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«Wenn es chic sein darf, trage ich sehr gerne High Heels»

Als wir uns im Oktober mit Ditaji Kambundji unterhielten, lag ihre Bestzeit über 100 m Hürden bei 13,07. Im Mai hat sie mit 12,99 die 13-Sekunden-Grenze durchbrochen, am Samstag lief sie in Genf noch schneller: 12,94. Weitere zehn Hundertstel sind gefordert, damit sie sich für Olympia qualifiziert.

«Ich stecke meine Ziele hoch, will an grossen Anlässen teilnehmen und mich ständig verbessern», sagten Sie uns bei unserem letzten Gespräch. Deshalb sei die Frage erlaubt. Haben Sie bereits einen Japanisch-Sprachkurs besucht?

(lacht) Bis jetzt noch nicht, aber es wäre sicher schön, ein wenig japanisch zu sprechen. Beim Essen Bestellen ist es nicht so wichtig, die Sprache zu kennen – alles, was in Japan auf den Tisch kommt, schmeckt gut.

Aber Hand aufs Herz. Sie träumen doch, spätestens seit dem Wunderlauf in Meilen, von Olympia.
Selbstverständlich, träumen ist immer erlaubt.

Um die Limite (12,84) zu schaffen, müssen Sie sich um zehn Hundertstel verbessern. Ist dies eine Weltreise oder eine Kleinigkeit?
Es ist bestimmt keine Kleinigkeit. Aber ich werde alles versuchen, dann wird man ja sehen, ob es klappt oder nicht.

Wie erklären Sie sich die erneute Steigerung und die Tatsache, dass Sie vor Ihrer schärfsten Rivalin, Noemi Zbären, die Jahresbestenliste anführen?
Wir haben im Winter hart trainiert und vor allem technische Sachen zu verbessern versucht. Beim Start und über die ersten Hürden hat sich das schon ausbezahlt. Ich muss versuchen, gegen Ende des Rennens noch schneller zu werden.

Sie sind schnell auf der Tartan-Piste. Wie sieht dies in Ihrem Alltag aus?
Muss es unbedingt sein, kann ich auch im Alltag schnell sein, aber ich habe es ebenso gerne gemütlich.

Ihre Schwester Mujinga attestierte ihnen zwar kürzlich im Bärnerbär «grosses Potenzial», behauptete aber, sie sei über 100 m flach immer noch schneller als Sie. Was sagen Sie dazu?
Ich denke, da hat sie recht.

Aber über die Hürden hätte Mujinga keine Chance, oder?
Jede von uns hat ihre «Branche», ihre Disziplin, und wir sind damit sehr zufrieden. Aber ich denke schon, dass ich über die Hürden die Nase vorne hätte.

Und wer ist auf High Heels schneller? Sie oder Ihre Schwester Kaluanda, die ja auf dem Bundesplatz schon einmal ein HighHeels-Rennen gewonnen hat?
Ich trage bei speziellen Anlässen, wenn es chic sein darf, sehr gerne High Heels. Aber Wettkämpfe oder Rennen möchte ich darin nicht bestreiten. Das überlasse ich lieber Kaluanda.

Sie sind als Nesthäkchen mit drei älteren Schwestern aufgewachsen. Wurden Sie sehr verwöhnt?
Man muss auch sehen, dass der Altersunterschied gross ist. Es trifft zu, dass ich sehr stark verwöhnt worden bin. Aber hin und wieder soll ich auch genervt haben, da wurde ich dann wohl ein bisschen weniger verwöhnt…

Wie ging das in Ihrer Jugend zuhause in einem Fünf-Mädel-Haus so zu und her?
Es war immer sehr «läbig», es war stets etwas los, es konnte gar nie langweilig werden.

Und Ihr Vater wurde von den fünf Frauen auch auf Händen getragen?
Ich weiss, dass er zufrieden war.

Schwester Muswama fährt im Winter Bob. Würde Sie das aufgrund Ihrer Startschnelligkeit auch reizen? Olympia-Medaillen sind im Bob wohl leichter zu holen als über 100 m Hürden.
Daran habe ich noch nie gedacht. Ich laufe zu gerne über die Hürden, als dass es mich zu einem Wechsel der Sportart drängt. Aber Muswama ist im Sommer ja auch Sprinterin.

Wie sieht Ihr Programm bis Olympia noch aus? Wo könnten Sie die Limite schaffen?
Ich werde am 15. Juni in Genf, dann an den Schweizermeisterschaften in Langenthal vom 25. bis 27. Juni und wahrscheinlich am 29. Juni in Luzern laufen.

Sind Sie im August beim Citius-Meeting im Wankdorf auch dabei?
Das weiss ich noch nicht. Es hängt auch davon ab, ob die Weltmeisterschaft in Kenia auf das kommende Jahr verschoben wird und es deshalb nicht zu einer Terminkollision kommt.

Pierre Benoit

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