2003 04

Von Kiener und Stammbach zu Tosio und Rüthemann

Wenn am Samstag in der PostFinance-Arena der SCB und Lugano um Punkte kämpfen, ist dies – die Akteure mögen mir verzeihen – nur eine Randnotiz. Im Mittelpunkt stehen für einmal Stars neben dem Eis: diejenigen, die zwischen 1959 und 2004 beim SCB für die Musik sorgten und Meistertitelen masse sammelten.

Auf Einladung von CEO Marc Lüthi und COO Rolf Bachmann treffen sich die SCB-Legenden, die für elf der bisher 15 Meistertitel sorgten, zum gemeinsamen Beisammensein und Matchbesuch. Die «Night of Champions» soll eine erfolgreiche Fortsetzung der Anlässe werden, welche der SCB zuvor bereits für seine Meisterteams der Jahre 1959-79 und 1989-97 organsiert hat. Doch diesmal wird alles noch schöner und spannender, denn es könnte durchaus sein, dass sich «Jungspund» Marco Bührer, der 39-jährige vierfache Meistergoalie, bei Alfred Lack, beinharter Verteidiger des ersten SCB-Meisterteams 1959 und heute 94 Jahre alt, vorstellen muss.

«Bisch du nid der…?»
Und so wird dieser Abend, ähnlich einer Klassenzusammenkunft 50 Jahre nach der Matura am Gymer Kirchenfeld, zu einem Rätselraten, bei dem sich der eine oder andere fragen wird, ob es sich beim Mann mit den grauen Haaren oder der Glatze effektiv um den Nebenspieler handelt, der ihm jeweils den entscheidenden Pass zum Torerfolg auf den Stock gelegt hat. Frei nach dem Motto: «Bisch du nid der?» Denn viele haben zwar jahrelang Seite an Seite gekämpft, geschwitzt, gewonnen und gejubelt, doch sind sich möglicherweise seit Jahrzehnten nicht mehr begegnet. Jetzt macht das der SCB mit einer Glanzidee möglich. Wollte man diesen oder jenen speziell erwähnen, die Ausgabe des Bärnerbär, den Sie in den Händen halten, würde nicht nur allein aus einem Sportteil, sondern aus einem SCB-Special bestehen. Deshalb machen wir Sie an dieser Stelle «gluschtig» auf die nächste Bärnerbär-Ausgabe, in welcher einige der über 100 SCB-Meisterspieler, welche dem einladenden Duo die Referenz erweisen, zum Besten geben werden, wie sie diesen besonderen Abend erlebt und genossen haben. Deshalb picken wir wahlweise einige Namen aus der Liste der VIPs, die für einmal wirklich echte VIPs sind, heraus. Peter Stammbach, der geniale Techniker und Torschütze, der seinen Sturmpartnern Bruce Hamilton und Rolf Diethelm dem Mann mit dem gefürchteten Backhand-Schuss, im entscheidenden Spiel zum ersten Titelgewinn 1959 gegen Davos immer wieder geniale Pässe servierte. Oder Goalie René Kiener («Über mi muesch nüt schrybe, mi kenne no aui»). 1965, beim zweiten Titelgewinn, waren drei Brüderpaare dabei. Res und Werner Künzi, Hans und Peter Zurbriggen sowie Roger und Peter Schmidt, der Mann, der noch heute, mit 79 Jahren, beim TC Rotweiss Tennisstunden erteilt; nie ohne seinen Cap, dessen Propeller auch bei grosser Hitze für frische Luft sorgt.

Dann kam Cadieux …
Neun Jahre danach begann die sensationelle Serie unter Spielertrainer Paul-André Cadieux, dem «Perpetuum mobile», das von den kleinsten Nachwuchshoffnungen bis ins Fanionteam alle trainierte und mit hundertprozentiger Sicherheit damals öfters im Allmendstadion als in den eigenen vier Wänden anzutreffen war. Mittelstürmer Bruno Wittwer, der den Puck so genial führte wie 20 Jahre zuvor Peter Stammbach und dessen Stock wohl mit Honig eingerieben war, die verstorbenen Roland Dellsperger und Lauri Mononen, Renzo Holzer, Bruno Zahnd, Fritz Wyss, die grossartigen Verteidiger Baumgartner, Hugo Leuenberger, Hofmann und Kaufmann – sie alle verdienen Erwähnung, genauso wie Topskorer Giovanni Conte, der auch Cadieux’ Nachfolger Xaver Unsinn noch zu einem Titel verhalf.

… und später Gilligan
Damit sind wir bereits am Ende des letzten Jahrtausends angelangt und bei Meistertrainer Bill Gilligan, dem smarten Amerikaner, nicht nur als Coach, sondern auch als Model für Wellness-Hotels am Wörthersee erfolgreich. Ob Gilligan den weiten Weg in Angriff nimmt, ist noch offen. Wer Gilligan sagt, muss im gleichen Atemzug auch Tosio erwähnen, der grossartige Torhüter, der nichts mehr hasste als Gegentore, auch im Training, wo diejenigen Spieler, die ihn beim Penaltyschiessen bezwangen, umgehend in die Garderobe flüchten mussten, weil sie sonst vom Bündner verprügelt worden wären. Am Samstag wird alles anders sein. Renato Tosio wird sich ausnahmsweise ein Bierchen genehmigen und mit Thomas Vrabec, Gil Montandon, Martin Rauch und Patrick Howald ganz friedlich anstossen. Patrick Howald? Genau, das ist doch der pfeilschnelle Flügelstürmer, der jeweils in den entscheidenden Playoff-Spielen Gottérons Russen Andrei Chomutow und Wjatscheslaw Bykow zu Statisten degradierte.

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