SCB Sportchef, Alex Chatelain, in der PostFinance Arena, Bärnerbär

SCB-Chatelain: «Ich bin Sportchef – nicht Unterhaltungschef»

Seit November 2015 ist der 40-jährige Alex Chatelain beim SCB als Sportchef tätig. In dieser Zeit holte der SCB zwei Titel und liegt in der laufenden Qualifikation auf Rang 2. Als Spieler wurde Chatelain 2004 mit dem SCB Meister.

Alex Chatelain, ist der SCB für die Playoffs bereit?

Es bleibt noch Zeit, wir haben Steigerungspotenzial, wir tasten uns langsam aber sicher der Playoff-Form an. Die «Special Teams» funktionieren, wir haben das beste Boxplay der Liga und uns auch im Spiel in zahlenmässiger Überlegenheit gesteigert, sind jetzt bei einer Erfolgsquote von rund 20 Prozent angelangt. Verbesserungsfähig ist vor allem die Chancenauswertung.

Immer wieder werden Sie in gewissen Medien kritisiert. Der SCB als Mannschaft, weil offenbar zu wenig Spektakel geboten wird, auch Sie persönlich. Wie gehen Sie damit um?

Wer bei uns Spektakel vermisst, leidet an Wohlstandsverwahrlosung. Im Eishockey geht es darum zu gewinnen. Ich bin Sportchef – nicht Unterhaltungschef. Was die Kritik betrifft: Lob ist sicher schöner als Kritik, aber auch gefährlich, weil es zu Nachlässigkeit verleiten kann. Redet man persönlich mit den Kritikern, sieht es oft etwas anders aus. Was mich mehr stört als Kritik sind Unwahrheiten, die immer wieder verbreitet werden. Mit Kritik kann ich gut umgehen.

Eine dieser Unwahrheiten betrifft Marco Müller, der jetzt in seiner zweiten Saison bei Ambrì mit vielen Toren und Assists glänzt. Von ihm wird immer wieder behauptet, er sei von Ihnen als zu schwach für die dritte oder vierte Linie eingestuft worden, obwohl sie ihm ein Vertragsangebot unterbreiteten.

Es ist ganz einfach, wir hätten Marco Müller gerne behalten und haben ihm auch ein entsprechendes Angebot unterbreitet. Aber er äusserte im Gespräch den Wunsch, in einem anderen, kleineren Verein den Durchbruch schaffen zu wollen, ein legitimer und nachvollziehbarer Wunsch.

Kehrt er zurück?

Das ist durchaus möglich, er ist ein heisser Kandidat.

Und sein Nebenmann, Liga-Topskorer Dominik Kubalik?

Sein Weg führt in die NHL.

Der Transfer von Inti Pestoni sorgte für fette Schlagzeilen. Er sei zwar ein hervorragender, technisch grossartiger Spieler, aber ein bisschen faul.

Er hat seine Erfahrungen beim ZSC gemacht. Er wusste um seine körperlichen Defizite und hat deshalb einen Personal-Trainer engagiert. Er ist sich bewusst, dass in Bern hart trainiert wird, doch ich mache mir keine Sorgen. Seine Mitspieler werden ihn bereits im Sommertraining mitziehen. Nach den intensiven Gesprächen mit ihm sind wir überzeugt, dass er beim SCB gross auftrumpfen wird.

Niklas Schlegel soll zusammen mit Pascal Caminada die grosse Lücke schliessen, die Leonardo Genonis Abgang hinterlässt.

Wir wussten früh, dass uns Leo verlässt. Entsprechend seriös konnten wir mögliche Nachfolge-Kandidaten unter die Lupe nehmen, wir hatten einige Optionen. Für uns war Niklas Schlegel die beste Variante. Er weiss, wie es in einer grossen Organisation zu- und hergeht und hat auch schon Meistererfahrung.

Wie sieht es mit einer Verpflichtung von Vincent Praplan aus?

Er ist ein interessanter Spieler und wir beobachten ihn.

Und das Sorgenkind Ramon Untersander. Denken Sie, dass er in alter Stärke zurückkehrt?

Wir hoffen das natürlich, aber es ist eine heikle Sache, die unsere Planungen in der Abwehr beeinflusst.

Könnte ihn Colin Gerber ersetzen?

Colin könnte einen ähnlichen Weg machen wie zuletzt Yanik Burren. Er ist ein Jahr jünger und wir setzen grosse Hoffnungen in ihn.

Pierre Benoit

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