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Wenn einer keine Schmerzen kennt, dann ist es Beat Gerber

Vor elf Tagen, gegen Lausanne, überholte Beat Gerber den bisherigen Rekordhalter, David Jobin, in der klubinternen Rangliste mit dem 933. Spiel für den SCB. Am Sonntag gegen Davos absolvierte der Verteidiger Partie Nummer 1101 in der obersten Spielklasse.

Der ehemalige ZSC-Verteidiger Mathias Seger wird in der kommenden Saison wohl von seinem ehemaligen Nationalmannschafts-Kollegen überholt. Beat Gerber ist und bleibt der Mann der Rekorde. Mit sechs Meistertiteln ist er beim SCB alleiniger Rekordhalter, mit inzwischen 936 Spielen im SCB-Fanionteam ebenfalls die Nummer 1 und bald wird er auch Schweizer Rekordhalter sein. Hätte sich der Mann der Rekorde am 3. Oktober letzten Jahres in Freiburg nicht schwer verletzt, kämen weitere 15 Spiele dazu, die er verpasste.

15 Spiele musste der SCB ohne Sie auskommen. Deshalb drängt sich die Frage auf: Wie geht es Ihnen, sind Sie wieder im Vollbesitz Ihrer Kräfte?
Nein, leider noch nicht. Manchmal fühle ich mich sehr gut, hin und wieder auch schlecht. Ich verspüre beim Spielen Schmerzen, doch versuche ich, diese auszublenden. Mit einer Neural-Therapie soll die lange Narbe, die mein rechtes Bein ziert, wieder geschmeidiger gemacht werden. Einen schwierigen Entscheid musste ich vor allem fällen, als ich nach acht Wochen erstmals wieder im Kader dabei war. Teamarzt Martin Schär riet davon ab, zu spielen, Trainer Kari Jalonen hätte mich gerne im Einsatz gesehen. Schliesslich verzichtete ich schweren Herzens.

Sie sind der Mann, der laufend Rekorde bricht. Sechs Titel hat sonst kein SCB-Spieler erreicht, gegen Lausanne haben Sie den bisherigen Rekordmann David Jobin mit 933 SCB-Spielen überholt. Was bedeuten Ihnen diese Rekorde?
Die sechs Titel sind mir zweifellos wichtiger als der Rekord an Spielen. Das hat klar mehr Bedeutung, auch wenn ich mich über beides freue.

Und im nächsten Winter überholen Sie auch Mathias Seger, mit 1167 NLA-Partien derzeit Rekordhalter.
Das hängt auch davon ab, ob wir in die Playoffs kommen und wie weit wir es dort schaffen.

Was braucht es, um solche Zahlen zu erreichen?
Konstanz, Wille und auch Glück mit wenig Verletzungen. Ist der Wille einmal weg, schafft man es nicht mehr weiter.

Und falls es nicht reichen sollte, hängen Sie eine weitere Saison an und verlängern Ihren Vertrag auch für die Saison 2021/22?
So weit denke ich noch nicht. Ich habe immer gesagt, dass ich so lange spiele, wie ich fit bin und der Mannschaft helfen kann.

Klar, dass Sie die sechs Titelgewinne für immer in Erinnerung behalten werden. Aber lassen Sie uns ein wenig hinter die Kulissen blicken. Was sind sonst die Souvenirs, die Ihnen spontan in den Sinn kommen, wenn Sie die 17 SCB-Saisons Revue passieren lassen?
Das sind vor allem verschiedene Spielertypen, die in der Garderobe für die Musik sorgten. Spontan kommt mir Martin Steinegger in den Sinn. Er war für jeden Spass zu haben und ging auch auf dem Eis immer mit gutem Beispiel voran. Am Eidgenössischen Schwingfest in Zug sassen wir nahe beieinander. Da wurde die eine oder andere alte Geschichte wieder hervorgekramt.

Sie sind nicht gerade als Liebhaber und Fan des Sommertrainings bekannt. Welches war die bisher mühsamste Übung, die Fitnesstrainer Roland Fuchs auf dem Programm hatte?
Das waren die 11674 Treppenstufen hinauf auf den Niesen. Nach dem letzten Tunnel verspürte ich Krämpfe, wünschte den Trainer ins Pfefferland. Zuletzt erholte ich mich ein bisschen und schaffte es doch noch ins Ziel. Aber ganz generell hat sich das Sommertraining in den 17 Jahren sehr gewandelt. Trotzdem fahre ich wesentlich lieber allein auf dem Rad durchs Emmental, als mich in der Halle zu quälen.

Was denken Sie, ist schuld an der schwierigen Situation, in der sich der SCB momentan befindet?
Da gibt es verschiedene Faktoren. Es gab viele Absenzen und da gab es die Diskussionen um die Leistungen der Goalies, auch wenn die Schuld sicher nicht bei ihnen lag. Tomi Karhunen gibt uns jetzt Sicherheit, er strahlt grosses Selbstvertrauen aus. Dazu kommt, dass wir viele Spiele, die wir verloren, hätten gewinnen müssen. Zum Beispiel gegen Ambri, Rapperswil und Lugano.

Was glauben Sie ist jetzt noch möglich? Kommt es, wie auch schon, nach einem achten Platz zu einem weiteren Titel?
So weit wollen und dürfen wir nicht denken. Aber die Spiele gegen Servette haben uns gezeigt, dass wir mit den Teams, die in der Tabelle ganz oben stehen, durchaus mithalten können. Das Potenzial ist vorhanden, ich bin überzeugt, dass einiges möglich ist, wenn wir die Playoffs erreichen. Unsere Erfahrung könnte dann Gold wert sein.

Pierre Benoit

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