Zwei Senioren strahlen wie Käfer auf dem Misthaufen

Walter Eichenberger, während 15 Jahren Stammgoalie bei YB, und Martin Weber, der Verteidiger, der mit 499 NL-A-Partien so oft für die Gelb-Schwarzen auflief wie kein anderer, strahlen bei unserem Zusammentreffen wie zwei Käfer auf dem Misthaufen. Grund, das liegt auf der Hand, ist der erste YB-Meistertitel seit 32 Jahren.

Die beiden sind YB auch nach ihrer Aktivkarriere treu geblieben und regelmässige Zuschauer an den Heimspielen des neuen Schweizermeisters. Beide dienten YB auch in anderen Funktionen, so Eichenberger als Sportchef beim letzten Titelgewinn 1986 und Weber als Trainer. Der 71-jährige Eichenberger, der Mann der Rekorde, der in der Nationalliga A während 738 Minuten ohne Gegentor blieb und in der 123-jährigen Geschichte des Schweizerischen Fussballverbands der einzige Torhü- ter ist, der im Nationalteam ungeschlagen blieb, erinnert sich an den letzten Titelgewinn, als ob es gestern gewesen wäre. «Xamax benötigte gegen uns im zweitletzten Match unbedingt einen Sieg, aber wir wurden in der Rückrunde immer besser und konterten die Neuenburger beim 4:1-Erfolg klassisch aus.» Sowohl das Spiel als auch an die nachfolgenden Festivitäten sind im Kopf des 32-fachen Internationalen Martin Weber (heute 60), bestens präsent. «Captain Jean-Marie Conz sagte mir schon nach dem ersten Spiel der Rückrunde, das wir in Basel 1:0 gewannen, dass wir Meister werden können – und daran glaubten wir auch. Nach dem Spiel in Neuenburg tranken wir im Boccia-«Hüsli» in kleinem Kreis ein paar Bierchen. An eine Riesenparty, einen Empfang oder einen Umzug durch die Innenstadt dachte damals noch niemand.»
Eichenberger und Weber erinnern sich gerne an die Vergangenheit, doch noch bedeutend lieber berichten die beiden YB-Urgesteine über die Gegenwart und die Zukunft «ihres» Vereins.

Adi Hütters Arbeit
«Der Trainer macht mir einen grossartigen Eindruck, er scheint auch mit den Spielern einen hervorragenden Umgang zu pflegen. Er ist ruhig, kein Spinner oder Zampano an der Seitenlinie und trotzdem hat er grossen Einfluss auf seine Mannschaft», sagt Walter Eichenberger. «In und um das Team herrscht Ruhe, obwohl ein paar Spieler wie zuletzt Nsame oder Bertone und Aebischer, die in anderen Equipen eine zentrale Rolle spielen würden, oft auf der Ersatzbank Platz nehmen mussten. Das spricht für den Trainer und den Sportchef, die ihnen wohl Perspektive

«Wir wurden in der Rückrunde immer besser und konterten die Neuenburger beim 4:1- Erfolg klassisch aus.» – Walter Eichenberger

im Hinblick auf die nächste Saison aufzeigen. Dies ist wahrscheinlich auch der Grund, dass keiner der begehrten Schlüsselspieler YB im Winter verlassen hat. Schade, dass jetzt der Trainer weggeht», sagt Martin Weber.

Rosige Zukunftsaussichten
Sowohl Weber als auch Eichenberger sehen nach schwierigen Jahren, «in denen für viel Geld Spieler und Trainer geholt wurden, die ihren Preis nicht wert waren und zu wenig auf Fachleute wie Stéphane Chapuisat gehört wurde, eine rosige YB-Zukunft. Christoph Spycher leistet als Sportchef ausgezeichnete, seriöse Arbeit. Er ist ruhig, passt zu Bern und bespricht sich auch mit Chapuisat und Gérard Castella. Er ist eine neutrale Figur, die mit Fachkompetenz und Intelligenz überzeugt», sagt Walter Eichenberger. Ähnlich beurteilt Martin Weber die YB-Ausgangslage nach Titel Nummer 12. «Schade ist eigentlich nur, dass in diesem Jahr der

«Schade ist eigentlich nur, dass in diesem Jahr der Meister nicht direkt für die Gruppenphase der Champions League qualifiziert ist.» – Martin Weber

Meister nicht direkt für die Gruppenphase der Champions League qualifiziert ist. Aber wir hoffen selbstverständlich auf etwas Losglück und einen Gegner, den YB schlagen kann. Was das Fanionteam betrifft, werden zwei bis drei Abgänge nicht zu verhindern sein, doch ich bin mir hundertprozentig sicher, dass Spycher im Hinterkopf schon einige Talente auf dem Radar hat. Im Kader gibt es zudem bereits Spieler, welche in der Lage sind, die entstehenden Lü- cken zu schliessen und nachrücken können. Im Nachwuchs ist YB – auch dies ein krasser Gegensatz zu früher – derzeit sehr gut aufgestellt, YB ist für junge Talente wieder eine gute Adresse geworden.»

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