Seit zweieinhalb Jahren führt der 59-jährige Finne Kari Jalonen beim SCB-Fanionteam Regie. Er tut dies nicht nur unaufgeregt und sachlich nüchtern, sondern auch erfolgreich. Kurz vor Beginn der Playoffs traf sich der Bärnerbär mit dem Mann, der den Dirigentenstock so virtuos führt wie einst Stardirigent Yehudi Menuhin.

Nach dem Meistertitel in seinem ersten Jahr und der Halbfinalqualifikation im letzten Frühling strebt der frühere Mittelstürmer, der in der NHL für die Calgary Flames und die Edmonton Oilers aktiv war, den zweiten Titelgewinn mit dem SCB an.

Kari Jalonen, was hat sich beim SCB in den letzten zweieinhalb Jahren, seit ihrer Ankunft in Bern, verändert?
Schwierig zu sagen. Für mich war der SCB nach dem finnischen Nationalteam eine neue Herausforderung, ein neues Land, eine neue Liga. Die Geschichte des SCB kannte ich, doch auch der SCB bedeutete für mich Neuland. Ich fing bei null an. Jetzt ist alles anders. Ich kenne das Hockey, den Schweizer Lifestyle, weiss, dass die Läden um 19 Uhr schliessen – kurz, ich bin ein Teil davon.

Ist das Team stärker oder einfach anders geworden?
Im Hinblick auf diese Saison hatten wir mehr Wechsel als früher, auch junge Spieler kamen dazu. Für einen Coach ist dies eine Chance. Er muss eine Brücke des Vertrauens zwischen Spielern und Coaching­Staff bauen. Das braucht Zeit. Die Spieler müssen sich an ein neues System gewöhnen, darauf bedacht sein, nicht zu viel zu überlegen, sondern einfach zu spielen. Normalerweise dauert das etwa zwei Monate, diesmal ging es etwas länger. Doch einen Vergleich anzustellen ist schwierig.

Trotz zuletzt zwei Niederlagen und acht Gegentoren haben Sie im Moment einen Punktedurchschnitt von 2,06 und kassieren nur 1,8 Tore pro Spiel. Rundum zufrieden?
Seit Neujahr spielen wir besser, ich denke, die Steigerung kam im richtigen Moment. Der Coaching­Prozess, der in der Regular Season stattfindet, ist beinahe abgeschlossen. Jetzt kommen die Playoffs, das ist die Zeit der Spieler. Sie sollen Freude und Spass haben. Sie sind jetzt die Stars. Es gibt mehr Fernsehauftritte, allgemein grösseres Medieninteresse, doch das Eishockey bleibt das Gleiche.

Sie wirken während der Spiele nach aussen an der Bande immer sehr ruhig. Was bringt Sie aus der Ruhe oder macht Sie nervös?
Diese Frage kann ich nicht einfach so beantworten. Es entspricht meinem Charakter. Ich bin der Leader, der den Spielern helfen kann, darum geht es. Ich bin kein Showman.

Wie reagieren Sie während des Matchs gegenüber Ihren Spielern, wenn Sie verärgert sind?
Ich nehme mir ein Time­out. Ich werde sehr ruhig und überlege, auf welchem Weg wir aus einem möglichen vorübergehenden Tief herausfinden können.

Im finnischen Sport heisst das Zauberwort SISU. Was zeichnet diesen speziellen finnischen Kampfgeist, diese einzigartige Winner-Mentalität, aus?
Der Geschichte nach entstand das Wort SISU im Krieg gegen Russland. Bei klirrender Kälte mussten sich die Finnen gegen die Russen wehren. Da war dieser Fighting Spirit gefragt, da kämpfte jeder buchstäblich um sein nacktes Leben, da brauchte es Mut und unbändigen Siegeswillen. Genau das ist es, was sich auf den finnischen Sport, und zwar in allen Sportarten, nicht allein im Eishockey, übertragen hat.

Gibt es Ähnliches auch beim SCB?
Ja, SISU gibt es auch beim SCB, mit dem einzigen Unterschied, dass man das hier nicht SISU nennt.

Zum Schluss noch ein Wort zur SCB-Legende Reijo «Rexi» Ruotsalainen, mit dem Sie längere Zeit im gleichen Team zusammengespielt haben.
Rexis Vater Rejno war unser erster Trainer. Wir sind beide gleich alt, wuchsen zusammen auf und spielten im Winter Eishockey und im Sommer Soccer. Rexis Vater ist verantwortlich dafür, dass aus uns beiden Eishockeyspieler wurden. Rexi war ganz einfach der Beste von uns allen. Sie sollten sehen, wie schnell er sich heute noch auf dem Eis bewegt.

Pierre Benoit