Mit dem Namen konnten sich Bernerinnen und Berner nie anfreunden: Stade de Suisse – das war fremd, das ging ganz einfach nicht. Wo immer man in den letzten 15 Jahren auch hinhörte, die YB-Fans gingen weiterhin ins Wankdorf, um YB zu unterstützen.
Nun, CSL Behring sei Dank: Ab 1. Juli finden die YB-Heimspiele ganz offiziell wieder im Wankdorf statt – das Stade de Suisse ist nichts als eine Erinnerung, die schnell wieder aus den Köpfen der Berner verschwinden wird.
Zwei YB-Insider, die das besonders freut, sind YB-CEO Wanja Greuel, der in Zusammenarbeit mit seinem Team die Namensänderung erst möglich machte, und Jacques Chèvre, ehemaliger Präsident des Vereins Fussballstadion Wankdorf (VFSW) und von 1994-96 auch YB-Präsident, als der VFSW dem bankrotten BSC YB mit einer Finanzspritze das Überleben ermöglichte. «Als Eigentümerin stellte der VFSW dem BSC YB das Stadion zur Verfügung und war für die Verwaltung zuständig», blickt Notar Chèvre zurück. «Ewige Nostalgiker vertraten zwar die Ansicht, dass der VFSW auch nach dem Neubau seine Aufgaben weiterführen solle, doch das war nicht möglich und hätte seine finanziellen Möglichkeiten weit überschritten.» Der VFSW, der neuerdings von Silvano Flückiger, dem Sohn des ehemaligen Nationalspielers und vierfachen Meisters mit YB, Marcel Flückiger, präsidiert wird, beschränkt sich heute darauf, die YB-Frauen und das YB-Museum mit Beiträgen zu unterstützen.
Was lange währt …
Wanja Greuel, seit mehr als dreieinhalb Jahren an der operativen Spitze des BSC YB tätig, beginnt seine Äusserungen, wie es zur Rückkehr zum Namen «Wankdorf» kam, mit einer amüsanten Episode. «Als ich am ersten Arbeitstag einen Blick auf meine Visitenkarte warf und dort nicht YB, sondern Stade de Suisse stand, war ich enttäuscht. Ich wollte im Wankdorf für YB arbeiten.» Ein Jahr später wurden die Visitenkarten sowie die E-Mail-Adressen geändert und die Angestellten arbeiteten nun wieder für YB. Ab Mittwoch gehen sie auch wieder im Wankdorf und nicht mehr im Stade de Suisse ein und aus. «Seit wir auf Kunstrasen spielen, finden keine Länderspiele hier statt, auch die Cupfinals wurden lange andernorts ausgetragen und generell hat sich die Vision eines Nationalstadions in der Schweiz nicht durchgesetzt, also gab es keinen Grund, das Stadion Stade de Suisse zu nennen», sagt Wanja Greuel. Die Suche nach einem Namensgeber, einem Unternehmen, welches als Naming-Right-Partner bei YB einsteigt, wurde von Wanja Greuel und dem Team um Roman Grünig, dem Leiter Sales und Sponsoring bei YB, schon vor einiger Zeit an die Hand genommen, doch aus irgendeinem Grund kam es nie zu einem Abschluss dieses für YB lukrativen Geschäfts. «Gespräche mit einigen möglichen Partnern fanden statt, ehe wir auf die Idee kamen, statt in die Ferne zu schweifen, in der Nähe zu suchen. Seit langem bezogen wir beispielsweise für die Rasenheizung die Abwärme des Nachbars CSL Behring, das Unternehmen führt oft in unseren Räumlichkeiten Veranstaltungen durch und so nahmen wir die Verhandlungen mit der neuen Leitung auf. Unsere Präsentation, die bei der alten Stadionuhr begann, mit einem Rundgang durchs Stadion und Filmproduktionen auf den Screens weiterging und mit einer Vision, was alles in den kommenden zehn Jahren sein wird endete, war erfolgreich. Es gelang uns, die Verantwortlichen zu überzeugen und eine Einigung zu erreichen.»
Wo liegt der Nutzen?
Auch auf die Frage, welches der Nutzen für ein Unternehmen sein kann, das zwar das Namensrecht erwirbt und dafür alljährlich einen stolzen Obolus entrichtet, dieses Recht aber nicht nutzt, findet Wanja Greuel Erklärungen. «CSL Behring ist nicht ein lauter Partner, aber das Unternehmen, das in den nächsten Jahren weiter expandieren wird und grosse Projekte hat, erreicht auf diese diskrete Art und Weise im Quartier und in der ganzen Stadt viel Goodwill. Dazu kommt, dass wir bei YB in regelmässigen Abständen mit diversen Aktivitäten mit Sicherheit dafür sorgen werden, dass die Gründe, weshalb unser Stadion wieder Wankdorf heisst, nicht in Vergessenheit geraten. Für YB ist diese Partnerschaft ein absoluter Glücksfall und ein Meilenstein in der Klubgeschichte.» Roman Grünig, als Leiter der Sponsoringabteilung an diesem emotionalen Projekt direkt beteiligt, bezeichnet die Partnerschaft gar als «absoluten Höhepunkt meiner langjährigen Tätigkeit in der Fussball-Vermarktung».
Pierre Benoit