatte er mit seinen Auftritten mit St. Pauli auch gegen Stars wie Beckenbauer, Gerd Müller, Heynckes oder Keegan auf sich aufmerksam gemacht und das Interesse grosser Klubs geweckt. Ein Angebot des FC Bayern München, der einen Nachfolger des zu Cosmos nach New York abgewanderten Franz Beckenbauer suchte und Höfert schon damals ein Jahreseinkommen von rund 300 000 Mark eingetragen hätte, fiel buchstäblich ins Wasser – und so führte Höferts Weg statt an die Isar an die Aare.

«Der Mann, der mich vom Flughafen ab­holte, verpasste wohl die richtige
Autobahnausfahrt und so landete ich im Neufeld statt im Wankdorf.»

Die YB-Stars angestachelt
FCB-Mäzen Walter Wegst, Jurist und beim Briefmarken-Tauschklub Bern das Mitglied mit der wertvollsten Sammlung im Wert einer siebenstelligen Summe, und Immobilien-Händler Erich Weber finanzierten den Transfer des Liberos und Mittelfeldspielers und so landete Höfert nicht beim grossen FCB (ayern) im Rampenlicht des europäischen Fussballs, sondern beim kleinen FCB (ern) in den Niederungen der Schweizer Nationalliga B. «Andere Optionen gab es damals nicht, und ich wollte ja Fussball spielen und nicht arbeiten», sagt Rolf Höfert, der später ein erfolgreicher Geschäftsmann wurde. Auch die Young Boys bekundeten kein Interesse. «Der Mann, der mich vom Flughafen abholte, verpasste wohl die richtige Autobahnausfahrt und so landete ich im Neufeld statt im Wankdorf», erzählt Höfert mit einem herzlichen Lachen. Beim FC Bern erhielt er knapp einen Sechstel des Salärs, das ihn in München erwartet hätte, doch hielt er dem ältesten Berner Klub trotzdem bis zu seinem endgültigen Rücktritt und Abstieg in die 1. Liga die Treue. Noch heute verfolgt Rolf Höfert nicht nur das Geschehen in der Bundesliga, wo er Fan der Bayern geblieben ist, und in der Schweizer Super League aufmerksam – «YB spielt derzeit wirklich einen tollen Fussball» -–sondern ist hin und wieder auch an Spielen «seines» FC Bern im Neufeld anzutreffen. Er findet es schade, dass dem FC Bern in den letzten Jahren die Kontinuität fehlte und viele talentierte Spieler den Verein verliessen. Jetzt hofft er wieder auf bessere Zeiten. Und wenn von YB und vom FC Bern die Rede ist, kommt dem bald 70-Jährigen auch ein Ereignis in den Sinn, welches er nie vergessen wird. Im Februar 1986 bestritt er als Captain mit dem FC Bern ein Testspiel gegen YB, das mit Stars wie Prytz, Lunde, Weber und Bregy in dieser Saison Meister wurde. Der Stadtklub gewann sensationell mit 3:1. «YB wurde damals nur Meister, weil wir den Ehrgeiz der grossen Stars angestachelt haben», sagt Rolf Höfert.

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Rolf Höfert nach seinem grössten Sieg: 2:0 beim Lokalrivalen HSV.

Am nächsten Freitag feiert der Hamburger, der seit Dezember 2017 einen steten Kampf gegen seine schwere Krankheit führt, voller Hoffnung und gut gelaunt im Kreise vieler seiner ehemaligen Mitspieler, seiner Söhne und Enkel den 70. Geburtstag. Herzliche Gratulation. Möge dem grossen Fussballer und unterhaltsamen Erzähler im Kampf gegen den Krebs so viel Erfolg beschieden sein wie im Volksparkstadion beim Sieg über den HSV.

Pierre Benoit