Von «Pudere», «Geni» und «Tinu» zu Sékou, Miralem und Guillaume

Zwölf Mal FC Basel 1893, drei Mal der FC Zürich und zwei Mal der Grasshopper Club. Das sind die bisherigen Schweizer Meister im neuen Jahrtausend. Höchste Zeit also, dass der BSC Young Boys dieses Trio zu einem Quartett erweitert.

26 Jahre dauerte die Durststrecke nach dem Titelgewinn 1960, ehe die Berner den Meisterpokal im Jahr 1986 endlich wieder einmal in die Höhe stemmen konnten. Und jetzt vergingen sogar 32 Jahre seit dem letzten YB-Meistertitel. Drei Mal belegten die Gelb-Schwarzen in den letzten drei Jahren den zweiten Platz, zuvor einmal, in der Saison 2009/10 unter dem heutigen Nationalcoach Vladimir Petkovic, hatte Captain Marco Wölfli eine Hand bereits am Meisterbecher, als YB zwischenzeitlich die Rangliste mit 13 Punkten Vorsprung anführte. Auch in dieser Saison trauten viele Experten den Young Boys lange Zeit nicht und zweifelten daran, ob das Team den Vorsprung nicht wieder preisgeben würde. Doch Trainer Adi Hütter impfte seinen Spielern eine Siegermentalität ein, die sprichwörtlich ist. Die Mannschaft trumpfte in der Rückrunde mit einer Sicherheit und einer Überzeugung auf, die beeindruckte. Niederlagen gegen sogenannte Underdogs, die in den letzten Jahren dafür verantwortlich waren, dass der FC Basel acht Mal in Folge von Titel zu Titel eilte, gab es in der Ausgabe YB 2017/18 nicht mehr. Und stellte sich einmal ein Rückstand ein, wie zuletzt in St. Gallen und Thun, reagierte YB im Stil eines wahren Champions.

Vergangenheit und Gegenwart
YB, das ist und bleibt eine Herzensangelegenheit. Der 120-jährige Club hat Anhänger in der ganzen Schweiz, Fans, die aus dem Emmental, dem Oberland und dem Oberaargau zu jedem Heimspiel anreisen, sind nicht selten. Das war früher so und ist heute nicht anders. Der Schreibende erinnert sich beispielsweise, wie er als kleiner Knirps den YB-Sieg im Cup-Wiederholungsspiel 1958 gegen GC sah oder die Meistercupspiele gegen MTK Budapest, Wismut Chemnitz oder Stade de Reims und wie er den grossen YB-Star Eugen «Geni» Meier bewunderte. Doch die Erinnerungen gehen aus Erzählungen viel weiter zurück. Der Grossvater schwärmte von Hans Pulver «Pudere», dem legendären Goalie und Meister von 1929, und von «Pole», Paul Fässler, Meister 1920 und 1929, beide Silbermedaillengewinner an den Olympischen Spielen 1924, mein Vater wusste jedes Detail über die Goldenen Fünfzigerjahre mit den vier Titeln in Serie unter der Regie von «Geni» Eugen Meier und «Hene» Heinz Schneiter.
Jetzt ist es soweit. 32 Jahre nach «Tinu» Martin Weber, Robert Prytz und Lars Lunde ist YB endlich wieder in aller Leute Mund. Jede und Jeder steht an, um ein Selfie mit Marco Wölfli, Guillaume Hoarau, Kassim Adams Nuhu, Miralem Sulejmani oder Sékou Sanogo zu schiessen. Wer Zeuge wurde von der Feier unmittelbar nach dem Spielende gegen den FC Luzern, der Länge der Schlange, die sich bildete, um an ein Eintrittsticket für den Cupfinal gegen den FCZ zu ergattern, weiss, dass die Berner Sportfans, die sich jahrelang mit den Erfolgen des SCB über die Misserfolge von YB trösten mussten, die Gelb-Schwarzen endgültig wieder in ihr Herz geschlossen haben.

Rosige Aussichten
Nach dem Gewinn der Meisterschaft steht YB am 27. Mai vor dem nächsten Grossereignis. In den Cupfinal gegen den FC Zürich steigen die Berner als klare Favoriten. Drei Mal, bei einem Unentschieden, schlug YB in dieser Saison die Zürcher in der Meisterschaft und es besteht kein Zweifel, dass YB das qualitativ besser Kader als der FCZ zur Verfügung hat. Der insgesamt siebte Cupsieg bei der 14. Teilnahme, das erste Double seit 1958, könnte durchaus Realität werden. Für die nächste Party ist angerichtet, es muss bloss noch serviert werden.

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