Seit November vergangenen Jahres amtiert die ehemalige Nationalspielerin Sandra Betschart als General Manager der YB-Frauen. Unter ihrer Führung soll das Team auch den Anschluss an die Spitze finden.
Sandra Betschart lebt seit drei Jahren in Bern, war Trainerin der YB-U16-Frauen, ehe sich ihr die Möglichkeit eröffnete, den Posten als General Manager zu übernehmen. «Die Arbeit ist sehr vielseitig und angenehm. In drei Jahren in Bern habe ich feststellen können, dass das, was in der ganzen Schweiz über die Berner erzählt wird, zutrifft. Sie sind sehr angenehm, offen, bodenständig und gemütlich, was aber keineswegs heisst, dass sie nicht auch schnell entscheiden können. Es macht mir Spass, ich fühle mich wohl und bin sehr gut aufgenommen worden.»
Bei YB ist sie direkt CEO Wanja Greuel unterstellt. «Mit ihm spreche ich täglich, bin aber auch mit Christoph Spycher in Kontakt, der mir zuletzt im Transferwesen wichtige Informationen vermittelte, denn auch bei den Frauen sind immer häufiger Agenten involviert.»
«Wir werden sicher einen oder anderen Zuzug vermelden»
Die Innerschweizerin ist bei den YB-Frauen in allen Bereichen aktiv: ob Kommunikation, Marketing, Sponsoring und selbstverständlich ebenso im sportlichen Bereich. Dort gibt es derzeit vieles anzupacken. Das Transferfenster ist noch bis Ende August offen, und obwohl die U19 den Meistertitel feiern konnte, gilt es, für die kommende Saison mit Zuzügen eine schlagkräftige Equipe zusammenzustellen. Dafür verantwortlich zeichnet die Transferkommission mit Verwaltungsratsmitglied Ernst Graf, Geschäftsführer Rolf Kirchhofer, Trainerin Imke Wübbenhorst und Betschart.
Sieht man von Courtney Strode (zu Basel) ab, beklagt YB bisher keine namhaften Abgänge. Sandra Betschart: «Wir werden sicher noch aktiv sein und den einen oder anderen Zuzug vermelden können. Einige aus der U19 können zwar hin und wieder eingesetzt werden und mittrainieren. Doch wir wollen nichts überstürzen und ihnen die notwendige Zeit gewähren, um sich an Niveau und Tempo der Axa Women’s Super League anzugewöhnen.»
Viel Vertrauen in den neuen Coach
Selbstverständlich stand Sandra Betschart auch im Lead, als es darum ging, eine neue Trainerin zu verpflichten. Weshalb die Wahl auf Imke Wübbenhorst fiel? Sandra Betschart erklärt: «Imke ist als Inhaberin der UEFA-Pro-Lizenz fachlich top ausgebildet, war selbst eine ausgezeichnete Spielerin, die mit der deutschen U17 und U19 zweimal Europameisterin wurde. Sie ist jung, ambitioniert und ehrgeizig, besitzt viel Sozialkompetenz und es ist auch schön, dass bei den Frauen wieder eine Frau an der Seitenlinie steht.» Wübbenhorst unterzeichnete einen Zweijahresvertrag – damit soll nach den zuletzt kurzen Trainer-Engagements bei den YB-Frauen wieder etwas Kontinuität Einzug halten.
Die Umfrage zur Schönheit …
Eine Episode, für welche Sandra Betschart nur ein Lächeln übrig hat, sorgte vor der Europameisterschaft 2017 in Holland für Gesprächsstoff. In einer Umfrage nach dem Motto «Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land», versuchte die «Luzerner Zeitung» herauszufinden, welches die schönste Schweizerin Spielerin an der EM ist. Trotz der harten Konkurrenz der vielen anderen gutaussehenden Schweizer Kickerinnen setzte sich die damals für den MSV Duisburg spielende Sandra Betschart durch. «Ich wurde von Kolleginnen auf den Artikel aufmerksam gemacht, aber darüber konnte ich nur lachen. Es ist leider immer noch so, dass viele Medien bei Frauen im Sport mehr übers Aussehen als von den Leistungen sprechen und schreiben. Mir bedeutet das gar nichts, für mich ist die Darbietung auf dem Platz entscheidend.» Für uns gilt das auch – die Arbeit der General Manager fand bisher in der YB-Führung nur anerkennende Worte.
Pierre Benoit