Beim SCB hat sich Benjamin Baumgartner, der Mann mit Wurzeln aus dem Salzburgerland, definitiv durchgesetzt. Unter dem neuen Trainer Jussi Tapola schiesst er Tore, bucht Assists und kommt zu vielen Spielminuten, auch im Powerplay oder in Phasen zahlenmässiger Unterlegenheit.
Für fette Schlagzeilen sorgte der in Zell am See geborene SCB-Stürmer zuletzt in seinem Heimatland. Am Deutschland-Cup verlor Österreichs Nationalmannschaft gegen Dänemark, Deutschland und die Slowakei zwar alle drei Partien, doch ein Spieler erhielt in den Gazetten in unserem Nachbarland dennoch beste Kritiken: Benjamin Baumgartner. Gegen Deutschland – gegen das die Schweiz in den letzten sechs Direkt-Begegnungen gerade einmal zehn Tore schoss (Durchschnitt 1,6) – erzielte der pfeilschnelle Mann einen Hattrick. Einen derart treffsicheren Angreifer könnte auch die Schweiz, die zuletzt beim Karjala-Cup in Tampere zweimal ohne Torerfolg blieb und in drei Partien ebenso viele Treffer erzielte wie Baumgartner allein gegen Deutschland, gut gebrauchen …
In Österreichs Nationalteam waren Sie lange nicht gerade vom Glück verfolgt. Zweimal mussten Sie von WM-Turnieren wegen Verletzungen vorzeitig die Heimreise antreten, letztmals spielten Sie 2019 in Bratislava als 19-Jähriger eine ganze WM. Jetzt scheint Ihnen der Durchbruch endgültig gelungen zu sein.
Ich hoffe, dass keine weiteren Verletzungen auf mich zukommen. Vor einem Jahr verletzte ich mich im Spiel gegen die USA, heuer in der vierten Vorbereitungswoche. Ich ging zurück nach Bern, versuchte noch fit zu werden, doch die Zeit war zu knapp.
Wie stark darf man die österreichische Nationalmannschaft einstufen? Mit je einem Sieg und einer Niederlage nach Verlängerung gelang in diesem Jahr in Riga der Ligaerhalt nur knapp. Was ist im nächsten Jahr möglich?
Unser vordringliches Ziel muss es immer sein, die Klasse zu erhalten. Persönlich habe ich mich stark verbessert, komme zu rund 20 Einsatzminuten pro Spiel und werde sowohl im Powerplay als auch im Boxplay eingesetzt. Ich bin in eine Leaderrolle hineingewachsen. Wenn in der österreichischen Meisterschaft immer zehn Ausländer eingesetzt werden, ist es für die Jungen nicht einfach, Fortschritte zu erzielen.
Nach einem schwierigen ersten Jahr ist beim SCB wieder Ruhe eingekehrt und die Lage komfortabler geworden. Wie erleben sie derzeit die Mannschaft?
Der neue Trainer arbeitet mit viel Leidenschaft, das Team macht eine gute Entwicklung durch, es herrscht tatsächlich Ruhe. Der Geist in der Mannschaft könnte nicht besser sein, auch die Ausländer sind integriert, es fühlt sich wie in einer grossen Familie. Auch ich wurde nach meiner Ankunft hervorragend aufgenommen.
Die Liga ist sehr ausgeglichen, das Polster auf einen Pre-Playoff-Platz nur sehr dünn. Wie blicken Sie den nächsten Partien vor der Weihnachtspause entgegen?
Auf uns warten jetzt sehr wichtige Spiele. Ich hoffe, dass wir uns von den Konkurrenten um die Playoff-Plätze etwas absetzen können.
Sie sind jetzt seit eineinhalb Jahren in Bern. Wie gefällt es Ihnen? Wie leben Sie in der Stadt? Was unternehmen Sie in Ihrer Freizeit?
Es gefällt mir hervorragend. Zusammen mit meiner Freundin lebe ich in einer schmucken Wohnung in einem Vorort und ich spiele oft und gerne mit den Kollegen vom SCB Golf.
2020 wurden Sie von den New Jersey Devils gedraftet. Lebt der Traum von der NHL in Ihrem Kopf weiter?
Klar, dieser Traum ist immer vorhanden. Doch um diesen zu verwirklichen, muss ich ständig gute Leistungen zeigen. Im SCB und in der Nationalmannschaft.
Beim SCB läuft Ihr Vertrag Ende Saison aus. Wie geht es weiter? Halten Sie dem SCB die Treue?
Wie ich bereits gesagt habe, gefällt es mir in Bern und beim SCB sehr gut, wir werden weitere Gespräche führen.
Pierre Benoit
PERSÖNLICH
Benjamin Baumgartner wurde am 22. April 2000 in Zell am See geboren. Er ist Österreicher, spielt aber mit einer Schweizer Lizenz. Seit der U18 spielt er in allen österreichischen Nationalteams. Seine Karriere startete er in Wien, dann im Nachwuchs von GC/Küsnacht und dem ZSC. Von 2014-21 HC Davos, 2021/22 Lausanne HC, seit 2022 beim SCB. 236 NL-Spiele (43 Tore/60 Assists/103 Punkte).