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YB-Dauerläufer Michel Aebischer: Perpetuum mobile im Mittelfeld

Er ist intelligent, ehrgeizig, selbstbewusst, bescheiden, ausgeglichen, weitsichtig und zuvorkommend. Und – das vor allem – ein grossartiger Fussballer. Im Leben des 22-jährigen YB-Mittelfeldregisseur gibt es aus Berner Sicht nur einen Makel: Er ist bekennender Fan des HC Fribourg-Gottéron.

Nun, hier kommt es auf die Sichtweise an, werden Eishockeyfans ennet der Sense sagen, also lassen wir das und unterhalten wir uns mit Michel Aebischer über die Sportart, in der seine Kernkompetenz liegt: Fussball. Nach Lehrjahren auf der YB-Geschäftsstelle und auch auf dem Rasen ist der Mann, der im YB-Mittelfeld während einer Partie meist mehr als elf Kilometer abspult, aus dem Team nicht mehr wegzudenken. YBs Perpetuum mobile debütierte mit 19 im Fanionteam der Gelb-Schwarzen, in der Zwischenzeit ist er Fixstarter und Stammspieler, Denker und Lenker im Mittelfeld mit einem auf der Internet-Plattform tranfermarkt.de geschätzten Marktwert von 4,5 Millionen Euro – Tendenz klar steigend. Nicht schlecht für einen jungen Mann, der aus dem Freiburger Dorf Heitenried kommt, ein Ort mit 1396 Einwohnern, der nahegelegenen Grasburg und dem Schloss als Sehenswürdigkeiten, zwei Beizen und einem Wohn- und Altersheim.

Der Stellenwert hat sich verändert
«Früher war ich der Junge, jetzt befinde ich mich in der Position, in der sich meine älteren Kollegen in den vergangenen Jahren befanden. Ich versuche, obwohl auch ich noch jung bin, den noch Jüngeren zu helfen – mein Stellenwert hat sich verändert.» Der beidfüssige Mittelfeldregisseur («Ich habe von klein auf mit beiden Füssen trainiert») sagt von sich selbst, dass er am Ende eines Spiels zwar müde sei, ihm das viele Laufen aber keine Probleme bereite. «Je mehr ich mich bewege, umso mehr Ballkontakte habe ich, das ist für einen Mann auf meiner Position sehr wichtig.»

Die Verbindung zu Hoarau
Seit seinen ersten Einsätzen im Fanionteam verbindet den Heitenrieder ein besonderes Verhältnis zu Guillaume Hoarau. «Als ich neu ins Team kam, hat er mich sofort perfekt aufgenommen, mir geholfen, wo er konnte, wie übrigens auch Captain Steve von Bergen. Vielleicht liegt unsere Verbundenheit auch darin begründet, dass wir einen ähnlichen Spielstil pflegen. Wir lieben Doppelpässe und das Kurzpassspiel, da sind wir uns durchaus ähnlich.» Über seinen Marktwert, der ständig steigt und derzeit schon die Fünf-Millionen-Grenze kratzt, macht er sich wenig Gedanken. Bis 2022 ist er vertraglich an die Young Boys gebunden, was danach (oder schon vorher) kommt, steht in den Sternen geschrieben. «Liest man diese Zahlen, macht man sich schon Überlegungen, aber nicht zu viele. Ich konzentriere mich einzig und allein auf meine Leistungen bei YB. Sind diese gut, flattern automatisch Angebote ins Haus, da wird sich mein Berater darum kümmern, ich lege mein Hauptaugenmerk auf YB.» Schaut Michel Aebischer, der nach wie vor in Heitenried wohnt, zurück, staunt auch er, wie schnell alles gegangen ist.

Beim Einstand nervös
«Bei meinem Einstand im September 2016 war ich natürlich nervös, es war ein sehr spezielles Gefühl, vor so vielen Zuschauern spielen zu dürfen.» YB gewann damals dank zwei Toren Miralem Sulejmanis 2:1 gegen Luzern, Michel Aebischer wurde nach 89 Minuten eingewechselt. In der Zwischenzeit ist er zweifacher Schweizermeister und hat sich als Leistungsträger an grosse Kulissen gewöhnt. «Heute ist es vor den Spielen mehr Anspannung als Nervosität», sagt die Nummer 20, die auf dem Rasen immer mehr Verantwortung übernimmt. Auch neben dem Feld gibt sich der beidfüssige Regisseur bescheiden. Seine Heimat ist weiterhin das 25 Autominuten entfernte Heitenried. «Hier ist es schön, ruhig, der Blick auf die Berge ist frei», sagt der Freiburger, der vorderhand noch an Mutters Herd isst und auch bei den Eltern wohnt. Und was sagt er zum Thema Nationalmannschaft? «Ich habe auf allen Juniorenstufen in den Schweizer Auswahlteams gespielt, es gilt, erfolgreich aufzutreten, dann kommt früher oder später auch ein Aufgebot.» Spieler mit dem Charakter Michel Aebischer könnten dem aktuellen Nationalteam nur gut anstehen. Weniger Knatsch ausserhalb des Spielfelds wäre mit mehr Akteuren der Sorte Aebischer garantiert.

Pierre Benoit

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