Er kommt nicht in JoggingKleidern zu unserem Gespräch, aber immerhin auf dem Velo, dem Militärvelo. Nationalrat Matthias Aebischer ist topfit, da ist kein Gramm Fett. Er könnte schon morgen den Grand Prix von Bern ohne Mühe bestreiten. Seine beachtliche Bestzeit liegt bei 1:05:18.
«Nein, meine Bestzeit wäre nicht in Gefahr, dafür habe ich in letzter Zeit zu wenig trainiert», beantwortet der OK-Präsident des Grand Prix von Bern die erste Frage. Der aktive Fussballer im FC Nationalrat und glückliche YB-Fan ist in Bestform, daran bestehen keine Zweifel.
Bärnerbär: Matthias Aebischer, was macht für Sie die Faszination des GP von Bern aus?
Da kommt zuerst meine Erinnerung als aktiver Läufer. 18 Mal bin ich den GP gelaufen, damit sind wunderschöne Eindrücke verbunden. Doch seitdem ich das Amt des Präsidenten ausübe, verzichte ich darauf, selbst mitzulaufen. Sollte irgendetwas Unvorhergesehenes passieren, muss der Präsident sofort zur Stelle sein.
Im Jahr 2011 haben Sie das Präsidium übernommen, zu einer Zeit, als Sie noch nicht im Nationalrat sassen. Was, wenn die Wahl in die Hosen gegangen wäre?
Sie stellen richtigerweise fest, dass ich damals noch nicht Nationalrat war, es stand einzig fest, dass ich kandidieren werde. Ich habe die Leute darauf hingewiesen, dass Sie dann einen gescheiterten Nationalratskandidaten als Präsident hätten. Doch das war ihnen egal. Sie wollten nicht den Nationalrat, sondern Matthias Aebischer als Präsidenten. Das freute mich sehr.
Und jetzt sind Sie bereits seit sieben Jahren im Amt – eine lange Zeit. Sie füllen neben Ihrem Nationalratsmandat auch zahlreiche andere Ämter aus. Keine Spur von Amtsmüdigkeit?
Zuerst einmal darf ich festhalten, dass ich ein grandioses, sehr innovatives Organisationskomitee um mich habe, allen voran die Geschäftsführerin Beatrice Fuchs. Hin und wieder muss ich an den OK-Sitzungen sogar auf die Bremse treten. Beispielsweise gibt es kaum eine Besprechung, an der Vorstandsmitglieder nicht mit neuen Ideen daherkommen. Unser OK macht auch Unmögliches möglich. So kann auch mal ein Läufer starten, der vergessen hat, sich anzumelden.
Wie wichtig ist der GP für die Stadt Bern?
Wir haben über 30000 Läuferinnen und Läufer. Der GP ist ein Volksfest, das den Sommerbeginn einläutet, das die Stadtbevölkerung verdoppelt, weil rund 150000 Zuschauerinnen und Zuschauer das Rennen verfolgen und eine positive Grundstimmung herrscht, weil alle mitmachen wollen und dementsprechend positiv gestimmt sind.
Im Moment, spätestens seit den Olympischen Spielen in Pyeongchang, ist Doping in aller Leute Mund. Ist dies am GP kein Thema?
Doch, absolut. Die ersten drei bei den Männern und Frauen werden immer getestet. Vor vier Jahren wurden zudem 150 Volksläufer einem Test unterzogen. Gefunden wurden zwei positive Proben. Zwei Sportler hatten also leistungsfördernde Mittel, die anderen, die auffielen, vielleicht ein Schmerzmittel oder einen Hustensirup zu sich genommen. Der Volksläufer ist also im Prinzip sauber unterwegs.
Zum Schluss eine persönliche Frage: Einer Ihrer Vorgänger im Amt des OK-Präsidenten des GP von Bern war Alt-Bundesrat Adolf Ogi. Die Berner SP-Bundesrätin Simonetta Sommaruga ist seit 2010 im Amt und könnte schon bald an einen Rücktritt denken. Deshalb sei die Frage erlaubt: Ist Ihr GP-Präsidialamt die Vorstufe für einen Sitz im Bundesrat?
(Lacht) Das ist für mich kein Thema, da mache ich mir überhaupt keine Gedanken. Ich fühle mich im Nationalrat sehr wohl, es gefällt mir, ich habe viele Freiheiten, bin ungebunden, kann Vorstösse verfassen und meine Meinung äussern, auch wenn sie einmal nicht parteikonform ist. So bin ich beispielsweise auch ein klarer Befürworter für die Durchführung Olympischer Winterspiele in der Schweiz.