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Spielt er schon nächste Woche gegen Maestro Roger Federer?

Im Oktober gewann Dominic Stricker das Junioren-GrandSlam-Turnier in Paris. Seither wird der 19-Jährige mit Vorschusslorbeeren überhäuft. Vielleicht kann der junge Berner sein grosses Talent tatsächlich bald gegen den Maestro beweisen.

«Wächst hier ein neuer Federer heran?» war einer der zahlreichen Superlative, die im Schweizer Blätterwald zu lesen waren. Noch ist es zu früh, solche Erwartungen zu schüren, denn der «Maestro» hat sagenhafte 20 Grand-Slam-Siege vorzuweisen. Das weiss auch Dominic Stricker, deshalb versucht er, den Ball flach zu halten und sich durch die unglaublich hohe Erwartungshaltung der Schweizer Tennisfans nicht zu sehr unter Druck setzen zu lassen.

Gelungener Einstieg in Lugano
Der Einstieg bei den Erwachsenen ist Dominic Stricker vollauf geglückt. Beim Challenger in Lugano schlug der Linkshänder der Reihe nach die klar besser klassierten Nummern 203, 213, 333, 109 und 302 des ATP-Rankings, darunter im Halbfinal den Japaner Yuichi Sugita, den Turniersieger von Antalya 2017 und die ehemalige Weltnummer 36. Hatte der Berner kürzlich im Bärnerbär noch erklärt, er wolle sich in konditioneller Hinsicht verbessern, hat diese Arbeit offensichtlich Früchte getragen. Beim Sieg in Lugano schlug er nach teils engen Spielen hintereinander fünf deutlich besser klassierte Gegner und kannte in physischer Hinsicht keine Probleme. «Es war schön zu sehen, dass sich meine Arbeit gelohnt hat und ich nicht nur einen, sondern fünf Matches durchstand», so der Schweizer Aufsteiger.

Und jetzt gegen Federer?
In der kommenden Woche erhält Dominic Stricker nun die Möglichkeit, sein ausserordentliches Können erstmals auf Stufe ATP zu beweisen. Er erhielt von den Organisatoren in Genf eine Wild Card und wird wohl, da Stan Wawrinka verletzt ist und Henri Laaksonens Klassierung (ATP 139) kaum ausreicht, um im Hauptfeld mitzumachen, neben Roger Federer der einzige Schweizer Teilnehmer sein. Man stelle sich vor, die Auslosung ergäbe ein Aufeinandertreffen der beiden Schweizer, die zuletzt immer öfter auch zusammen trainierten. Dazu müsste Stricker die erste Runde überstehen und Göttin Fortuna bei der Auslosung viel Fingerspitzengefühl beweisen. «Angst habe ich vor den grossen Namen nicht, aber sicher viel Respekt. Es ist der Traum jedes Spielers, gegen Roger Federer antreten zu können, doch um das möglich zu machen, müsste ich mindestens die erste Partie gewinnen», sagt Dominic Stricker. Dort wäre beispielsweise ein Match gegen das «Goldene Händchen», den italienischen Supertechniker Fabio Fognini, denkbar.

Hoffen auf das Aufgebot
Im kommenden September empfängt die Schweiz im Daviscup Estland. Ein Sieg würde den Wiederaufstieg in die Playoffs der Weltgruppe 1 bedeuten. Ohne dem Aufgebot vorgreifen zu wollen, ist es möglich, dass Captain Severin Lüthi für diese Begegnung erstmals Dominic Stricker nominieren wird. Stricker, der vergangene Woche noch in Madrid im Einsatz stand, macht sich noch keine grossen Gedanken. «Mit Captain Severin Lüthi habe ich mich noch nicht unterhalten, doch selbstverständlich wäre es für mich eine grosse Ehre, für die Schweiz spielen zu können.» Seit kurzem ist Dominic Stricker von Swiss Tennis in Biel nach Grosshöchstetten mit dem Auto allein unterwegs. «Das ist herrlich, ich habe nach nur sechs Fahrstunden die Prüfung bestanden und geniesse jetzt die kurzen Reisen.» Sein Sponsor, Zaugg Storenbau aus Burgdorf und Herbligen, hat dies möglich gemacht und dem Newcomer ein Auto zur Verfügung gestellt. «Wir unterstützten Dominic bereits, als er noch nicht so bekannt war. Für uns ist dies eine grossartige Werbung, denn er verkörpert ähnliche Werte wie unsere Firma, wir wollen saubere Arbeit abliefern, und das tut auch Dominic», sagt Firmeninhaber Ralf Wenger, der früher selbst Interklub gespielt hat. Der Weg schon nur allein unter die ersten 100 der ATP-Weltrangliste ist steinig, dornenvoll und lang. Das weiss auch Dominic Stricker – doch er ist bereit, sein Hunger ist gross, der Einsatzwille und das Talent sind es ebenso. Warten wir ab, bleiben wir Realisten – genauso wie Dominic Stricker selbst. Wir werden den Weg des hoffnungsvollen und sympathischen jungen Berners weiterhin aufmerksam verfolgen.

Pierre Benoit

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