Slider Bb Yb Stephanie Waeber 1

Viel Talent gepaart mit grossem Ehrgeiz

Imke Wübbenhorst, die neue Trainerin der YB-Frauen, verlangt ihren Spielerinnen einiges ab. Sie fordert und fördert. Und sie verteilt Komplimente, falls diese angebracht sind. Etwa an Captain Stephanie Waeber.

Die 21-jährige Mittelfeldspielerin strahlt, als sie erfährt, wie die Trainerin von ihr schwärmt. «Das ist ein Riesenkompliment», sagt die Seislerin, die sich bemüht, dass ihr Gegenüber auch alles richtig versteht, was sie in ihrem senslerischen Dialekt erzählt.

Sie trägt zwar die Nummer 11, ist auf dem Feld aber das, was man unter einer echten Nummer 10, einer Spielmacherin, versteht. Doch im Gegensatz zu vielen offensiven Mittelfeldspielerinnen und Mittelfeldspielern stellt sie nicht nur bei Ballbesitz ihre Frau, nein, sie ist eine echte Teamplayerin und wehrt sich auch, wenn es gilt, den Ball zurückzuerobern.

«Sie geht immer voraus, lebt vor, was wir als Team erreichen wollen», sagt Coach Wübbenhorst über ihre Leaderin. «Ich will das Spiel in die Hand nehmen, die jungen Spielerinnen motivieren, ihnen in kritischen Phasen helfen und mit Rat und vor allem mit Tat zur Seite stehen», sagt Stephanie Waeber. Wobei es eigenartig tönt, wenn eine 21-Jährige von jungen Mitspielerinnen spricht. «Ich verfüge schon über eine gewisse Erfahrung und unser Team ist sehr jung, da muss man Vorbild und Beispiel sein.»

«Wir brauchen noch etwas Zeit»
Vor zwei Jahren beendeten die YB-Frauen die Meisterschaft auf Rang 3, Hoffnungen auf eine bal­dige Champions-League-Teilnahme wurden wach. Doch nach dem Abgang von Stefanie de Além da Eira, die mit 23 Toren souverän Torschützenkönigin wurde, kam alles anders.

Weitere Spielerinnen suchten neue Herausforderungen, die aus dem Nachwuchs nachrückenden Talente mussten sich erst an die schnellere und härtere Gangart gewöhnen – YB tat sich schwer, beendete die Qualifikation auf Platz 7 und schied im Playoff-Viertelfinal mit 1:2 und 0:7 gegen die FCZ-Frauen aus.

In dieser Saison ist alles anders. General Manager Sandra Betschart und der Technische Leiter Rolf Kirchhofer engagierten mit Imke Wübbenhorst nicht nur eine neue, ambitionierte Trainerin, sondern auch Spielerinnen, die etwas Routine in das junge Team bringen: so die drei Deutschen Jenny Bitzer (MSV Duisburg), Caroline Krawczyk (Eintracht Frankfurt) und Henrike Sahlmann (Bayer 04 Leverkusen) oder die rumänische Internationale Cristina Carp (FC Como).

«Ich denke, wir brauchen noch etwas Zeit, doch die Entwicklung stimmt mich positiv. Mit den Zuzügen haben wir eine sehr gute Mischung mit jungen und erfahrenen Spielerinnen, es passt auch im zwischenmenschlichen Bereich. Unter Imke Wübbenhorst wird auf dem Platz sehr seriös gearbeitet, sie versteht es, uns zu motivieren, und wenn wir nach ihrer Ansprache vor einem Spiel das Feld betreten, sind wir überzeugt, dass nichts schiefgehen kann», sagt Stephanie Waeber.

Wer mit ihr spricht, kommt schnell einmal auf den Gedanken, dass ihm da nicht eine waschechte Deutsch-Freiburgerin gegenübersitzt. «Ja, Sie haben recht. Meine Mutter Esther stammt aus Peru.» Vielleicht mit ein Grund, dass Stephanie Waeber im Spiel immer einen Tick schneller und in den Zweikämpfen etwas aggressiver zu Werke geht als ihre Kolleginnen – mehr Temperament dank peruanischer Wurzeln?

Begonnen hat sie mit den Buben in Tafers
Begonnen hat die fussballerische Karriere von Stephanie Waeber einst beim FC Tafers. «Ich begleitete meinen jüngeren Bruder Armando an ein Turnier und war so begeistert, dass ich auch mitspielen wollte. Er, der bis zur U18 bei YB und jetzt in der 2. Liga inter beim SC Düdingen spielt, ist mitverantwortlich, dass ich heute Fussball spiele», berichtet die YB-Regisseurin.

«Einmal in der Champions League spielen, das ist mein grosser Traum», sagt Stephanie Waeber. Am liebsten würde sie dies bereits in der nächsten Saison mit den YB-Frauen tun – doch da ist mindestens Rang 2 notwendig und die Konkurrenz mit Servette, FCZ und GC stark. Sollte dies nicht gelingen, ist dieser Traum nicht ausgeträumt, denn wie alle jungen Schweizer Spielerinnen denkt auch sie an einen Wechsel ins Ausland, wenn 2024 ihr Vertrag ausläuft. «Vorderhand ist das kein Thema, will ich mit YB Erfolg haben.»

Doch mindestens etwas entlocken wir der jungen Freiburgerin, die ihr Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Uni Bern und den Fussball problemlos unter einen Hut bringt, dann doch noch. «England oder Spanien würde ich bevorzugen», sagt sie.

Und da ist auch noch der Traum vom Nationalteam. Die neue Nationaltrainerin Inka Grings wird einiges ändern. Gut möglich, dass sie auf die Spielmacherin bei YB aufmerksam wird. Die Reise nach Neuseeland – «ja, das wäre grossartig», sagt die sympathische Vorkämpferin der YB-Frauen.

Pierre Benoit

Stephanie Esther Waeber wurde am 8. Dezember 2000 in Freiburg geboren. Sie begann ihre Karriere beim FC Tafers, spielte dann im Team AFF (Freiburg) und ab 2015 bei YB, seit 2017 im Fanionteam. Sie ist Captain des Teams und hat einen Vertrag bis 2024. Sie studiert an der Uni Bern Betriebswirtschaft.

Weitere Beiträge

Weitere Beiträge