Slide Johan Lundskog 15

«Spieler und Trainer kommen und gehen die Fans bleiben»

Wir treffen uns mit dem neuen SCB-Coach Johan Lundskog dort, wo sonst Thomas Rüfenacht und Tristan Scherwey ihre Checks austeilen. Mitten in der PostFinance Arena, im Angriffsdrittel vor dem Tor Richtung Wankdorf.

Es gibt zwar weder Eis noch Zuschauerinnen und Zuschauer – in der anderen Spielhälfte stehen Fitness-Geräte. Hier schwitzen mehrmals wöchentlich die Spieler des Fanionteams und die Ältesten von SCB Future. Johan Lundskog kommt zwar nach einer kürzlich von Dr. Roland Biedert vorgenommenen Knieoperation leicht hinkend, doch trotzdem bester Laune, er scheint sich zu freuen, uns zu berichten, welche Pläne er in den nächsten Jahren mit dem SCB verwirklichen will.

Sie coachten mit grossem Erfolg in einer der stärksten Ligen Europas, in Schweden, sind dort mit Frölunda Meister geworden und haben zweimal die Champions League gewonnen. Aus welchem Grund sind Sie ausgerechnet in die Schweiz gekommen?

Für mich war und ist dies eine neue Herausforderung. Die National League zählt zu den besten Ligen Europas. In der Schweiz ist die Aufgabe für einen Coach interessanter, weil nicht alle Mannschaften, wie dies in Schweden der Fall ist, ähnlich oder gleich spielen. Insofern ist die Schwierigkeit für den Trainer bedeutend grösser.

Was schwebt Ihnen vor, wie gedenken Sie, mit dem SCB aufzutreten?

Wir wollen stark sein, schnell spielen und passen, Druck auf den Gegner ausüben und ihm keine Zeit lassen. Unser Spiel soll aggressiv und mit dem Puck auch kreativ sein.

Heisst dies, dass Sie den Spielern auf dem Eis auch gewisse Freiheiten lassen?

Unser Spiel muss eine klare Struktur haben, denn ohne Struktur geht gar nichts. Das macht es auch für die Spieler einfacher. Aber innerhalb dieser Struktur und der vorgegebenen Taktik sollen die Spieler kreativ sein.

Wie gut kennen Sie den SCB? Als Sie in die Schweiz kamen, waren die guten Zeiten des SCB vorbei. Wie haben Sie als Davos-Assistenzcoach den SCB erlebt?

Die letzten beiden Jahre waren für alle schwierig, nicht allein für den SCB. Aber ich habe den SCB auch in den Playoffs in einem vollen Stadion mit viel Selbstvertrauen gesehen. Das war grossartig und diese Stimmung möchte ich wieder erleben.

Wie haben Sie sich sonst über den SCB informiert?

Ich habe mit vielen Personen gesprochen. Mit Trainern, Mitarbeitern der Sportabteilung, Spielern und auch mit Fans.

Mit Fans? Das hat bisher wohl noch nie ein Trainer gemacht. Weshalb ist Ihnen die Meinung der Fans wichtig?
Die Fans opfern viel für den SCB, ihr Herz gehört dem SCB. Spieler und Trainer kommen und gehen – die Fans aber bleiben. Deshalb ist mir ihre Meinung auch so wichtig. Ich weiss jetzt, dass sie harte und ehrliche Arbeit schätzen, dass sie den SCB kämpfen und leiden sehen wollen. Und wenn es geht – auch gewinnen.

Der SCB steht vor schweren Zeiten. Viele Spieler verliessen den Klub. Was erwarten Sie in der nächsten Saison?

In Bern sind die Erwartungen stets hoch. Ich will einen guten Job machen, dafür sorgen, dass die Spieler Fortschritte erzielen und wir ein wettbewerbsfähiges Team stellen können.

Sie haben mit Christer Olsson und Mikael Hakansson zwei Assistenten aus Schweden und mit Jeff Hill einen Goalietrainer aus den USA. Haben Sie diese Wahl selbst getroffen?

Ich kenne sie alle, habe aber noch nie mit ihnen zusammengearbeitet. Die Wahl haben wir gemeinsam in der sportlichen Führung getroffen.

Erlauben Sie einen Sprung in die Vergangenheit. Sie kamen in Visby, auf der Insel Gotland, zur Welt. Wie kommt man dort zum Eishockey? Weit weg vom Festland.

Auf Gotland wird Eishockey und Soccer gespielt. Aber die Insel ist klein, von Visby bin ich dann weitergezogen, nach Stockholm.

Wissen Sie, was Visby und Bern gemein haben?

Die Altstadt, das hat mir schon meine Mutter gesagt, die Altstadt ist hier und dort sehr schön.

Und noch etwas.

Klar, beide Orte gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Davos-Insider haben mir erzählt, dass Sie auch im Winter im Wolfgangsee gebadet haben, wenn dieser nicht gefroren war. Haben Sie auch schon ein Aarebad genossen?

Das stimmt. Joe Thornton hat mich bei einer Wassertemperatur von einem Grad mit in den Wolfgangsee genommen. Das war angenehm und gesund. In der Aare war ich noch nie, aber das wird sicher bald kommen beim SCB soll es ja häufige Aaregänger geben…

Sie sind zuhause von einer Frau und drei Töchtern umgeben. Werden Sie von den vier Girls sehr stark verwöhnt?
Ja, das muss ich wohl sagen, meine Frau wird den Artikel auch lesen! Aber es geht mir wirklich gut, meine Töchter sprechen schon recht gut Deutsch und werden auch in Bern, wie schon in Davos, eine Schweizer Schule besuchen. Pierre Benoit

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