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Während der Spiele topseriös, privat ein toller Entertainer

Das gabs noch gar nie: Zwar pffif Massimo Busacca als bis dato letzter Schweizer Referee an einer Fussball-WM. Daniel Matkovic jedoch ist der Erste, der als Unparteiischer an einer Futsal-WM im Einsatz steht. Auch privat greift der Berner oft zu Karten – aus Spass.

Mit 33 Jahren ist der Mann, der fünf Sprachen spricht, der Jüngste aller in Wilnius zum Einsatz kommenden Referees. Er ist denn auch überwältigt, dass sein grosser Traum bereits jetzt in Erfüllung geht. Seit Anfang September weilt er in Litauen und bereitete sich zusammen mit seinen Kollegen auf die Futsal-WM (FIFA-anerkannte Variante des Hallenfussballs, Anm. d. Red.) vor, an der 24 Länder teilnehmen. Eine erste Partie, Panama – Vietnam, hat Daniel Matkovic bereits erfolgreich geleitet. Weitere werden mit Bestimmtheit in den nächsten Tagen dazukommen.
«Meine Gefühle kann ich noch gar nicht richtig beschreiben. Für mich geht ein Traum in Erfüllung und ich denke, es ist auch Lohn dafür, dass ich in den letzten Jahren auf vieles verzichtet habe.»

Beginn schon mit 15
Daniel Matkovic, dessen Eltern aus dem Land des Vizeweltmeisters Kroatien stammen, spielte bis zu den A-Junioren selbst Fussball, begann daneben auch zu pfeifen und gehörte der Talentgruppe des Schweizerischen Fussballverbands an, ehe ihn eine Anfrage erreichte, ob er sich nicht im Futsal als Pfeifenmann versuchen wolle. Daniel Matkovic zögerte nicht lange, startete vor elf Jahren als Schiedsrichter in der Halle und machte dies offenbar so gut, dass er bereits 2015 auf der Liste der FIFA-Schiedsrichter auftauchte. Er arbitrierte Spiele der WM-Qualifkation, stand an der U19-WM im Einsatz, pfiff an der Futsal-WM der Gehörlosen in Winterthur, wo Regelverstösse nicht nur mit der Pfeife, sondern auch mit erhobener Fahne signalisiert wurden. Derzeit lebt Daniel Matkovic seinen Traum und leitet Spiele an der WM. «2019 stand ich während 52 Tagen im Ausland im Einsatz, nach der Pandemie begann es im November letzten Jahres wieder sehr intensiv, denn normalerweise läuft die Meisterschaft von September bis Mai, deshalb folgten nach der Wiederaufnahme viele Spiele in kurzer Zeit», sagt Daniel Matkovic. Die bis am 3. Oktober laufende Weltmeisterschaft soll für den Berner nicht mehr als ein Anfang sein. «Weitere Weltmeisterschaften, Europameisterschaften und viele Spiele in der Champions League will ich in den kommenden Jahren pfeifen, die Zukunft liegt vor mir.» Diese Ansicht teilt im Übrigen auch Massimo Busacca, der beste Schweizer Schiedsrichter der letzten 30 Jahre. Als Leiter der Schiedsrichterabteilung der FIFA ist er in Litauen dabei und verteilte schon einmal ein dickes Kompliment an die Adresse Daniel Matkovics. «Er ist ein ungeschliffener Diamant, der als Futsal-Schiedsrichter eine grosse Zukunft vor sich hat», so der Tessiner.

Nicht «nur» Schiedsrichter
Fünfmal in der Woche trainiert Daniel Matkovic normalerweise, während der Vorbereitung auf die WM gar neunmal, dazu kommen die Spiele. Die zeitliche und körperliche Belastung ist immens. Doch die Schiedsrichterei ist beileibe nicht die einzige Beschäftigung, welcher der Berner nachgeht. Sein Pensum beim Schweizerischen Roten Kreuz als Leiter Administration und Digital Office hat er zeitlich leicht reduziert, die Erziehung der Kinder teilt er sich mit seiner Frau. Und da ist noch ein aussergewöhnliches Hobby, mit dem sich «MagicMaD» beschäftigt. Als Zauberer tritt Daniel Matkovic unter seinem Künstlernamen an Firmenanlässen, Personalfesten, Hochzeiten und Geburtstagen auf: Zauberei, Comedy und Spass sind garantiert. MagicMaD ist ein Komikzauberer der Sonderklasse, seine Zuschauerinnen und Zuschauer kommen aus dem Staunen jeweils nicht mehr heraus und sind total begeistert ob all der Überraschungen, von denen sie da gerade Zeuge werden.

Die Karten sind immer dabei
Kein Wunder, dass im Koffer, den Daniel Matkovic für die Wochen in Wilnius gepackt hat, auch ein Kartenset nicht fehlen durfte. Nicht nur gelbe und rote Karten für grobe Regelverstösse, denn die werden von der FIFA zur Verfügung gestellt, sondern Zauberkarten. «Ich übe jeden Tag, im Hotelzimmer bleibt zwischendurch immer wieder etwas Zeit», so Daniel Matkovic. Auf dem 40×20 Meter grossen Rechteck allerdings lässt der Mann das Zaubern indes sein. «Höchstens wenn ich merke, dass ich einen falschen Entscheid gefällt habe, versuche ich den wegzuzaubern», sagt der zaubernde Schiedsrichter, der am liebsten rote Indianerbohnen isst, mit einem Schmunzeln.

Pierre Benoit

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