Image001

So sieht eine «schlaue» Fussball-Karriere aus

Tauchen gegnerische Stürmer vor dem Tor auf, in dem der 195 cm grosse Abdullah Laidani steht, müssen sie sich etwa so vorkommen wie das Kaninchen vor der Schlange: starr vor Angst, in Furcht und Schrecken versetzt, handlungsunfähig, hilflos.

Streckt der Goalie seine Arme aus, scheint das Tor verbarrikadiert, eine uneinnehmbare Festung zu sein. «Wir wurden vor kurzem Meister mit der U18, dann durfte ich den Aufstieg der U21 miterleben und sogar für einige Tage mit der ersten Mannschaft nach Saanen ins Trainingslager reisen.» Freude und gleichzeitig Stolz über das in den letzten Wochen Erreichte versprüht die glückliche Stimme des 18-jährigen Keepers.

Auch in der Schule
spitze Im Februar wechselte der Gymnasiast vom Gymer Neufeld ins Feusi Bildungszentrum. Nicht, weil seine Leistungen an der öffentlichen Schule nicht genügten, sondern weil es für seinen Tagesablauf praktischer ist. «Das Feusi Bildungszentrum liegt nahe beim Wankdorf, die Wege sind kürzer und die Dispensationen einfacher», sagt der Goalie, der nach den Sommerferien ins vierte Jahr steigt und schon bald die Maturaprüfungen abschliessen wird. Auf die Frage, ob sich die Doppelbelastung Gymer und Spitzenfussball überhaupt verbinden liesse, hat Abdullah Laidani nicht mehr als ein Lächeln übrig. «Das ist gar kein Problem. Meine Leistungen leiden unter dem Fussball nicht und ich denke, die Lehrer sind mit mir zufrieden», sagt der algerisch-schweizerische Doppelbürger, der in Bern aufgewachsen ist.

Für Algerien oder die Schweiz?
Abdullah Laidani wechselte schon im Alter von sieben Jahren vom Feld ins Tor, «Es gefiel mir, umherzufliegen, mich in die Ecken zu werfen, also war meine Wahl klar. Der Goalie ist auf dem Platz eine Art Chef, er sieht das gesamte Spiel von hinten und die Chefrolle gefällt mir.» Nach Stationen im Nachwuchs beim FC Breitenrain, dem FC Bern und dem FC Länggasse entdeckten die Young Boys schon früh das Talent des hochaufgeschossenen Jünglings und holten ihn in die U12. Seither durchlief er im YB-Nachwuchs sämtliche Altersstufen und gehört in der kommenden Saison fix dem Kader der in die 1. Liga Promotion aufgestiegenen U21 an. Auch beim Schweizerischen Fussballverband haben die Trainer das grosse Potenzial des Schlussmanns erkannt. «Ich gehörte zum Kader der U18- und bin neu in der U19-Nationalmannschaft.» Weitere Gedanken betreffend Nationalmannschaft macht sich Abdullah Laidani vorderhand nicht. Auch die Türe zu Algeriens Auswahl wird ihm dereinst offenstehen. Einen diesbezüglichen Entscheid wird sich der intelligente junge Mann reiflich überlegen.

Den Gymer quasi mit links abgeschlossen
Auf seine Stärken angesprochen, spricht Abdullah Laidani zuerst einmal von seinen Problemen. «Das Herauslaufen ist schwierig, weil es nicht immer einfach ist, die Flugbahn der scharf daherfliegenden Bälle richtig einzuschätzen. Ich denke, meine Stärken sind auf der Linie und beim Spiel mit dem Ball am Fuss.» Der Nachwuchsgoalie scheint zu wissen, wo es den Hebel anzusetzen gilt, um einmal so gut zu werden wie Yann Sommer und Gianluigi Donnarumma, die ihn an der EURO am meisten beeindruckten. «Eigentliche Vorbilder habe ich nicht, aber ich beobachte andere Torhüter sehr genau und schaue, wie sie in dieser oder jener Situation reagieren.» Die Ziele, die sich der FeusiAbsolvent für seine fussballerische Zukunft gesteckt hat, sind hoch. «Ich möchte zuerst versuchen, bei YB einen Vertrag als Profi zu erhalten, dann irgendeinmal Stammtorhüter der ersten Mannschaft werden und später einmal die Champions League gewinnen.» Sollten all diese fussballerischen Wünsche in Erfüllung gehen, braucht sich der YB-Schlussmann um seine Zukunft keine Sorgen zu machen. Und wenn nicht, ist da immer noch die hervorragende Ausbildung, die ihm Tür und Tor für verschiedene Studienrichtungen offenlässt. Wer neben den zahlreichen Trainings auch den Gymer quasi mit links absolviert, wird auch an der Uni keine Probleme kennen. Doch derzeit deutet alles darauf hin, dass das weitere Leben für Abdullah Laidani etwas anderes vorgesehen hat. Pierre Benoit

Weitere Beiträge

Weitere Beiträge