Als der SCB am 1. Dezember letzten Jahres in einer Medienmitteilung den Abgang Don Nachbaurs und die Ernennung des bisherigen U20-Elit- Trainers Mario Kogler zum Cheftrainer mitteilte, lagen schwierige Zeiten hinter und vor dem SCB-Fanionteam.
Die Mannschaft kam aus der ersten Quarantäne, zahlreiche Spieler durften noch nicht mitwirken, der Punktestand gab keinen Anlass für Luftsprünge – kurz und gut: Die Aufgabe, welche der neue Coach antrat, hätte komplizierter kaum sein können. «Nach einer so langen Phase ohne Eiskontakt gehen Sachen, die eigentlich selbstverständlich sind, verloren, die Automatismen und der Rhythmus fehlen – für die Spieler ist es nicht einfach, sofort wieder das volle Leistungsvermögen zu erreichen», blickt Mario Kogler auf seinen Start als Headcoach zurück. Dieser gelang mit einem 2:1-Erfolg beim souveränen Leader EV Zug zwar wunschgemäss, doch in der Folge tat sich der SCB weiterhin schwer, der Weg dorthin, wo das Team jetzt steht – in den Pre-Playoffs – erwies sich als steil und steinig.
Minimalziel erreicht
Doch Mario Kogler und sein Coaching-Team, dem auch der frühere Sportchef Alex Chatelain angehört, überzeugten die Spieler mit ihrer Art zu führen, es taktisch einzustellen, aus der delikaten Situation das Bestmögliche herauszuholen und als Höhepunkt auch noch den dritten Cupsieg der Vereinsgeschichte zu holen. «Die Opferbereitschaft der Spieler war grossartig, in vielen Momenten wollte das Team fast zu viel. Aber der Einsatz war immer hundertprozentig vorhanden, hin und wieder war der Wille gar so ausgeprägt, dass sich in einer Art Übereifer Fehler einschlichen, die zu Punktverlusten führten», verteilt Mario Kogler Blumen an die Spieler.
Genauso sind die SCB-Akteure voll des Lobes über die Art und Weise, wie der junge Coach das Team lenkt. So sagt beispielsweise Tristan Scherwey: «Die Spieler schätzen Mario Koglers Art sehr. Er bringt mit seiner Ausstrahlung wichtige, positive Energie ins Team. Er ist ein sehr cleverer Coach, der nachdenkt, bevor er redet.»
Zuversichtlich gibt sich auch der nach wie vor verletzte Gregory Sciarioni: «Dauert unsere Saison noch lange, bin ich vielleicht im siebten Finalspiel wieder dabei, jetzt ist alles möglich», sagt der Tessiner. Viel Lob erhält Mario Kogler von seinem ehemaligen Headcoach bei Thurgau, dem 100-fachen Internationalen Christian Weber: «Sein Alter, seine Unerfahrenheit sehe ich überhaupt nicht als Problem. Ich bin überzeugt, dass er grossen Respekt geniesst.» Auch bei der renommierten «NZZ» hinterliess der Mann vom Wörthersee nachhaltigen Eindruck. «Er ist seiner Zeit voraus. Was er aufschnappt, saugt er auf und verinnerlicht es», schrieb Autor Daniel Germann.
Wie weit geht der Weg?
Aufgrund der vierten Quarantäne, die den SCB vor Beginn der Pre-Playoffs erneut zu einer unerwünschten Zwangspause zwingt, hat die Mannschaft zwar Zeit, sich vom sehr anstrengenden Programm der letzten Wochen körperlich und mental zu erholen. Doch wie sich das fehlende Training und die nicht vorhandene Matchpraxis gegen den HC Davos auswirken werden, steht in den Sternen. Im Cup hat der SCB bewiesen, dass er auch gegen auf dem Papier nominell stärker besetzte Teams zu bestehen vermag, weshalb also sollte der Weg des immer noch amtierenden Meisters nicht weit führen? Zwar wäre es vermessen, jetzt eine ähnliche Serie zu erwarten wie 2016, als der SCB von Rang 8 unter Interimstrainer Lars Leuenberger zum Titel stürmte, doch ist dem Team, das jetzt ohne Druck relativ befreit aufspielen kann, einiges zuzutrauen.
Die «Kampfmannschaft»
In Österreich wird die erste Mannschaft, das Aushängeschild eines Vereins, «Kampfmannschaft» genannt. Nun, die SCB-Spieler sind willens und bestrebt, alles zu tun, um dieser Bezeichnung aus dem Herkunftsland ihres Trainers Ehre zu machen. Aus dem Fanionteam haben die Cracks um die Vorkämpfer wie Simon Moser, Beat Gerber oder Tristan Scherwey schon längst eine echte «Kampfmannschaft» gebildet. Warten wir also ab, was die an sich traurige Corona-Saison dem SCB noch bringt. «Bei uns gibt es viele Spieler, die wissen, wie man Titel gewinnt», sagt Mario Kogler. Den Beweis erbracht hat der SCB in dieser Saison bereits – mit dem begeisternden Spiel und dem Sieg im Cupfinal gegen die ZSC Lions.
Pierre Benoit