Noch zwei Partien, dann ist der Rekord von Mathias Seger ausgelöscht. 1168 Spiele in der obersten Spielklasse stehen dann in der Statistik von Beat Gerber (39) – trotzdem kann sich der beinharte SCB-Verteidiger gut vorstellen, weiterzuspielen.
Im kommenden September wird Beat Gerber seine 19. Saison mit dem SCB in Angriff nehmen und damit den Rekord David Jobins einstellen. Der SCB und Beat Gerber haben den Vertrag im Februar um ein weiteres Jahr verlängert. Dazu kommt ein Anschlussvertrag für eine noch zu definierende Position nach Abschluss seiner Karriere. Für den Emmentaler geht die Aktivkarriere unter normalen Umständen im kommenden Frühling zu Ende. Danach wird im Dach der PostFinance Arena sein Dress mit der Rückennummer 2 als insgesamt 14. «retired number» hochgezogen.
Doch davon will der bald 40-Jährige vorerst nichts wissen. «Wer behauptet denn, dass Ende Saison Schluss ist?», stellt er die Frage in den Raum. «Ich fühle mich körperlich ft und hoffe, eine gute Saison zu spielen. Gelingt mir dies, spiele ich gerne weiter, an mir soll es nicht scheitern.» Dies ist mehr als eine Aufforderung an die sportliche Leitung des SCB, zum gegebenen Zeitpunkt gut zu überdenken, ob der Klub ab 2022/23 freiwillig auf die Dienste des sechsfachen Meisterspielers, der für Disziplin, Einsatz, Teamwork und Treue steht, verzichten will.
Als ob es gestern gewesen wäre, erinnert sich Beat Gerber an seine ersten Auftritte in der Nationalliga A, für den SC Langnau und den SCB. «Als 17-Jähriger stand ich unter Trainer Bent-Ake Gustafsson ausgerechnet gegen den SCB erstmals im Aufgebot. Ich kam zwar zu keinem Einsatz, aber schon das Einlaufen im prallvollen Allmendstadion war ein bleibendes Erlebnis. Auch das erste Spiel mit dem SCB habe ich nicht vergessen. In Rapperswil lagen wir nach zwei Dritteln 2:4 zurück, drehten das Spiel, gewannen 6:4 und legten danach eine lange Siegesserie hin.»
Der Wunsch, den Tristan Scherwey einst im Bärnerbär äusserte («Ich will mit Bidu Titel feiern, bis er 60 ist»), wird wohl kaum realisierbar sein, aber die Karriere verlängern – warum nicht?
Das ungeliebte Sommertraining
Um weiterhin erfolgreich auf höchstem Niveau zu spielen, nimmt Beat Gerber auch das von ihm so ungeliebte Sommertraining einmal mehr auf sich. «Das Sommertraining stinkt mir schon jetzt», sagte der 88-fache Nationalspieler nach dem letzten Meistertitel im Sommer 2019 zum Bärnerbär, und doch schwitzt er immer wieder unter der Leitung von Athletiktrainer Roland Fuchs, der in der diesjährigen Sommervorbereitung von zwei Assistenten, Schwingerkönig Matthias Glarner und Marco Heer, unterstützt wird. «Dem einzelnen Spieler wird so noch mehr Aufmerksamkeit geschenkt, was sich positiv auswirkt.» Gerber ist froh, dass neuerdings auch dreimal wöchentlich auf Eis trainiert werden kann («Das kommt mir entgegen») und das Sommertraining aufgrund der langen letzten Saison um sechs Wochen kürzer ausfällt.
1001 Spiele für den SCB. «Diese Zahl bedeutet mir viel und beweist eine gewisse Konstanz. Wichtig war auch, dass ich nur selten gravierend verletzt war, sonst wäre eine solche Zahl wohl nicht möglich.» Sieht man von einem schweren Kniestich ab, dem Beat Gerber in der vorletzten Saison in Freiburg gegen Gottéron zum Opfer fiel und der eine zwei – monatige Pause zur Folge hatte, fehlte der Abwehrspieler nie über längere Zeit.
«Im Vergleich mit Kari Jalonen ist es eine neue Philosophie»
Als eine grosse Herausforderung für das Team bezeichnet Beat Gerber die neue Trainercrew und den umgebauten Staff. «Es ist eine neue Philosophie, nicht nur gegenüber der vergangenen Spielzeit, sondern auch im Vergleich mit Kari Jalonens Zeiten. Die Schweden pfegen ein ganz anderes Eishockey als die Finnen, ich denke, wir werden eher offensiv mit einem aggressiven Forechecking auftreten, wenn es die Situation erlaubt.»
Der kommenden Saison, die am 7. September beginnt, sieht das SCB-Urgestein positiv entgegen. «Wir waren in den letzten zehn Jahren sehr dominant, obwohl wir auf dem Papier nicht immer das stärkste Team hatten. Das wird auch diesmal so sein. Doch der Playoff-Viertelfnal gegen Zug hat gezeigt, dass mit Disziplin und Kampf vieles möglich ist, viel hat zur Überraschung nicht gefehlt. Wir stellen auch nächste Saison nicht die nominell stärkste Mannschaft, doch mit den Spielern, die den Kern des Teams bilden, mit Vorkämpfern wie Simon Moser, Tristan Scherwey oder Ramon Untersander, scheint mir doch einiges möglich zu sein.»
Pierre Benoit