Am Sonntag kam es für die Young Boys zu einem versöhnlichen Saisonabschluss. Das Wankdorf war bei der beeindruckenden Dernière von Ballzauberer Miralem Sulejmani ausverkauft. YB schlug GC und die Fans zeigten sich voller Vorfreude auf die kommende Saison.
«Nach dieser schwierigen Saison müssen wir wieder richtig Schwung holen. Ich bin überzeugt, dass wir einiges aufgegleist haben, welches YB vorwärtsbringen wird», sagt Spycher im Gespräch mit dem Bärnerbär.

Wir gehen davon aus, dass Sie am Mittwoch den Sieg von Eintracht Frankfurt im Europa-League-Final verfolgten, haben Sie doch 150 Pflichtspiele für die Sportgemeinde gespielt und waren deren Captain. Kamen besondere Gefühle auf?
Ja, ich habe mich sehr für die Eintracht gefreut, insbesondere für Djibril Sow, der bei YB den Aufstieg zum Leistungsträger und Nationalspieler geschafft hat und nun seinen Weg bei Frankfurt in grosser Manier weiterführt. Gewinnt ein ehemaliger YB-Spieler die Europa League, erfüllt uns das mit Stolz.

In der 1. Bundesliga fällt Ihr Name stets, wenn bei irgendeinem Spitzenklub der Posten des Sportdirektors vakant ist. Bleiben Sie YB treu?
Der Verwaltungsrat weiss schon seit geraumer Zeit, dass ich den Weg mit YB weitergehen will. Demnächst werden wir Zeit finden, die Details zu klären. Und dann werden wir die Öffentlichkeit informieren.

Am Freitag trafen sich die Klubs der Super League und der National League, um über die Aufstockung und einen neuen Modus abzustimmen. Sind Sie mit dem Ergebnis zufrieden?
Nein. Selbstverständlich akzeptieren wir die demokratisch gefällten Entscheide. Aber wir erlauben uns nach wie vor zu betonen, dass wir gegen die Einführung von Playoffs waren, weil sie aus unserer Sicht sportlich unfair sind, die Klubs auf diese Weise zu wenig Planungssicherheit haben und sie in Bezug auf die Sicherheit Fragezeichen mit sich bringen.

Abgesehen von der Champions League verlief die Saison nicht wie erwartet. Woran lag es? Verletzungspech ohne Ende, mit Wagner ein falscher Trainer oder im Winter zu viele Abgänge?
Es war eine Mischung von vielen Faktoren. Wir wehren uns dagegen, David Wagner als Alleinschuldigen darstellen zu lassen. Und es war auch nicht alles schlecht. Aber gesamthaft haben wir unsere eigenen Erwartungen nicht erfüllt. Das schmerzt, bietet aber die Chance, es in der neuen Saison besser zu machen.

Es wird diverse Veränderungen im Kader geben. Können Sie uns zu den Stichworten Trainer, Nsame, Siebatcheu schon etwas mehr verraten?
Nein, wir haben immer gesagt, dass wir die Saison zuerst beenden wollen. Nun kommt die Zeit der Analysen und Entscheidungen. Siebatcheu wurde Torschützenkönig. Da ist es logisch, dass er das Interesse anderer Klubs geweckt hat. Nsames Leihe mit Venezia ist ausgelaufen. Nun steht er wieder bei uns unter Vertrag. Mit der Wahl des Trainers beschäftigen wir uns derzeit.

Wir wollen uns nicht an den Spekulationen um den neuen Trainer beteiligen, die in der ganzen Schweizer Medienwelt grassieren. Welches sind die wichtigsten Voraussetzungen, welche der neue Coach, falls Matteo Vanetta nicht im Amt bleibt, erfüllen muss?
Das ist kein Geheimnis und gilt für jeden YB-Trainer: Wir wollen dominant und offensiv spielen und junge Spieler weiterentwickeln.

Bedauern Sie den Abgang von Ballzauberer Miralem Sulejmani genauso sehr wie wir?
Ja. Er verlässt YB als Legende. Es war wunderschön zu verfolgen, wie ihn die YB-Fans am Sonntag beim letzten Spiel gefeiert haben. Das hat sich Miralem sehr verdient. Ich möchte noch etwas zum Publikum sagen…

Nur zu!
Dass das Wankdorf im letzten Spiel der Saison ausverkauft war, hat uns alle riesig gefreut und war ein starkes Zeichen der YB-Fans.

Vor Saisonbeginn lautete das Hauptziel Überstehen der Champions-League-Qualifikation, was das Team mit Bravour schaffte. Daneben lief einiges schief. Deshalb gilt es, neue Reizpunkte zu setzen. Der Titel zurück nach Bern und Erfolge auf Europas Bühne. Kann man die Zielsetzung so oder ähnlich formulieren?
Es bringt nichts, nun bereits über die Ziele der neuen Saison zu reden. Nach dieser schwierigen Saison müssen wir wieder richtig Schwung holen. Ich bin überzeugt, dass wir einiges aufgegleist haben, welches YB vorwärtsbringen wird.

Fussball ist ein schnelllebiges Geschäft. Vier Jahre lang surfte YB auf der Erfolgswelle, in dieser Saison war alles ein bisschen anders. Wie zuversichtlich sind Sie, dass YB 2022/23 wieder das YB von 2018–21 sein wird?
Ich bin zuversichtlich, dass wir uns wieder von einer anderen Seite zeigen werden. Um Meister zu werden, muss man sehr viele Sachen richtig machen. Das ist uns zuletzt zu wenig gelungen. Wir haben aus den letzten Jahren sehr viel Orientierungshilfe, um zu sehen, wie viel es braucht, um ganz vorne stehen zu können. Die Erfahrungen der letzten Monate werden für die Zukunft wertvoll sein.

Pierre Benoit