Seit 15 Jahren steht Rolf Bachmann als COO in Diensten des SCB. Er zeichnet in seiner Funktion nicht nur für das sportliche Geschehen verantwortlich, sondern auch für das finanzielle Ergebnis.
Im Gespräch mit dem Bärnerbär äussert sich Rolf Bachmann über die Qualifikation, die Playoffs, langfristige Verträge, das liebe Geld und die Zukunft.
Rolf Bachmann, am Dienstag steigt in Genf das zweite Playoff-Viertelfinalspiel gegen Servette. Welche Gefühle begleiten Sie? Sind Sie froh, dass es nicht die ZSC Lions sind?
Nach der Niederlage in Bern sind wir gefordert. Nach den drei Siegen zuletzt in der Qualifikation und dem Erfolg in Bern wird das eigentlich schon abgeschriebene Servette vor heimischem Publikum mit vielen Emotionen ins Spiel gehen, das werden wir zu spüren bekommen. Die Serie wird eng, wir müssen uns auf unsere Qualitäten und Stärken konzentrieren. Die ZSC Lions sind substanziell eine der besten Mannschaften. Die Gründe für deren Scheitern kenne ich nicht.
Wird der SCB in diesem Frühjahr den letzten Playoff-Match gewinnen und den Titel feiern?
Sind wir dabei, gewinnen wir das letzte Playoff-Spiel. Aber bis dorthin ist es ein langer Weg. Im Moment denken wir nur an Servette.
Wie beurteilen Sie die Qualifikation?
Der SCB schloss zum dritten Mal in Serie auf Platz 1 ab und erreichte ähnlich viele Punkte wie in den zwei Jahren zuvor, kassierte weniger Tore, traf aber weniger oft ins gegnerische Tor.
Wer die Qualifikation auf Platz 1 abschliesst, hat vieles richtig gemacht, gut und erfolgreich gespielt.
Wir profitieren von der Kontinuität auf der Trainerposition. Die Spieler begehen immer weniger Fehler, wir verfügen über eine solide Defensive mit zwei guten Goalies. Das ist auch der Grund, dass wir weniger Tore kassierten. Im Angriff fehlte etwas die Konsequenz im Abschluss. Im Powerplay war der Druck aufs gegnerische Tor zu wenig intensiv.
Mit Tristan Scherwey verlängerten Sie den Vertrag um sieben Jahre. Zuvor wurden auch schon Spieler wie Beat Gerber, Simon Moser, Eric Blum, Ramon Untersander oder Andrew Ebbett mit länger laufenden Verträgen ausgestattet. Ist dies der neue Trend? Oder die Konsequenz aus dem «Fall Genoni»? Wollen Sie damit Abgänge zur Konkurrenz verhindern?
Nein, das hat mit Leonardo Genoni nichts zu tun, auch ihn wollten wir längerfristig an uns binden. Langlaufende Verträge sind nichts Neues. Wir haben ein Interesse, unsere Kernspieler, die eine Führungsrolle einnehmen und den Game-Plan nicht nur auf dem Eis umsetzen, sondern auch für die gesamte Organisation wertvoll sind, beim SCB zu halten.
Ihr Unternehmen ist nicht nur zu sportlichem Erfolg verdammt, die Finanzen müssen ebenfalls im Lot sein, weil der SCB im Gegensatz zu Zug oder Lausanne nicht über hochpotente Mäzene verfügt. Wie schaffen Sie seit bald 20 Jahren diesen Spagat erfolgreich?
Das Kernelement sind der Sport und ein eishockeybegeistertes Publikum. Dann aber auch die Symbiose zwischen Sport, Marketing, Sponsoring und Gastronomie. Wer mit uns ins Geschäft kommt, geht auch ein Engagement ein und wird Teil der SCB-Familie. Die Zahnräder greifen perfekt ineinander, dadurch sind wir breit abgestützt.
Die Zuschauerzahlen sind top, aber sie stagnieren, weil auch an Spitzenspielen nicht mehr als 17 031 Plätze zur Verfügung stehen. Allerdings scheinen sich während der Qualifikation die Absenzen der Abonnements-Besitzer zu mehren. Wie begegnen Sie diesem Negativtrend?
Diese Entwicklung stellen wir seit einigen Jahren fest. Die Saisonkarten werden zu sehr attraktiven Preisen verkauft, so dass sich der Besitzer selektiv die Spiele aussuchen kann, die er besuchen will. Trotzdem werden wir die Preise im Moment nicht erhöhen. Wir haben Ideen, wie wir im Stadion für noch mehr Attraktivität neben dem Eis sorgen können.
Noch ein Ausblick auf die kommende Saison. Zwei Top-Transfers, Niklas Schlegel und Inti Pestoni, sind unter Dach und Fach. Hat Sportchef Alex Chatelain noch weitere Trümpfe im Ärmel, beispielsweise Vincent Praplan?
Jeder Spieler, der unsere Mannschaft besser machen kann, ist ein Thema, dazu gehört auch Vincent Praplan. Aber die sportlichen Perspektiven müssen bei jedem Kandidaten optimal sein und er muss in unser Budget passen.
Pierre Benoit