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«Um den Durchbruch zu schaffen, braucht es auch Glück»

Der Puck klebte an seinem Stock, als ob er ihn mit Honig eingestrichen hätte, seine Lauftechnik war elegant und raumgreifend, die Übersicht eine ausgeprägte Qualität der Nummer 44. Wäre er ein paar Kilo schwerer und etwas grösser, hätte die NHL nicht lange auf sich warten lassen.

Doch die Karriere, die Marc Weber absolvierte, ist dennoch beeindruckend. Die Fans liebten den Center, schwärmten von seiner Schlitzohrigkeit, wenn er wieder einmal von hinter dem Tor via Rücken des Goalies getroffen hatte. Das sind tempi passati, seit 14 Jahren profitiert der SCB nicht mehr auf, sondern vor allem neben dem Eis vom Wissen Marc Webers. Als Managing Director Future ist er für die gesamte Nachwuchsabteilung des SCB mit mehr als 250 Spielern verantwortlich.

Gestatten Sie zuerst einen Blick in die Vergangenheit. Was kommt Ihnen in den Sinn, wenn ich den 10. April 2004 erwähne?
Da werden zuerst Erinnerungen an den 11. und 12. April wach. An die Festivitäten, an die Fans, die bis um vier Uhr im Stadion auf uns gewartet hatten. Der 10. April war kurz nach meinem entscheidenden Tor zu Ende, es fiel kurz vor Mitternacht.

Wie haben Sie den Lockdown hinter sich gebracht? Haben Sie Ihre Segelkünste auf dem Bielersee perfektioniert oder von Ihren Familienmitgliedern ein Diplom als Grillmeister erhalten?
Auf dem See war ich hin und wieder anzutreffen. Was den Grill betrifft, reicht es noch nicht zu einem Diplom, da bin ich nach wie vor Lehrling mit Steigerungspotenzial.

Zur Gegenwart. Wie reagierten die Spieler der U20- und der U17-Elit, die beide im Playoff-Halbfinal standen und Titelchancen besassen, auf den plötzlichen, Corona-bedingten Saisonabbruch?
Da denke ich zuerst an die U17. Bei den Altmeistern Urs Dolder und Bruno Zahnd war die Enttäuschung riesig, dass sie am Freitagmittag nicht mehr «chneble» konnten. Aber Spass beiseite: Nach der guten Regular Season und der Qualifikation für die Playoff-Halbfinals mit Aussichten auf einen Titel, benötigten die Spieler der U17 und U20 einige Zeit, um die verlorene Chance zu verdauen. In der Zwischenzeit haben sie sich gut erholt und sind wieder voller Tatendrang.

Aufgrund von Covid-19 fielen nicht nur Playoffs, Turniere und Nationalmannschaftstermine, sondern auch die geregelten Sommertrainings ins Wasser. Wie hielten sich die Junioren fit und wie trainieren sie gegenwärtig?
Die Spieler erhielten von den Athletiktrainern und den Stufenchefs detaillierte und kreative Trainingsanleitungen für zuhause. Am 27. April begannen wir mit einem reduzierten Trainingsbetrieb.

In 14 Jahren haben Sie viele junge Spieler kommen und gehen sehen. Welche Voraussetzungen sind nötig, um den ganz grossen Durchbruch zu schaffen wie Roman Josi in der NHL, oder um in der National League Fuss zu fassen?
Es braucht enorm viel, körperliche und mentale Voraussetzungen. Man benötigt auch Glück, muss im richtigen Moment am richtigen Ort sein. Die Aushängeschilder sind wichtig, um die Kinder und Eltern zu motivieren, diesen Sport erst ausüben zu wollen. Aber noch fast wichtiger ist: Auch wenn es mit der Karriere nicht klappen sollte, kann das Gelernte im «normalen» Leben gewinnbringend umgesetzt werden.

Insgesamt 80 Trainer und Betreuer, davon deren vier hauptamtlich, leiten die Teams. Worauf legen Sie besonders Wert, wenn Sie einen Nachwuchstrainer engagieren, welche Voraussetzungen muss er erfüllen?
Es gibt Stellenprofile, was alles wünschenswert ist. Wichtig sind die menschlichen Komponenten und die Leidenschaft, ein Amt auszufüllen, das nicht morgens um acht Uhr beginnt und um 17 Uhr zu Ende ist. Von August bis April umfasst das Engagement wöchentlich sechs bis sieben Tage. Selbstverständlich gehören Fach- und Führungsqualitäten auch dazu.

Auch wenn Titel eine schöne Zugabe sind – wichtiger ist es für Ihre Abteilung, dass einzelne Spieler den Durchbruch schaffen. Wann gilt ein Jahrgang als erfolgreich? Wie viele Spieler muss Mario Kogler, der U20- Elit-Trainer, ins Kader der ersten Mannschaft abgeben können?
Ebenso wichtig wie die Frage, ob ein, zwei oder drei Spieler den Sprung in die erste Mannschaft schaffen, ist für mich der Kreislauf. Kehrt ein Spieler nach vielen Jahren zurück und setzt sich als Trainer für die Jungen ein, ist auch dies ein schöner Erfolg. In welcher Liga er zwischenzeitlich gespielt hat, ist nicht entscheidend.

Wie sieht die finanzielle Lage von SCB Future nach dem Lockdown aus? Halten Ihnen die Sponsoren die Treue?
Wir erhalten positive Signale, doch neue Sponsoren sind selbstverständlich stets hochwillkommen.

Pierre Benoit

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