Was vor zwei Jahren im Cupfinal misslang, gelang diesmal. Gegen den ebenbürtigen FC Basel benötigte YB auch etwas Glück, doch bekanntlich ist dieses nur dem Tüchtigen hold. Und tüchtig waren die Spieler der Young Boys in dieser ausserordentlichen Saison in der Tat.
Nach dem dritten Meistertitel in Serie nun auch das Double, die Berner scheinen von der Erfolgsspur nicht abzubringen zu sein. Dank der ausgezeichneten Arbeit in der sportlichen Leitung und im ganzen Verein deutet vorderhand alles darauf hin, dass in allernächster Zukunft Siege keinen Seltenheitswert haben werden.
Christoph Spycher, was überwiegt in ihren Gefühlen? Die Freude über das erste YB-Double seit 62 Jahren oder der Frust, dass die treuen Fans diesen einzigartigen Erfolg nicht im Wankdorf mitfeiern konnten?
Natürlich ist es traurig, dass die Fans nicht dabei sein konnten. Aber die Freude über das Double ist riesengross. Allein die Zahl 62 sagt alles darüber aus, wie speziell diese Erfolge sind. Hinter jedem Titelgewinn steckt sehr grosse Arbeit von vielen Leuten. Das muss man sich immer vor Augen führen.
Seit Ihrer Amtsübernahme wurde YB dreimal Meister, schlug in der Champions League Juventus und holte jetzt gar das Double. Haben Sie damals so etwas für möglich gehalten?
Nein, mit dieser Serie von Erfolgen konnte niemand rechnen. Man darf nie vergessen, woher YB kommt. Es gab in der Vergangenheit auch schwierige Zeiten. Umso mehr sollen die Fans diese Erfolge geniessen.
Auch wenn Sie bei jeder Gelegenheit betonen, dass bei YB das Teamwork wichtig sei, kommt Ihnen zweifellos das grösste Verdienst an diesen Erfolgen zu. Worauf legen Sie bei Ihrer Arbeit den grössten Wert?
Auf die Teamarbeit. Wir sind keine One-Man-Show, sondern ein Unternehmen, das Strukturen hat, die der heutigen Zeit sehr gut entsprechen. Wir arbeiten nach einem Geschäftsmodell, das sportlich erfolgreich und wirtschaftlich stabil sein soll.
«Wir sind keine OneMan-Show, sondern ein Unternehmen, das Strukturen hat, die der heutigen Zeit sehr gut entsprechen.»
Mit Adi Hütter und Gerardo Seoane konnten und können sie auf zwei fachlich und menschlich hervorragende Trainer zählen. Verraten Sie uns, was diese beiden Coaches besonders auszeichnet.
Es hat mit Adi grossen Spass gemacht, zusammenzuarbeiten. Und es macht mit Gerry grossen Spass, zusammenzuarbeiten. Sie sehen den Fussball ähnlich, wollen die Leute mit attraktivem Fussball unterhalten und die Spieler und das Team stets vorwärtsbringen.
Sie hatten zuletzt auch den heiklen Entscheid über Guillaume Hoaraus Zukunft zu fällen. Wie schwer fiel Ihnen die Trennung von dieser Lichtgestalt?
Das war ein ganz schwieriger Entscheid. Guillaume liegt uns allen sehr am Herzen. Aber als Klub muss man manchmal harte Entscheide fällen und darf nicht nur auf das Herz hören.
Sie blicken immer voraus und haben Lösungen bereit, falls ein Spieler den Verein verlässt. Lotomba und Janko sind weg und es ist davon auszugehen, dass auch Jean-Pierre Nsame in naher Zukunft nicht zu halten ist und Sie neben den kleingewachsenen Mambimbi, Elia und Assalé einen kräftigen, grossen Stürmer benötigen. Sind Sie bereits fündig geworden?
Es trifft zu, dass wir stets die Augen und Ohren offenhalten. Es ist uns bisher nicht schlecht gelungen, auf die verschiedensten Szenarien vorbereitet zu sein. An diesem Weg halten wir auch jetzt fest und wollen bereit sein, falls sich Veränderungen ergeben.
In Basel gibt es Probleme, St. Gallen verliert die besten Stürmer, Zürich und Luzern fehlt die Konstanz. Kann überhaupt jemand den vierten YB Titel in Serie verhindern?
Klar! Es wäre fatal, wenn wir so denken würden. Es zählt in der neuen Meisterschaft nicht mehr, was gewesen ist. Nun beginnt alles wieder bei null. Es ist wichtig, dass unsere Mannschaft weiterhin den Hunger der letzten Jahre zeigen wird.
In der dritten Runde der Champions-League-Qualifikation trifft YB Mitte September auswärts auf den FC Midtjylland. Sie haben gute Erinnerungen an diesen Gegner…
Wir spielten 2012 in der Europa-League-Qualifikation gegen Midtjylland, siegten auswärts 3:0 und verloren zuhause 0:2. Das war schon damals ein spielstarker und sehr unangenehmer Gegner. Wir werden eine sehr gute Leistung brauchen, um eine Chance zu haben, uns durchzusetzen. Natürlich hätten wir lieber im Stadion Wankdorf gespielt. Aber wir nehmen auch diese Herausforderung mit grosser Vorfreude und voller Konzentration an.
Pierre Benoit