Martin Rubin war einst ein Weltklasse-Handballer. Seit über einem Jahrzehnt steht er in Diensten von Wacker Thun. Der Spiezer ist der erfolgreichste und dienstälteste Schweizer Trainer und fordert im Cupfinal den Branchenprimus Kadetten Schaffhausen.
Seinen bisher einzigen Meistertitel als Spieler realisierte «Tinu» Rubin 1985 beim BSV. Fünf Jahre später wechselte der Linkshänder zu Wacker, wobei er zwischenzeitlich während zwei Jahren beim Bundesligisten Bayer Dormagen auf Torjagd ging, ehe er 2001 seine Spielerkarriere beendete. Zwei Jahre danach wurde der ehemalige BSV-Spieler Rubin von den Hauptstädtern als Cheftrainer verpflichtet. Weil «Tinu» 2007 keine Vertragsverlängerung erhielt, kam das Angebot von Wacker wie gerufen.
Rubin mit 38 Jahren Cupsieger
Seither gibt der Sportlehrer bei Wacker die Marschroute vor und darf mit Stolz auf eine tolle Erfolgsgeschichte blicken. Seine herausragenden Leistungen wurden mit drei Auszeichnungen der Swiss Handball Awards als bester Trainer honoriert. Rubin hat Wacker als Headcoach dreimal zum Cupsieg und zu zwei Meistertiteln geführt. Schmunzelnd berichtet er: «Wegen Personalmangels durfte ich im März 2002 als bereits 38-jähriger Oldie gegen Otmar noch einen Cupsieg als Spieler erleben.» Dass Wacker erneut im Endspiel steht, hat den 55-jährigen Rubin überrascht. «Mit Otmar, dem BSV und Kriens mussten wir hohe Hürden nehmen, um in den Final zu kommen. Das war nach dem tiefgreifenden Abgang der vier Stammspieler von Deschwanden und Sohn Lenny in die Bundesliga sowie Glatthard nach Finnland und Caspars Rücktritt keine Selbstverständlichkeit.» Im Final werden zudem die Langzeitverletzten Ron Delhees und Luca Linden fehlen.
Sechsten Cupsieg im Visier Von August bis Dezember bestritten die Rubin-Schützlinge mit der Dreifachbelastung Meisterschaft, Cup und Champions League ein Mammutprogramm von insgesamt 27 Ernstkämpfen. Trotz dem Substanzverlust durch die Abgänge von vier Stammspielern gibt sich Rubin vor dem Final gelassen. «Die Spieler konnten in der Champions League wertvolle Erfahrungen sammeln, die im Cupfinal hoffentlich zum Tragen kommen», erklärt «Tinu» und erwähnt explizit die grossen Fortschritte, die Damien Guignet gemacht hat. «Die Kadetten haben die besseren Einzelspieler. Erwischen wir aber einen guten Tag, haben auch wir Siegeschancen. Das Team ist heiss und will den sechsten Cupsieg feiern», erklärt der charismatische Rubin mit seiner rauchigen Stimme.
«Die Spieler konnten in der Champions League wertvolle Erfahrungen sammeln, die im Cupfinal hoffentlich zum Tragen kommen.»
Disziplin gefordert
«Ich bin keiner, der mit der Peitsche knallt. Meine kollegiale und offene Art kommt bei allen an. Trotzdem verlange ich unbedingte Disziplin», beschreibt Tinu sein Trainermetier. Sein Vertrag wurde jüngst um zwei Jahre bis 2021 verlängert. Rubin wird als Trainer von Wacker entschädigt, zusätzlich unterrichtet er als Sportlehrer zu fünfzig Prozent am Bildungszentrum für Wirtschaft und Dienstleistung (BWD) in Bern.
Jürg Jungi