Rund eineinhalb Jahre ist es her, seit Mark Streit nicht mehr als Profi auf dem Eis steht. Seine Leidenschaft gehört mittlerweile nicht zuletzt seiner eigenen Uhrenmarke. Und natürlich seiner Familie.

Mark Streit, 2009 waren Sie der erste Schweizer, der als Spieler an einem NHL-Allstar-Game teilnehmen durfte. Nun erlebten Sie im Januar diesen Event als Beobachter in San José. Was ging Ihnen dabei durch den Kopf?
Dass die Zeit recht schnell vorbeigeht. Und dass ich das NHL-Eishockey, obwohl ich schon vor über anderthalb Jahren zurückgetreten bin, vermisse. Ich gebe zu: Dieses Wochenende war etwas schwierig für mich, ich machte mir viele Gedanken. Nicht zuletzt, weil ich auf den Moment damals, 2009, sehr lange hingearbeitet habe.

Sie haben gelitten?
Das Herz blutete ein wenig, ja. Der Sport fehlt mir.

Wie gut wären Sie aktuell noch in Form, wenn Sie aufs Eis laufen müssten?
Oh, das mit der Form geht relativ schnell. Ich bin in Bern einmal pro Woche mit den Senioren auf dem Feld und merke, dass alles ein bisschen holpriger geworden ist und nicht mehr so gut funktioniert wie auch schon (lacht).

Sie trainierten die Novizen- und Elite-Junioren des SCB, fungieren als TV-Experte bei SRF und sind im VR des Schweizerischen Eishockeydachverbandes SIHF. So richtig loslassen vom Eishockey können Sie nicht.
Wer so lange mit diesem Virus infiziert war, und bei mir sind das doch rund dreissig Jahre, kann nicht einfach die Schlittschuhe ausziehen und alles ad acta legen. Dennoch habe ich eine Weile gebraucht, um Distanz dazu zu gewinnen. Meine Erfahrung und mein Wissen möchte ich in Zukunft aber in irgendeiner Form weitergeben.

Sie werden immer wieder gefragt, ob Sie sich vorstellen können, ein Traineramt zu übernehmen.
Das wäre eine riesige Herausforderung – und enorm zeitintensiv. Coach zu sein, ist eine Möglichkeit, die aktuelle Familiensituation mit zwei kleinen Kindern lässt einen solchen Job aber derzeit einfach nicht zu. Den Kontakt zum Eis möchte ich auf jeden Fall behalten und dann schaue ich, wo ich am Ende lande. Schliesslich muss mir das Ganze ja auch richtig Spass machen.

«Ich gehe sicher nicht im Anzug zur Tür raus.»

Zusammen mit Ihrem Geschäftspartner Ben Küffer haben Sie nun die Uhrenmarke Norqain lanciert. Wie kam es dazu?
Uhren-affin war ich schon früher, als kleiner Bub trug ich Swatch-Uhren. Ich besitze sonst, bis auf den Ehering und einige wenige Ketten, kaum Schmuck. In Nordamerika realisierte ich, dass Uhren nach wie vor ein grosses Schweizer Kulturgut sind. Viele Marken werden heutzutage jedoch ins Ausland ausgelagert, deshalb war es uns wichtig, einen echten Schweizer Brand ins Leben zu rufen. Zudem passt es menschlich gut, wir haben coole Leute im Team. Und: Die Uhr läuft von selbst, braucht keine Batterien und ist daher ein sehr nachhaltiges Produkt.

Wie viel Mark Streit steckt in dieser Uhr?
Ben Küffer, sein Vater sowie Ted Schneider hatten in dem Bereich den Lead. Ich durfte aber stets sagen, was mir gefällt und gab meine Inputs. Natürlich mag ich die Modelle jener zwei Kollektionen, die bereits erschienen sind. Ich bestand vor allem auf den grauen Armbändern, weil man diese Farbe eigentlich zu allem tragen kann.

Was bedeutet für Sie denn Stil im Allgemeinen? Sie mussten in Ihrem Leben ja sehr häufig in Anzügen auftreten.
Eine Schale anzuziehen, bereitete mir zu Beginn etwas Mühe. In der Schweiz haben wir diesbezüglich eine andere Kultur. In der NHL ist das Spiel ein Event, dementsprechend kleiden sich Spieler, aber auch Funktionäre, Journalisten etc. ganz anders. Ich fand Gefallen daran, eine gute, gepflegte Erscheinung abzugeben. In dieser Hinsicht kann man sich sowieso stetig weiterentwickeln.

Inwiefern?
Ich bin kein grosser Marken-Fanatiker, kein Fashion Victim. Ich muss nicht irgendetwas anziehen, um enorm aufzufallen, da bin ich eher etwas konservativ. Aber natürlich lege ich Wert aufs Äussere. Da habe ich in Nordamerika viel gelernt.

Was tragen Sie, wenn Sie privat unterwegs sind und beispielsweise einkaufen gehen?
Ich gehe sicher nicht im Anzug zur Tür raus (lacht). Es sind dann wohl eher Jeans, ein Sweatshirt, Jacke, Kappe und Schal, vielleicht ein paar Turnschuhe. Ich schaue schon, dass es passt – wer Kleinkinder hat wie ich, wird aber unkomplizierter, schliesslich gibt es doch das eine oder andere Mal ein paar Flecken. Rausputzen tue ich mich eher, wenn ich mit meiner Frau irgendwo schön essen gehe.

Ist die Familienplanung eigentlich abgeschlossen?
Unsere zwei Mädchen sind knapp zwei Jahre auseinander. Eine wunderschöne und intensive Zeit. Den grossen Wunsch, dass ein drittes dazukommt, haben wir momentan noch nicht. Wir sind sehr glücklich mit unseren zwei kleinen Fräuleins. Aber das letzte Wort ist in diesem Fall möglicherweise noch nicht gesprochen (lacht).

Yves Schott