«Schlechter kann es nicht gehen!» SCB-Captain Simon Moser blickt einige Stunden nach der Niederlage im letzten Spiel gegen den Lausanne HC und dem damit verbundenen schnellen Saisonende zurück.
Neben Beat Gerber ist Simon Moser der erfahrenste Spieler im Kader des SCB und mit 121 Länderspielen der Vorzeigekämpfer. Einer, der sich stets hundertprozentig einsetzt und keinen Aufwand scheut. Er weiss, wie sich Siegen anfühlt, aber in den letzten drei Jahren lernte er auch mit Enttäuschungen und Niederlagen umzugehen. In der vergangenen Woche kam es mit dem Verpassen der Pre-Playoffs zum absoluten Tiefpunkt. Wer Simon Moser kennt, weiss, dass er nicht nach Ausflüchten und Entschuldigungen sucht. Er schaut den Tatsachen in die Augen und sagt: «Wir waren einfach nicht gut genug – die Qualität fehlt.»
Keine Ausreden
Simon Moser könnte auch erwähnen, dass der SCB viele Ausfälle zu beklagen hatte, sei es wegen Verletzungen oder Corona, namentlich auch in den letzten, entscheidenden Begegnungen fehlten mit Topskorer Dominik Kahun, Ramon Untersander, Mika Henauer und lange Zeit auch Tristan Scherwey zahlreiche Spieler, die den Unterschied ausmachen können. Doch er sucht nicht nach Ausflüchten. «Wir hatten zuletzt viele Begegnungen innert kurzer Zeit. Häufig spielten wir nur mit drei Linien, was an den Kräften zehrte, das stimmt. Doch es gibt auch die andere Seite. Wir kamen zu oft von unserem geplanten System ab, verloren den Faden und kassierten zu viele Strafen. Viele Spieler waren dem enormen Druck nicht gewachsen, der mit jedem verlorenen Spiel grösser wurde. Doch es ist eine Tatsache, dass wir in den letzten drei Jahren als Team nicht besser geworden sind im Gegenteil, da gibt es nichts schönzureden.»
Was passiert mit Trainer Johan Lundskog?
Richtigerweise will der SCB nach dem abrupten Ende, das noch sechs Spiele vor Schluss der Regular Season mit einem Elf-Punkte-Polster auf den HC Ambrì-Piotta unmöglich zu sein schien, nichts überstürzen. «Wir waren einfach nicht besser. Aus, Ende, Amen», bilanzierte SCBCEO Marc Lüthi am Tag danach bei SRF. Nicht nur er, sondern auch die sportliche Führung um Sportdirektor Raeto Raffainer und Sportchef Andrew Ebbett ist gefordert. Vor allem die Arbeit von Cheftrainer Johan Lundskog muss unter die Lupe genommen werden, seine Weiterbeschäftigung scheint nicht in Stein gemeisselt zu sein. Sportdirektor Raeto Raffainer – die Enttäuschung stand ihm nach dem Spiel ins Gesicht geschrieben – warnt wie Marc Lüthi unter dem Einfluss der Emotionen vor Schnellschüssen. «Mir tut es für die ganze Organisation und die Fans leid. Wir müssen uns jetzt an die Aufarbeitung machen, da bin ich besonders gefordert.» Der Bündner erwähnt auch, dass der Umbruch, der nun eingeleitet wird, die Aufgabe nicht leicht machte. «Es waren schwierige Gespräche mit den Spielern, die uns verlassen müssen. Seit August war es ein Geknorze.» In Simon Mosers Rückblick steht logischerweise die Mannschaft im Vordergrund. «Wir waren oft den berühmten Sekundenbruchteil zu spät, beklagten viele unnötige Scheibenverluste, was in der Summe zu den vielen Niederlagen führte. Vor allem fehlte uns die Konstanz, oft schwankten die Leistungen auch während einer einzigen Partie gewaltig. An die nächste Saison mag ich noch nicht gross denken. Aber eines steht fest: Wir dürfen uns nicht davon blenden lassen, dass einige Spieler von hoher Qualität zu uns stossen. Jeder, der jetzt dabei war, muss sich selbst gegenüber härter sein, mehr investieren und auf dem Eis noch intensiver versuchen, dem Nebenmann zu helfen.» Das sind die kleinen Punkte, an die sich Simon Moser klammert; die Details, die ihm ein wenig Zuversicht geben, auf dass sich nach drei mageren Jahren wieder die Erfolge einstellen, die man sich beim 16-fachen Meister gewohnt ist.
Noch ist die Saison nicht zu Ende
Vom 13. bis 29. Mai findet in der finnischen Hauptstadt Helsinki und in Tampere die Weltmeisterschaft statt, an der es für die Schweiz auch darum geht, sich für das schwache Abschneiden an den Olympischen Spielen zu rehabilitieren. Mit grösster Wahrscheinlichkeit wird auch Simon Moser dabei sein, zusammen mit seinen Teamkollegen Ramon Untersander und Tristan Scherwey, vorausgesetzt, die beiden sind Mitte April hundertprozentig fit. «Ich weiss noch nicht genau, wie es weitergeht, doch für die Spieler aus Teams, die bereits ausgeschieden sind, finden jeweils spezielle Zusammenzüge statt.» So bietet sich dem SCB-Captain eventuell doch noch die Möglichkeit, seine verkorkste Saison mit einem Happy End abzuschliessen.
Pierre Benoit