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Stefan Hutzli als Verteidiger? Das ist Perlen vor die Säue werfen

Als Dritter hat Floorball Köniz die Qualifikation der Schweizer Unihockey-Meisterschaft abgeschlossen und startet am kommenden Samstag als klarer Favorit in die Best-of-seven-Viertelfinalserie gegen Cupsieger Zug United.

«Nein, das ist kein Freilos», beantwortet Goalgetter Stefan Hutzli die provokative Frage. «Aber die Zuger sind uns als Gegner schon recht, wir haben auch in den beiden letzten Jahren in den Viertelfinals gegen sie gespielt und uns relativ problemlos für die Halbfinals qualifiziert. Wir sind Favorit, haben in unserem Kader die bessere Qualität und sind breiter aufgestellt.» Die Könizer schätzen sich auch glücklich, dass in einem allfälligen Halbfinal nicht Wiler-Ersigen, sondern die Grasshoppers warten. Vor zwei Jahren bezwangen die Könizer Wiler-Ersigen im Final und wurden erstmals in der Klubgeschichte Meister. «In einem einzigen Spiel ist ein Sieg durchaus möglich, in einer Siebnerserie wäre es wohl schwierig», sagt Stefan Hutzli, mit 47 Punkten (23 Tore/24 Assists) in 22 Spielen der Topskorer des Vorort-Klubs. Der Center des ersten Blocks von Floorball Köniz hat seine Vorjahreswerte klar gesteigert, in der letzten Saison kam er «nur» auf 24 Punkte (15/9). «Das hat verschiedene Gründe. Ich spiele jetzt ausschliesslich im Sturm und habe zwei hervorragende Flügel an meiner Seite. In der letzten Saison wurde ich, wie in der Nationalmannschaft, wenn in der Abwehr Not am Mann herrschte, oft auch in der Verteidigung eingesetzt.» Wird ein technisch hochbegabter Stürmer mit Spielmacherqualitäten und einem ausgeprägten Torriecher als Verteidiger eingesetzt, drängt sich die Redewendung «Perlen vor die Säue werfen», die nichts anderes aussagt, als dass der Empfänger es nicht zu schätzen weiss, wenn man ihm etwas Besonderes und Aussergewöhnliches anbietet, auf. «Nach dem Abgang des TschechenPatrik Doza erhielt ich die Chance, im ersten Block dessen Platz zu übernehmen», sagt Stefan Hutzli. Und wahrlich: Der junge Mann, der am letzten Sonntag seinen 22. Geburtstag gefeiert hat, nutzte die Chance und ist im Team zu einem echten Leader geworden.

Option Schweden
Die führenden Länder im Unihockey sind nach wie vor Schweden und Finnland, sie teilten in den letzten 20 Jahren die Weltmeistertitel unter sich auf. Klar deshalb, dass einer wie Stefan Hutzli Lust verspürt, einmal im Norden sein Glück zu versuchen, obwohl er bei Köniz einen mehrjährigen Vertrag unterschrieben hat. «Das könnte durchaus eine Option sein. In Schweden kommt zuerst Unihockey, dann Familie und zuletzt der Beruf. Bei uns ist es genau umgekehrt.» Doch reich würde Hutzli auch in Schweden nicht. Als Eishockeyspieler wäre er längst von einem NHL-Klub gedraftet worden und würden ihm die Millionen zufliessen, im Unihockey ist das anders, da verdient ein Schweizer Topspieler keine 10000 Franken im Jahr.

Skorerliste ist Nebensache
Begonnen hat Stefan Hutzli seine Karriere zusammen mit seinem Bruder Simon bei den Hornets Regio Moosseedorf Worblental. Nach einem Training, das «Mister Unihockey», René Berliat, verfolgte, fragte dieser, ob sie nicht Interesse hätten, zu Köniz zu wechseln. Und so verhalf der Riecher Berliats den Könizern zu ihrem heutigen Topskorer, der trotz seiner Bilanz ein ausgesprochener Teamplayer ist. «Mein Ziel ist es immer, mein Potenzial voll auszuschöpfen, die bestmögliche Leistung zu zeigen und nach dem Spiel sagen zu können, alles gemacht zu haben, das dem Team helfen kann.» Die Skorerliste ist für Stefan Hutzli Nebensache, wichtiger sind ihm Siege und Erfolge mit dem Team. Der BWL-Student im sechsten Semester ist kein Blender, er will nicht als Einzelspieler glänzen, obwohl er offen zugibt, lieber im Sturm Tore zu schiessen, das Spiel in der Offensive zu lenken als in der Abwehr eingesetzt zu werden. Doch wenn es nötig ist, hilft er hinten aus, wie auch im Nationalteam, wo die Positionen im Sturm hervorragend besetzt sind und der Konkurrenzkampf entsprechend gross ist.

Pierre Benoit

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