Foto Manuel Geisser 03.04.2022 Stadion St.jakob Park Basel Saison 2021/2022 Herren Fussball Super League Fc Basel Bsc

«Wir haben eine gute Ausgangslage – mehr nicht»

Seit seinem Rücktritt als Spieler hat sich Steve von Bergen nicht verändert. Auch als YB-Sportchef ist der 39-Jährige zurückhaltend und bescheiden. Ein seriöser Schaffer, dem der Erfolg des Vereins wichtiger ist als persönliche Meriten.

Im Juli vergangenen Jahres hat der Neuenburger das Amt des Sportchefs von Christoph Spycher übernommen. Damit ist das Fachwissen in der sportlichen Führungsetage, der weiterhin Spycher und unter anderen auch Chefscout Stéphane Chapuisat angehören, noch grösser geworden. Nach dem Trainingslager im spanischen Estepona unterhielt sich der Bärnerbär mit dem Mann, der für die Schweiz 50 Länderspiele bestritten hat.

Am Donnerstagabend kehrten Sie aus dem Trainingslager zurück. Dort hat das Team das Testspiel gegen die Puskas Akadémia aus der obersten ungarischen Liga mit 3:0 gewonnen. Am Samstag stand noch ein Doppelspiel gegen Thun (2:0) und Vaduz (0:0) auf dem Programm. Wie ist die Mannschaft in Form?
Das Trainingslager ist ganz nach unseren Vorstellungen verlaufen; wir fanden hervorragende Bedingungen vor. Die Mannschaft hat sehr hart gearbeitet. Was mir auch gefallen hat, ist der Teamgeist. Es ist beeindruckend, wie die Mannschaft miteinander umgeht und den grossen Konkurrenzkampf annimmt.

Sie sprechen den internen Kampf um die Plätze im Team an …
Das ist etwas, was wir unbedingt wollen, weil auf diese Weise die Mannschaft und jeder Spieler besser werden und alle hungrig und ambitioniert bleiben.

Wie sieht die Situation bei den verletzten Spielern aus?
Ali Camara hat sich leider vor rund zwei Wochen einen Meniskusriss zugezogen. Er wird uns in den nächsten Monaten fehlen. Dieser Ausfall tut uns weh, aber wir haben im Kader genügend Möglichkeiten, um eine starke Innenverteidigung zu bilden. Kevin Rüegg und Miguel Chaiwa konnten im Trainingslager nur reduziert trainieren, Donat Rrudhani fehlte beim Testspiel gegen die Puskas Akadémia. Und David von Ballmoos hat Kniebeschwerden. Da müssen wir von Tag zu Tag schauen und abwarten, wie die Heilung verläuft.

Noch stehen 20 Spiele aus. Aber Hand aufs Herz: Mit zehn Punkten Vorsprung auf den ersten Verfolger Servette können Sie doch schon die Meisterfeierlichkeiten planen.
Das wäre komplett falsch, wenn wir so denken würden. Sie haben richtig gesagt: Es ist nicht einmal die Hälfte der Meisterschaft gespielt. Wir haben eine gute Ausgangslage – aber mehr nicht. In den ersten 16 Spielen wurde uns nichts geschenkt. Auch in den restlichen 20 Partien wird uns niemand auch nur einen Punkt schenken. Alle Gegner werden gegen YB besonders motiviert sein und uns unbedingt schlagen wollen. Darauf müssen wir vorbereitet sein. Wir haben noch einen langen Weg vor uns.

Sie waren bereits viermal Meister als Spieler, zweimal mit YB. Jetzt schicken Sie sich an, als Sportchef erstmals Meister zu werden. Welche Gefühle begleiten Sie?
Es geht nur um YB, nicht um mich. Ich bin froh, dass wir gut unterwegs sind und uns nach der letzten Saison ohne Titel sofort wieder gefangen haben.

Als Sportchef zeichnen Sie für die Zusammenstellung des Kaders zuständig und sind sicherlich schon mit der YB-Ausgabe 2023/24 beschäftigt. Was gedenken Sie mit den rund zwölf Millionen Franken zu tun, die Sie im Fall eines Weggangs von Fabian Rieder einnehmen?
Zu Zahlen nehmen wir keine Stellung. Aber im Fall von Fabian Rieder ist klar, dass er in absehbarer Zeit den nächsten Schritt machen wird. Das ist auch richtig so. Er hat sich mustergültig weiterentwickelt – vom YB-Nachwuchsspieler zum WM-Spieler mit der Schweiz. Wir sind mit ihm und seinem Umfeld im engen Austausch. Alle Direktbeteiligten wissen stets, woran sie sind. Bezüglich des künftigen Kaders: Ja, das ist so, wir machen uns in der sportlichen Führung immer Gedanken darüber, was sein könnte und wie unsere Mannschaft der Zukunft aussehen sollte.

Welches sind für Sie die wichtigsten Eigenschaften, die ein neuer Spieler mitbringen muss, wenn Sie eine Verpflichtung ins Auge fassen?
Natürlich muss er fussballerische Qualitäten mit sich bringen. Aber sehr wichtig sind uns auch die menschlichen Aspekte. Er muss ambitioniert und hungrig, aber auch ein Teamplayer sein. Wenn einer nur für sich schaut, ist er bei YB fehl am Platz. Jeder Spieler muss sich dem grossen Konkurrenzkampf stellen, bereit für hohe Erwartungen sein und eine gute Arbeitsmentalität mitbringen.

Wie haben Sie sich seit Sommer in der Funktion als Sportchef bei YB eingelebt?
Sehr gut. Ich habe beste Voraussetzungen, weil ich bei YB mit lauter Experten mit menschlichen Qualitäten arbeiten kann. Bei uns entscheidet nie eine einzelne Person. Die Entscheide entstehen immer nach Diskussionen und reiflichen Überlegungen.

Pierre Benoit

Steve von Bergen wurde am 10. Juni 1983 in Neuenburg geboren. Seine Spielerkarriere startete er beim FC Hauterive. Über Xamax und den FCZ zog er ins Ausland zu Hertha Berlin, AC Cesena, CFC Genua und US Palermo. Zwischen 2013 und 2019 spielte er für YB. Er wurde viermal Meister (FCZ 2 und YB 2) und bestritt 50 Länderspiele.

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