Träumen ist immer erlaubt. Das gilt nicht nur für deutsche Schlagersternchen von Helene Fischer bis zu Andrea Berg, die in ihren Hits immer wieder vom grossen Glück träumen, sondern auch für die Fussballklubs aus dem Amateurbereich.
Mögen diese in der ersten Runde des Berner Cups auch so weit weg von einem Duell im Schweizer Cup gegen einen Superligisten sein wie der Jupiter von der Erde, im Hinterkopf ist bei jedem Spieler der Gedanke an ein Schlagerspiel – warum nicht gegen Meister YB – vorhanden. So wie es jetzt der Innerschweizer Zweitligist FC Littau am übernächsten Samstag erleben wird. 26 Vereine aus der Amateur Liga qualifizieren sich für den Schweizer Cup, zwei davon aus der Region, aus Bern in der letzten Saison der FC Bosporus als Gewinner des Berner Cups.
Das legendäre Spiel 1993
Erfahrung in diesem Bereich hat man beim Drittligisten FC Wyler, der mit einem Spiel gegen den gleichklassigen SC Worb ins Cupabenteuer steigt. Im Klub aus dem Nordquartier erinnert man sich gerne an den 6. November 1993. Damals gastierte der mit Stars wie Marco Pascolo, Andy Egli, Régis Rothenbühler oder Oliver Neuville gespickte Servette FC im Wylerpark und siegte mit 6:1. Der damalige Wyler-Stürmer Daniel Roth bezwang vor 1750 begeisterten Zuschauern Nationalgoalie Pascolo zum 1:5. «Ich bin mich nicht gewohnt, so viele Radiound TV-Interviews zu geben, das hat mich schon etwas gestresst», meinte Wyler-Präsident Mario Bianchi vor 28 Jahren gegenüber der «BZ». Philippe Page, heute an der Spitze des FC Wyler, würde gerne wieder einmal einen solchen Höhepunkt erleben. «Unser Saisonziel ist zwar ganz klar der Aufstieg, doch auch im Cup wollen wir so weit wie möglich kommen. Ich bin ein absoluter Fan dieses Wettbewerbs und hoffe, dass uns bald wieder einmal ein solcher Exploit gelingt. Und bekanntlich ist Träumen immer erlaubt», so der FCW-Vorsitzende.
Andy Eglis Erinnerungen
Andy Egli, damals Schütze des 3:0 für die Genfer, erinnert sich an das Spiel, als ob es gestern gewesen wäre. Der 80-fache Nationalspieler: «Es herrschte eine glänzende Stimmung, die Wyler-Fans applaudierten auch unsere gelungenen Aktionen und warteten nach dem Spiel auf uns, um sich Autogramme zu ergattern. Wyler leistete grossen Widerstand, doch wir hatten damals eine so starke Mannschaft, dass wir uns trotzdem locker durchsetzten. Ich weiss auch noch, dass Wyler zuvor den FC Malley, bei dem Gabet Chapuisat Trainer war, ausgebootet hat. Solche Spiele gegen Unterklassige im Schweizer Cup waren für mich immer ein besonderes Erlebnis, die Stimmung auf den kleinen Plätzen ist stets etwas ganz Spezielles.»
Slaven Savic: «Immer gewinnen»
Slaven Savic, heute Trainer des FC Wyler, war damals gerade neun Jahre alt. Gerne würde er in dieser Saison den Wunsch seines Präsidenten erfüllen und mit seinem Team Cupgeschichte schreiben. «Für uns steht ganz klar der Aufstieg in die 2. Liga regional im Vordergrund, doch wir wollen prinzipiell jedes Spiel gewinnen, auch im Berner Cup und in diesem Wettbewerb so lange wie möglich dabei sein.» Das Wyler-Team, das ja vor einem Jahr allein wegen Corona nicht aufgestiegen ist, hat sich mit individuellen Trainings fitgehalten. «Ich kann den Spielern ein Kompliment aussprechen, sie haben viel für ihre körperliche Fitness getan.» Auch deshalb ist Slaven Savic optimistisch, dass in diesem Jahr der angestrebte Aufstieg realisiert werden kann. «Unsere Mannschaft hat Qualität, wir haben uns punktuell verstärkt und eine gesunde Mischung aus ehrgeizigen, jungen Spielern, gespickt mit drei Routiniers, die wissen, wie man aufsteigt. Der Teamgeist stimmt, wir freuen uns, dass es endlich losgeht.»
Pierre Benoit