Unknown

Vom Bantiger unterwegs in Richtung Mount Everest

Am Stephanstag bestritt Angelo Peña im ausverkauften Berner Kursaal seinen sechsten Kampf als Profi. Im Superfedergewicht bezwang er Said Chino aus Tansania über acht Runden zu drei Minuten überlegen nach Punkten.

Zum fünften K.o.-Erfolg reichte es zwar nicht, doch das lag weniger an Peña als vielmehr an seinem ausgezeichneten Gegner. Chinos Herkunftsland Tansania ist hierzulande zwar weniger für hohe Boxkunst als vielmehr für die bei Touristen beliebten Safaris im Serengeti-Nationalpark bekannt. Dort können die «Big Five» (Elefant, Löwe, Leopard, Büffel und Nashorn) aus nächster Nähe bewundert werden.

Doch zurück zu Angelo Peña und zum Boxsport. Als Bürger der Dominikanischen Republik in Madrid geboren und in Ostermundigen aufgewachsen, hat er seit seinem Debut am Stephanstag 2021 insgesamt sechs Kämpfe bestritten und alle erfolgreich gestaltet, gegen Gegner, die bedeutend mehr Erfahrung in den Ring brachten. Doch all das soll für den ehrgeizigen, leidenschaftlichen, fleissigen und ambitionierten 28-Jährigen nur Zwischenstation sein.

In Sichtweite des Bantigers (947 Meter) aufgewachsen, will er in höheren Sphären boxen. Der Mount Everest (8848 m) des Boxsports soll es dereinst sein, sein Vorbild ist Floyd Mayweather junior, ehemaliger WBC- und WBA-Weltmeister, der für einen Kampf auch mal 100 Millionen Dollar verdiente. Peña «Ich kämpfe mit Leib und Seele und habe nur ein Ziel, um das zu erreichen gebe ich alles. Ich will Weltmeister werden.»

Der Zeitplan
Der wie Huber, Gerber oder Lehmann «Bärndütsch» parlierende Peña hat gerade einmal sechs Kämpfe auf dem Konto – der Weg an die Weltspitze ist im Profiboxen, egal in welcher Gewichtsklasse, nicht nur lang und steinig – es braucht auch viel Glück, von all den Entbehrungen und den harten Trainings während Jahren gar nicht erst zu reden.

Wie sieht der Zeitplan aus, den sich Angelo Peña im Aufstieg zum boxerischen Mount Everest zurechtgelegt hat? «Da verlasse ich mich ganz auf meinen Manager Leander Strupler. Ich habe vor keinem Gegner Angst, ich boxe gegen alle, die mir mein Manager aussucht, ich sage sicher nicht nein und würde gerne bereits vor dem fixierten Termin im 7. April im Stadttheater nochmals in den Ring steigen.» Was den Zeitpunkt des ersten WM-Kampfs betrifft, gibt sich Angelo Peña zurückhaltend. «Ich brauche sicher noch ein paar Kämpfe, aber ich will nicht zu lange warten.» In Zukunft will sich Peña auch in Amerika vorbereiten. «Es ist mein Traum, dort gegen hochkarätige Gegner Sparring und warum nicht auch Kämpfe zu bestreiten.» Leander Strupler strahlt, wenn er von den Plänen seines ehrgeizigen Schützlings hört. «Es ist richtig, dass er jetzt auch im Training noch mehr gefordert werden muss. Das ist in Deutschland, England, Frankreich oder auch in den USA möglich, wichtig ist, dass er bis im Sommer mindestens acht Kämpfe in seinem Palmarès hat, dann kann er vielleicht am kommenden «Boxing Day» um einen kontinentalen Titel kämpfen.»

Erstmals acht Runden
Beim Kampf gegen den starken Said Chino boxte Peña erstmals in seiner Karriere über acht Runden, was ihm gar keine Schwierigkeiten zu machen schien. «Ich suchte den K.o. nicht und hätte gut und gerne noch zwei oder gar vier Runden boxen können. Ich hatte eine gute Deckung, bin nicht schmerzempfindlich und war nie in einer kritischen Situation», so der aufstrebende Boxer, der neben seinem harten Training nach wie vor in Bern in einem Café einer regelmässigen Tätigkeit nachgeht.Im Gespräch mit Angelo Peña wird klar: Er lebt, wie seine ganze Familie, die ihn in Bern unterstützte, für seinen Sport und ist bereit, vieles, wenn nicht alles zu unternehmen, um sein hochgestecktes Ziel in die Tat umzusetzen. Bern winkt die Chance, dass die Reihe bekannter Boxer aus der Bundesstadt mit Namen wie Chervet, Blaser, Hebeisen, Corpataux, Nussbaum, Connelly, Scacchia, Arati und Studer mit dem Rücktritt Alain Chervets nicht zu Ende geht. Dafür will Angelo Peña sorgen.

Pierre Benoit

Angelo Rafael Peña wurde am 30. September 1994 Madrid geboren und verbrachte seine ersten Jahre in der Dominikanischen Republik. Sein Vater, sein Onkel, seine Brüder und Cousins sind oder waren alle Boxer. Er kam mit acht Jahren nach Ostermundigen und arbeitet zu 40 Prozent in einem Berner Café, ist verlobt und als Amateur dreifacher Schweizermeister. Als Profi hat er bisher sechs Kämpfe bestritten und alle gewonnen (vier durch K.o.).

Alain Chervet hatte sich seinen 20. Kampf anders vorgestellt. Noch vor dem ersten Gongschlag war der Fight gegen Glenn Bismanos zu Ende. «Ich wollte meinen Fans nochmals zeigen, was ich kann und wie hart ich in den letzten Wochen trainiert habe. Ich bin enttäuscht, dass alles so schnell ging», meinte Chervet nach seinem letzten Kampf. «Ein perfekter Treffer, der vielen Boxern nicht zweimal im Leben gelingt», kommentierte die deutsche Boxstimme Tobias Drews das dramatische Ende. In Zukunft widmet sich Chervet als Coach und Trainer seiner Boxschule «Boxing Kings» und seiner sechsköpfigen Familie.

Weitere Beiträge

Weitere Beiträge