Sport Boxen Alainchervet 13

Sogar Ehefrau Lea sagte: «Alain, das musst du machen!»

Zehn Tage sind vergangen, seit in Bern die Hiobsbotschaft eintraf: «Yoann Kongolo gedopt und gesperrt.» Aus für das Meeting im Stadttheater? Nein, aus der Katastrophe wird ein Glücksfall – die Berner Boxfreunde sehen Alain Chervet noch einmal im Ring.

Yoann Kongolo boxte bisher in Bern bei seinen Auftritten gut, er begeisterte mit seinen Darbietungen die Zuschauer. Doch Alain Chervet? Das ist für Bernerinnen und Berner eine andere Kategorie. Chervet ist und bleibt ein Name, der Boxfreunden auf der Zunge vergeht – nicht erst, seitdem Alain die Boxszene aufmischt. Da war doch mal ein gewisser Fritz, der Europameister, von allen nur «Fritzli» genannt. Doch lassen wir die Nostalgie und widmen wir uns der Gegenwart. Das Boxmeeting «Boxen statt Theater» am 10. April im Berner Stadttheater fällt nicht etwa ins Wasser. Im Gegenteil – es gewinnt, dank dem Verständnis von Alains Ehefrau Lea Chervet und dem kollegialen Verhältnis zwischen Alain Chervet und Organisator Leander Strupler an Attraktivität, weil die Berner ein letztes Mal die Boxkünste Alain Chervets vor der eigenen Haustüre bewundern können. Das kommt unerwartet, der Berner Boxer hatte eigentlich vor, nach dem Boxing Day 2019 zurückzutreten. «Trotz der negativen Botschaft der Dopingsperre Yoann Kongolos wendet sich für meinen Anlass noch alles zum Positiven», sagt Leander Strupler. «Mein Ziel ist es immer, den Zuschauern attraktiven Boxsport zu bieten, dafür hätte Kongolo garantiert. Sein Ausfall brachte mich ins Grübeln, doch ich blieb konstruktiv und schliesslich brachte ein Telefon zwischen Alain und mir unerwartet des Rätsels Lösung. Er erklärte sich bereit, nochmals in den Ring zu steigen, obwohl wir schon seinen Rücktritt besprochen hatten. Für seine Loyalität bin ich ihm besonders dankbar», erklärt Leander Strupler, der neben seinen Aufgaben als Grafker und Werber in der eigenen Kommunikationsagentur LS Creative auch als Boxpromoter agiert, die unerwartete Wende. Für den Familienvater Alain Chervet, der als Trainer und Coach im eigenen Boxclub mehr als ein volles Programm absolviert, keine Selbstverständlichkeit. Als Chef der Talentschmiede Boxing Kings bleibt ihm wenig Zeit für das eigene Training.

Auf einem Spaziergang in London
Alain Chervet weilte zusammen mit Gattin Lea an einem ausnahmsweise freien Wochenende in London, als er von der Nachricht erfuhr, dass beim Berner Boxmeeting «Boxen statt Theater» aufgrund der Dopingsperre Kongolos einer der wichtigen Kämpfe ausfällt. «Ich weiss nicht mehr, wer es zuerst ausgesprochen hat, ob Lea oder ich, aber die Idee, Leander aus der Patsche zu helfen, hatten wir beide praktisch in der gleichen Sekunde.» Ein kurzes Telefongespräch, eine Nacht Bedenkzeit und schon war alles klar: Meeting gerettet, Alain Chervet, das Berner Boxidol des letzten Jahrzehnts, im Hauptkampf. Was bedeutet dies für den jetzt zwischenzeitlich nicht mehr ehemaligen Profboxer, der von Montag bis Sonntag jeden Tag in seiner Boxschule 13 Amateure und mehrere hundert nicht lizenzierte Boxer und Fitnessfans trainiert und betreut?

Zwei- bis dreimal pro Tag Training
«Seit Jahresbeginn hatte ich es etwas lockerer genommen, für mich selbst nicht mehr so oft trainiert wie zuvor», sagt Alain Chervet. «Doch ft bin ich selbstverständlich dank dem täglichen Training mit meinen Boxern geblieben, bin ständig in Bewegung und auch gewichtsmässig im Limit. Jetzt muss ich allerdings meine Prioritäten wieder etwas anders legen. Bis am 10. April werde ich täglich zwei- bis dreimal trainieren, meist allein, hin und wieder mit Gabor Vetö, der mich auch am Kampf in der Ringecke betreuen wird.» Und wie steht es um die Kondition? «Ich werde hart an mir arbeiten, mein letzter Kampf liegt noch nicht lange zurück und ich bin jeden Tag sportlich so aktiv, dass auch acht Runden kein Problem darstellen sollten.»

Pierre Benoit

Tickets unter: tipo.ch/boxen

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