Auch wenn im vergangenen Winter beim SCB einiges schiefgelaufen war und der Aufwärtstrend erst mit dem Wechsel zu Mario Kogler an der Bande erfolgte: Für den damals gerade 20 Jahre alt gewordenen Verteidiger Mika Henauer lief vieles positiv.
In seiner ersten ganzen Saison im SCB-Fanionteam erhielt der läuferisch elegante, offensiv starke Abwehrspieler meist gute Kritiken. Die Fachleute attestierten ihm grosse Fortschritte, seine Vertragsverlängerung trug den Verantwortlichen im Kreis der SCB-Anhängerschaft viel Lob ein. Den Sohn von Corinne Schmidhauser, Gewinnerin der Slalom-Kristallkugel, und Kurt Henauer, dem Journalisten und Experten im nordischen Skisport, schien auf dem steilen Weg nach oben nichts aufzuhalten. Doch dann kam Corona – Mika Henauer verbrachte Weihnachten und Neujahr allein und einsam in seinen eigenen vier Wänden in Quarantäne.
«Ich beging oft dumme Fehler»
Auch die neue Saison mit den ersten Meisterschaftsspielen begann für den SCB keineswegs optimal, im Team und bei Mika Henauer lief es alles andere als rund. «Nach einer gelungenen Vorbereitungsphase starteten wir mit viel Mumm. Die Stimmung in der Mannschaft war glänzend, die Erwartungshaltung hoch, doch irgendwie brachten wir es nicht fertig, über 60 Minuten eine konstante Leistung zu erbringen. 20 Minuten lang spielten wir gut, schossen jedoch nur ein Tor, dann folgte ein schwaches Drittel, in dem wir aber drei Treffer kassierten – auch mir unterliefen individuelle Missgeschicke. Ich wollte nach der letzten Saison einen weiteren Schritt vorwärts machen, beging aber oft dumme Fehler», blickt der Verteidiger mit viel OffensivPotenzial auf den Saisonbeginn zurück. «Zum Glück verlor das neue Trainergespann das Vertrauen in mich nicht. Wir sprachen viel zusammen, korrigierten kleine Details und ich habe den Eindruck, dass meine Formkurve seit zehn Spielen wieder nach oben zeigt.»
Wohin führt der Weg?
Der Weg aus dem Teufelskreis ist für den SCB nach wie vor schwierig. Auf Prognosen, wohin die Reise in dieser Saison noch führen wird, will sich Mika Henauer nicht einlassen. «Das ist eine schwierig zu beantwor tende Frage. Es sind erst 19 Partien gespielt. Unser Minimalziel ist sicher das Erreichen der Pre-Playoffs, aber wenn es mehr wird, sind wir auch nicht unglücklich. Noch liegt vieles vor uns – wir werden zeigen, was wir können, davon bin ich überzeugt. An fehlendem Kampfgeist oder Willen fehlt es sicher nicht, wir werden in nächster Zeit stärker auftrumpfen als dies bisher der Fall war.» Mika Henauer ist eines der echten SCB-Eigengewächse, das den Sprung in die erste Mannschaft geschafft hat. Was mit drei Jahren auf dem Weyermannshaus begann und mit fünf Jahren in seiner ersten SCB-Equipe, den Bambini, weiterging, führte ihn über sämtliche Juniorenstufen bis ins SCB-Fanionteam. Seit der vergangenen Saison trägt er wieder die Nummer 9, die ihn immer begleitete. «Als wir erstmals eine Nummer wählen konnten, entschied ich mich für die 9, weil ich damals neunjährig war. Als ich dann in der ersten Mannschaft spielen durfte, trug Jan Mursak die Nummer 9 und ich musste auf die 96 ausweichen.» In der Zwischenzeit wechselte Mursak nach Schweden und Mika Henauer ergatterte sich wieder die 9, hoffentlich ein gutes Omen für die weitere Laufbahn.
Gemüse und Salate entdeckt
Nicht im sportlichen Bereich, aber neben dem Eis ist Mika Henauer erblich vorbelastet. Vater Kurt, ein begeisterter Hobby-Koch, hat ihm die Kochkünste beigebracht, Mutter Corinne ist Rechtsanwältin und wohl deshalb hat sich Sohn Mika entschieden, neben der Eishockey-Karriere auch Jura zu studieren. «Ich wohne seit einem Jahr allein und koche selbst. Ich habe meinem Vater früher oft über die Schulter geschaut, das hilft mir heute. Nicht nur Teigwaren und Pizza, ich habe Gemüse und Salate entdeckt und im Kühlschrank liegt auch ein schönes Rindsfilet bereit.» Erfolgreich verläuft ebenso das Jura-Studium. «Ich bin jetzt im fünften Semester und habe kürzlich die Zwischenprüfung in Römischem Recht erfolgreich abgeschlossen.» Römisches Recht mag ja gut und eben auch recht sein, doch Vorrang hat vorerst ganz sicher Berner Eishockey. Der knappe Sieg gegen Servette und der souveräne Auftritt in Langnau sollen nicht mehr als ein Anfang auf dem Weg zu besseren SCB-Zeiten gewesen sein.
Pierre Benoit