Am 14. März ist es genau125 Jahre her, seit der FC Young Boys gegründet wurde. Ein Blick zurück zeigt, wie aus dem FC Young Boys 1925 aufgrund der polysportiv gewordenen Ausrichtung der BSC YB entstand.
Als reiner Fussballklub gegründet, wurde bei YB nicht nur «gschuttet», sondern wurden auch andere Sportarten betrieben und – man lese und staune – sogar gesungen. Dank der Unterstützung von Charles Beuret,
jahrelang Chef des YB-Museums, und dessen Nachfolger René Hitz geniessen wir Einblick in die hochinteressante und hin und wieder auch amüsante Geschichte der Young Boys und deren zahlreichen Untersektionen. 1925, als das alte Wankdorf erbaut und die Boccia- und Tennissektion gegründet wurden, war es an der Zeit, aus dem FC YB einen polysportiven BSC YB zu machen. Die erfolgreichste aller Untersektionen wurden zweifellos die Landhockey-Frauen.
1948 gegründet, erlebten diese zwischen 1980 und 1998 ihre siegreichste Zeit. Insgesamt zehn Meistertitel (neun auf dem Grossfeld und einer in der Halle), dazu sechs Cupsiege resultierten in dieser Zeitspanne. Über 100 Frauen standen in verschiedenen YB-Teams im Einsatz. Von 1920-25 und 1985-93 trug auch ein Männer-Team die YB-Farben.
Boccia – Sport, Bier und Salamettli
1938 gründeten 24 YB-Senioren, die es etwas gemütlicher angehen wollten, die Boccia-Sektion, die sich später mit dem legendären «Boccia-Hüsli» zum beliebtesten Treffpunkt von «tout YB» entwickeln sollte. Nach dem Bau des neuen Wankdorfs im Hinblick auf die WM 1954 wurde die Bocciabahn von der Sempachstrasse hinter die Haupttribüne gezügelt, eine Flutlichtanlage erbaut und ein Teil der Bahnen überdacht, aus dem reinen Plausch entwickelte sich ein Spitzensport. 1995 wurde YB Boccia-Meister und erreichte an der WM in Cagliari Platz 5. Das «Boccia-Hüsli» wurde rege besucht, sogar die Meisterfeier 1986 nach dem 4:1-Sieg bei Xamax fand dort statt.
Die Legende erzählt, dass es Inter-Junioren gab, welche – des langweiligen Rundenlaufens unter Trainer Walter Eich überdrüssig – sich dort während des Trainings sogar ein Salamettli und ein Bierli genehmigt haben und es später trotzdem in die Nationalmannschaft brachten … Mit dem Bau des Wankdorfs für die EURO 2008 mussten die YB-Bocciaspieler den Verein auflösen – und schlossen sich dem Verein «Unione Bocciofila Abbruzzese-Wankdorf» an.
YB-Handballer zweimal im Cupfinal
Im Sommer 1950 boomte Feldhandball. Eine Gruppe begeisterter Handballer träumte davon, auch YB in der nationalen Handballszene zu etablieren. Im November 1950 kam es zur Gründungsversammlung, und schon bald feierte der junge Klub erste Erfolge. Auch in der Leichtathletik machten die läuferisch starken Athleten von sich reden: Sie gewannen 1951 in der Hauptkategorie das damals bedeutende Quer durch Bern.
Der grosse Wurf gelang den YB-Handballern im Frühjahr 1955, als sie den Cupfinal gegen die Grasshoppers erreichten, gegen den Favoriten aber verloren. Zwei Jahre später stand der NLB-Klub wieder im Cupfinal. Erneut gab es gegen den BTV Aarau eine Niederlage. Zweimal wurden die Young Boys Meister der Nationalliga B. Als der Feldhandball an Bedeutung einbüsste, verschwanden die Young Boys aus den Schlagzeilen. Im Hallenhandball spielten sie aber noch lange eine regionale Rolle. Im Jahr 1995 wurde die Handballsektion aufgelöst.
YB spielte auch Tennis …
Als sich das Wankdorf-Areal fast unverbaut präsentierte, gab es rund um das 1925 eröffnete alte Stadion viel Grün: Im Süden die Allmend, im Norden und Osten das Turnerstadion und Landwirtschaftsbetriebe, im Westen war die Besiedlung erst bis zur Rodtmattstrasse vorgedrungen. Entsprechend viel Platz gab es für die Young Boys, die über mehrere Trainings- und Spielfelder verfügten. Platz hatte es nicht nur für die Boccia-Bahn, sondern auch für einen Tennisplatz. Er wurde längs des ehemaligen Löchliwegs auf der Nordwestseite des Stadions angelegt. Die Tennissektion wurde im Sommer 1925 gegründet, allerdings fehlte es an Mitgliedern, denn damals konnten es sich nur wenige Leute leisten, den «weissen Sport» auszuüben. So wurde der Tennisbetrieb im Jahr 1950 eingestellt.
YB-Damensektion, Sänger und Sängerinnen
1934 wurde bei YB eine Damensektion ins Leben gerufen. Neben «allgemeinen Leibesübungen» wurden hauptsächlich Hand- und Korbballspiele durchgeführt. Nach zwei Jahren war die Begeisterung verflogen – die Damensektion Geschichte.
Ein langes Bestehen war auch den zwei YB-Gesangsektionen nicht vergönnt. Ab 1921 gab es noch einen stattlichen YB-Männerchor mit diversen Auftritten. Als acht Jahre später auch die YB-Damen einen Gesangsverein gründeten, hatten die Männer schon ausgesungen. Auch die Frauensektion wurde schon bald aufgelöst. Ähnlich erging es der Tanzsektion. Stolz vermeldete YB im Juni 1923, dass nun auch die Untersektion Pushball offiziell zum Verein gehöre. Pushball sei eine höchst attraktive Sportart, ja, eine Sportart der Zukunft. Wie im Fussball spielte man mit elf Mann, der Ball war aber zwölf Kilo schwer und hatte einen Durchmesser von 120 Zentimetern. Gespielt wurde er vor allem mit den Händen und das Ziel war es, ihn über die Querlatte des gegnerischen Tores zu bugsieren. YB hielt wöchentlich zwei Trainings ab – bereits 1927 war die Begeisterung erloschen.
Schweizer Rekord in der Leichtathletik
An den Trainings der Fussballer wurde vor hundert Jahren auch Leichtathletik betrieben. Am Leichtathletik-Sportfest 1913 auf dem Spitalacker stellte der YB-Internationale Robert Stucki im Hochsprung einen Schweizerrekord auf: Er überquerte die Latte auf einer Höhe von 1,67 m. Als die Fussballer dann auch den Meistertitel in der Staffel 4 mal 100 Meter in 48,1 Sekunden gewannen, war ihr Triumph komplett.
Im Jubiläumsjahr wird wieder einmal daran erinnert, dass der BSC Young Boys viel mehr als nur ein erfolgreiches Fussball-Unternehmen mit 15 Meistertiteln ist. Aus anderen Sportarten kommen ein paar Dutzend weitere Titel dazu, die Junioren, Senioren und Veteranen der Gelb-Schwarzen nicht eingerechnet.
Pierre Benoit