Voraussagen sind im Sport eine heikle Sache, dessen ist sich auch die Sportredaktion des Bärnerbär bewusst. Trotzdem hat sie sich in der Ausgabe vom 9. Juli erneut aufs Glatteis begeben und wie schon im Januar einige Prognosen gewagt. Und siehe da, viele davon wurden Wirklichkeit.
Den Nagel mitten auf den Kopf getroffen hat der Verfasser mit der Voraussage für den 25. August. «Endlich, Christian Stucki, der Böseste der letzten 15 Jahre, wird erstmals Schwingerkönig.» Und auch mit dem Zitat des neuen Königs, welches er zu diesem Zeitpunkt noch nie gemacht hatte, traf der Bär ins Schwarze. «In drei Jahren in Pratteln bin ich an nächsten Eidgenössischen wieder dabei.» Wir freuen uns, dass Christian Stucki weiterhin seine Gegner auf den Rücken legt. Gelegenheit dazu gibt es in den nächsten drei Jahren einige, Das 125-Jahre-Jubiläumsfest des Eidgenössischen Schwingerverbands 2020 in Appenzell, Kilchberg 2021 und das nächste Eidgenössische 2022 in Pratteln stehen ganz oben auf der Prioritätenliste des Schweizer Sportler des Jahres.
Klar, dass es auch nicht ganz ernst gemeinte Prognosen gab, die nicht eintreffen konnten, wobei sich der Schreibende schon damals im Klaren war, dass es bei vielen Prophezeiungen nicht anders ist als bei einem Horoskop. Oft ist der Wunsch Vater des Gedankens.
Behrami und St. Gallen
So wurde das Abenteuer Valon Behramis in Sion zwar wie erwartet kurz, doch Skifahrerin Lara Gut stürmte das Feld des Tourbillons im ersten Saison-Spiel der Walliser nicht, es gab keinen Grund dazu, denn ihr Traummann erzielte auch kein Tor. Nur teilweise richtig, aber sehr nahe an der Wirklichkeit, war die Voraussage für den 10. August. YB reiste nicht mit dem Punktemaximum nach St. Gallen, sondern wegen dem Unentschieden im Startspiel gegen Servette «nur» mit sieben Zählern auf dem Konto und gewann nicht mit 3:0, weil den Grün-Weissen auch zwei Tore gelangen. Doch Senf zur Bratwurst gab es auch diesmal nicht, somit war doch (fast) alles richtig prognostiziert.
4:5 statt 1:0
Dass Prognosen, in die der SCB involviert war, nicht ganz aufgegangen sind, leuchtet dem geneigten Leser sicher ein. Gut deshalb, dass wir uns mit Voraussagen zum SCB brav zurückhielten und nur einmal falsch lagen. Aus dem für den 2. November vorausgesagten 1:0 nach Penaltyschiessen gegen den EV Zug wurde ein 4:5. Niklas Schlegel und Leonardo Genoni vermochten ihr Tor nicht reinzuhalten und so ergab sich ein Resusltat, wie es nur die wenigsten Zuschauer erwartet hatten und wie es die Torhüter nicht lieben.
Auf YB ist Verlass
Während uns der SCB trotz klarem Aufwärtstrend bisher etwas im Stich gelassen und die Weisheit bestätigt hat, dass auf viele fette Jahre zwischendurch ein mageres folgt und sich im Sport Höhen und Tiefen immer wieder folgen, hat der andere Berner Grossclub, der BSC Young Boys, bisher das Soll erfüllt und grüsst erneut von der Tabellenspitze, zwar nicht so dominierend wie im Vorjahr, doch dessen war sich Coach Gerardo Seoane schon vor dem ersten Match bewusst. «Es wird ganz bestimmt spannender als letzte Saison und ich weiss, wie viel Aufwand es braucht, um einen Titel zu holen», verriet er dem Bärnerbär vor Saisonbeginn. Zu diesem Zeitpunkt wusste Seoane noch nicht, dass sich die Glückgöttin Fortuna von YB abwenden wird. Und darin liegt auch der Grund, dass die YB-Leistungen der Vorrunde nicht hoch genug eingeschätzt werden können. Zeitweise nahm die Verletztenliste ein nie zuvor gesehenes Ausmass an, war die Liste der Lädierten ebenso lang wie die der Spielenden. Darin liegt sicherlich der Grund, dass die letzte Prognose, dass YB als Leader überwintert und sieben Punkte Vorsprung auf die Konkurrenz aufweist, nur teilweise richtig ist. Aber ganz oben zu stehen, ist angesichts der widerlichen Umstände ohnehin eine grossartige Leistung.
Ganz daneben lag der Prognostiker leider mit dem FC Thun und Xamax als erste Verfolger von Leader YB – die beiden Nachbarvereine zieren das Tabellenende. Die Sorgenfalten auf den Stirnen von Thun-Trainer Marc Schneider, Sportchef Andres Gerber und Präsident Markus Lüthi werden immer tiefer.
Pierre Benoit