Als Nicolas Moumi Ngamaleu im Sommer 2017 aus Österreich zu den Young Boys wechselte, sorgte das nicht für grosse Schlagzeilen. Doch der Offensivspieler aus Kamerun war ein Glücksgriff, er dürfte bei einem Weitertransfer ordentlich Geld in die YB-Kassen spülen.
Ein Typ für dicke Schlagzeilen ist Ngamaleu nicht. Wer mit ihm spricht, muss gut zuhören. Er sagt: «Ich spiele für die Mannschaft, gebe alles fürs Team. Geht es dem Team gut, geht es mir auch gut. Das ist wichtiger, als selbst Tore zu erzielen.» Diese uneigennützige Art gepaart mit der spielerischen Qualität macht ihn für den Meister wertvoll. «Er war in Österreich einer der besten Spieler», sagte der damalige YB-Trainer Adi Hütter im Sommer 2017. Ngamaleu ist als Torschütze gefragt und im Abschluss gefährlich, wie seine 26 Tore in wettbewerbsübergreifenden 107 Spielen für YB zeigen. Aber er ist auch ein guter Vorbereiter (23 Assists) und keiner, der für Eskapaden sorgt.
Publikumsliebling in Altach
Die Young Boys sind in Europa die zweite Station des 25-jährigen Kameruners. Er, der schon früh mit dem Fussball begann, merkte mit 14 Jahren, dass er Profi werden möchte. Sein Ziel war es, so gut zu werden wie die Spieler, die er am Fernsehen sah. Gleichzeitig wollte Ngamaleu – dies ist der Name seiner Mutter, Moumi der seines Vaters, also beides Familiennamen – seine Familie unterstützen, die in Kamerun in ärmlichen Verhältnissen lebte. Die erste Etappe auf diesem Weg war Österreich, der SC Rheindorf Altach, wohin er im Sommer 2016 wechselte. Nach schwierigen Monaten wurde er im zweiten Halbjahr zum Leistungsträger und Publikumsliebling und erhielt als Belohnung ein Aufgebot für den Confederations Cup in Russland, wo er für Kamerun zu zwei Teileinsätzen kam. Der Wechsel nach Österreich sei ihm nicht leichtgefallen, gesteht der Offensivspieler. «Das war schwierig, aber ich hatte Ziele, wollte es nach Europa schaffen. In Kamerun ist man sich ein heisses Klima mit hohen Temperaturen gewöhnt, in Europa hat man im Winter mit Minus-Temperaturen zu kämpfen. Aber ich habe mich an das Klima und das Leben gewöhnt.» Nach einem Jahr verliess er den Klub aus dem Vorarlberg und zog weiter zu YB. Damals hatte er auch andere Möglichkeiten, doch er entschied sich für Bern, weil er dies als perfekten nächsten Schritt sah. «Ich wollte meinen Weg weitergehen und eine neue Stadt und ein neues Land kennenlernen.»
Eine Win-win-Situation
Es war rückblickend der richtige Entscheid für beide Seiten, eine Win-win-Situation. In der Saison 2017/2018 wurden die Berner zu Gipfelstürmern, lösten den FC Basel als Dominator der Liga ab und Ngamaleu hatte seinen Anteil daran. Zwar oft als Ergänzungsspieler, aber nicht minder wertvoll. In dieser Saison ist er eine feste Grösse, erzielte in 18 Spielen der verschiedenen Wettbewerbe acht Tore und sieben Assists. Ein Blick in die Statistik verrät: Nicolas Moumi Ngamaleu fühlt sich in Bern und bei YB wohl, was er bestätigt: «Ich bin zufrieden, in privater und sportlicher Sicht.» Ihm fehle ab und zu die Atmosphäre seiner Heimat, «aber ich bin hier, um zu arbeiten und kann damit umgehen». Umso schöner ist es, wenn ihn sein Sohn besucht, zudem lebt und studiert seine ältere Schwester in Lausanne, so dass er sie regelmässig sieht. Das Leben neben dem Feld ist angenehmer, wenn es sportlich läuft. Ngamaleu sieht den Wechsel von Österreich in die Schweiz als Schritt vorwärts. «Das Niveau ist gut», sagt er, «für mich bedeutet YB alles, aber für mich ist klar: Die Schweiz ist ein Trampolin. Ich muss mich verbessern, Fortschritte machen, denn ich will den Sprung in eine grössere Liga schaffen.» Sein Traum ist es, in der Premier League zu spielen, am liebsten für Manchester City.
Stolzer Nationalspieler
Möglichkeiten zu internationalen Auftritten bieten sich Ngamaleu mit dem Nationalteam. Zehn Länderspiele hat er bestritten, das elfte lässt über ein Jahr auf sich warten. «Es ist wichtig, für Kamerun zu spielen, es macht mich stolz, mein Land zu vertreten.» Dabei helfen soll YB als Bühne, als Trampolin. Momentan läuft es bestens, zwei Meistertitel waren wunderbar. Aber es ist nicht sein finaler Traum. «Das ist Manchester City, der Gewinn der Champions League», erklärt der 25-Jährige. Es sind hochgesteckte Ziele, aber sicher ist, dass sich ein Wechsel in die englische Premier League für YB lohnen würde.
Andy Maschek/FOOT