Im Sport sind Prognosen eine ziemlich heikle Geschichte. Davon profitieren vor allem die Wettanbieter, die gutes Geld verdienen, weil sich die Voraussagen meist als falsch erweisen. Das weiss auch der Bärnerbär.
Deshalb ist unser Ausblick in die erste Hälfte des Berner Sportjahrs mit einem Augenzwinkern verfasst und nicht ganz ernst zu nehmen. Aber wer weiss? Möglich, dass sich die eine oder andere Annahme plötzlich doch als zutreffend erweist. Fortsetzung folgt im Juni.
18. Januar
Dank einem Artikel im Bärnerbär hat der Gemeinderat von Ostermundigen das Problem «Plätze des FC Ostermundigen» in die Traktandenliste aufgenommen. Man hat gelesen, dass der FCO 22 Nachwuchsteams mit insgesamt 360 Kindern aus 50 Nationen betreut und in der Gemeinde eine wichtige soziale Aufgabe übernimmt. Durch den Bau des Trams nach Ostermundigen wird der FCO mindestens zwei Trainingsplätze verlieren, viele Kinder werden ihr Hobby nicht mehr ausüben können. Deshalb hat der Gemeinderat entschieden, einen sofortigen Baustopp auf dem Bärenareal zu verfügen und anstelle des Hochhauses den weltweit ersten zweistöckigen Fussballplatz zu bauen. HERZOG Bau und Holzbau AG hat bereits Pläne vorgelegt. Inhaber Thomas Haas: «Unten bauen wir einen Platz mit Kunstrasen, was sich aufgrund der fehlenden Sonneneinstrahlung aufdrängt, oben einen Platz mit Naturrasen.»
10. März
Stadt-, Gross- und Nationalrat Erich Hess jubelt. «Unsere Argumente sind bei den Stadtbernerinnen und Stadtbernern angekommen.» Die Bürgerinnen und Bürger haben an diesem Sonntag das vom Quartett Ursula Wyss, Luzius Theiler, Franziska Teuscher und Tamara Funiciello lancierte «Velorennen gegen den Strom» bei einer Stimmbeteiligung von 54,7 Prozent mit 27 367 zu 22 913 Stimmen bachab geschickt. «Zweimal gegen den Strom, das geht einfach nicht», weiss Erich Hess. «Velos ohne elektrische Unterstützung und in der Innenstadt wie immer gegen die Fahrtrichtung der Autos fahrend, da wäre die Verletzungsgefahr für die entgegenkommenden Automobilisten viel zu gross gewesen», sagt Erich Hess im Rathaus, wo «BZ», «Bund» und TeleBärn vergeblich auf Stimmensuche von Vertretern des unterlegenen Quartetts sind. Diese haben sich nach Bekanntgabe des Resultats in einen hinteren Saal des Hotels Bern abgesetzt, wohl um sich gegenseitig Trost zu spenden.
31. März
Der BSC Young Boys findet Aufnahme im Guinness-Buch der Rekorde. Weil der Tabellenzweite FC Thun in Neuenburg gegen Xamax nicht über ein 1:1 hinauskommt und YB gleichzeitig gegen den abstiegsgefährdeten FC St. Gallen 5:0 gewinnt, beträgt der Vorsprung der Gelb-Schwarzen zehn Runden vor Schluss auf den Kantonsrivalen 31 Zähler. So früh stand noch nie ein Team der obersten Spielklasse als Meister fest – die Aufnahme im Guinness-Buch ist YB sicher. Trotz akuter Abstiegsgefahr gratulieren die deklassierten St. Galler-Verantwortlichen den Bernern sportlich fair. FCSG-Präsident
Marco Zwyssig, wie Sportchef Jörg Stiel und Spielertrainer Tranquillo Barnetta erst seit drei Wochen im Amt: «Beneidenswert, was in Bern in den letzten Jahren auf die Beine gestellt worden ist. Da können wir nur neidvoll in die Bundesstadt blicken.» Rekordverdächtig auch die Quote von Guillaume Hoarau, der nach 26 Runden mit 31 Toren die Goalgetter-Rangliste anführt.
24. April
Beat «Bidu» Gerber, der SCB- Oldie, wird nach dem siebten Playoff-Finalspiel gegen die SCL Tigers minutenlang von den Fans auf den Schultern durch die PostFinance-Arena getragen, bis zuoberst auf die Stehplatzrampe. Er hat gegen die Emmentaler nach 78:33 Minuten mit einem «Buebetrickli» Langnaus Goalie Damiano Ciaccio bezwungen und das alles entscheidende 1:0 für den SCB erzielt, der sich zum 16. Mal als Schweizermeister feiern lassen kann. In Bern wird auch in der Energie Lounge gesungen und getanzt, doch nicht nur das. In einer Ecke stecken BLS-CEO Bernard Guillelmon, Jungraufbahnen-CEO Urs Kessler, Urs Ullrich, Inhaber der Münsterkellerei, Ueli Reinhard, Area Sales Director Feldschlösschen, SCBCOO Rolf Bachmann und YB-CEO Wanja Greuel die Köpfe zusammen. Sie planen für übermorgen die Meisterfeier auf dem «Top of Europe». Auf 3466 m, auf dem Jungfraujoch, soll gefeiert werden. Eingeladen sind auch die Young Boys, damit das erste gemeinsame Meistertitel-Fest seit 1959 wirklich standesgemäss über die Bühne geht.
22. Juni
Das Formel-E-Rennen in Bern war ein Riesenerfolg, Hunderttausende aus nah und fern pilgerten in die Stadt, um dem Anlass beizuwohnen, die Hotels waren während drei Tagen ausgebucht bis nach Meiringen, St. Imier und Gstaad – und auch die Beizer melden Rekordumsätze. Stadtpräsident Alec von Graffenried ist so begeistert, dass er trotz zu erwartenden Widerständen auch aus seiner eigenen Partei mit Paul Gutjahr, dem Kommissar der Formel 1, sogleich einen Besprechungstermin vereinbart. Ziel ist es, die Formel 1 erstmals seit 1954 wieder nach Bern zu bringen. Affaire à suivre.
Pierre Benoit