In ihr gebadet haben sowieso fast alle schon einmal. Doch die Aare ist mehr als ein Fluss: Sie ist Lebensraum, Tonträger und Freizeitpark. Was man unbedingt wissen muss.
1. Brückenstadt
Ja, Bern ist eine Stadt der Brücken. 17 gibt es an der Zahl, Autobahn- und Eisenbahnbrücken nicht miteinberechnet. Die älteste unter ihnen ist die Untertorbrücke – fertiggestellt wurde sie 1487. Mit Venedig mithalten kann die Bundesstadt in diesem Punkt trotzdem nicht: rund 435 Brücken werden hier gelistet, im Gegensatz zu Bern haben allerdings nur die wenigsten einen Namen. Hamburg zählt übrigens satte 2500 Brücken!
2. Aareböötle-Weltrekord
Es ist im Sommer 2012, als sich 1268 Menschen gemeinsam und per Gummiboot die Aare hinuntertreiben lassen. Weltrekord! Ein Jahr zuvor wurden noch 54 Menschen weniger gezählt. Die Strecke führte übrigens von Kiesen ins Eichholz. Wer auf Google übrigens nach «Boot» und «Rekord» sucht, stösst schnell einmal auf den Eintrag «Geschwindigkeitsrekord auf dem Wasser». Schnellster Fahrer eines Motorbootes ist dabei Ken Warby aus Australien, der 1978 mit der düsengetriebenen «Spirit of Australia» 511,13 Stundenkilometer erreichte.
3. Wasserqualität
Auch schon mal versehentlich einen Schluck Aarewasser in den Rachen gespült bekommen? Kein Problem. Alle Wasserproben entsprachen 2016 der Klasse «ausgezeichnete Qualität» gemäss EU-Norm. In den ersten 24 bis 48 Stunden nach heftigem Regen sollte dennoch auf ein Aarebad verzichtet werden: Nicht nur ist der Fluss dann unruhiger und führt häufig zahlreiches Schwemmholz mit – vor allem wird die Wasserqualität durch Abschwemmungen von Schmutzwasser aus der Kanalisation beeinträchtigt.
4. Marzilibahn
Der schnellste Weg von der Badi zurück in die Stadt? Definitiv die Marzilibahn. Bloss 103 Meter lang und damit die kürzeste öffentliche Standseilbahn der Schweiz. 1885 in Betrieb genommen, diente sie bis 1973 als Wasserballastbahn: Ein Tank an der Bergstation wurde mit Wasser aus dem Stadtbach gefüllt, diese, schwerere Kabine zog beim Runtefahren dann die unten wartende Kabine inklusive Passagiere hoch. Zwischen September 2014 und April 2015 war der Betrieb wegen einer grossangelegten Sanierung eingestellt.
5. Aaretemperatur
So warm wie letztes Jahr war die Aare noch nie: Am 6. August 2018 zeigte das offizielle Thermometer einen Rekordwert von 23,8 Grad an. Der vorherige Rekord lag bei 23,4 Grad und stammte aus dem Jahrhundertsommer 2003. Im kühlen Sommer 2007 stieg die Temperatur dafür nie über 18,63 Grad. Am längsten warm war die Aare 2016: Am 14. September liess es sich bei immer noch sehr angenehmen 20 Grad baden. Am kältesten ist es jeweils im Februar mit rund 5 Grad, der Kälterekord liegt bei 2,62 Grad. Eiswasser hält den Gfrörli-Club jedoch nicht von seinem Tun ab (vgl. Bärnerbär vom 29. Januar).
6. Fische Wer kennt sie nicht, die Fische im Lorrainebad?
Über den Schieber hüpfen Egli, Hecht und Co. in die Anlage rein – für den Menschen sind die Tiere völlig ungefährlich. In der Aare tummeln sich dann und wann auch Welse: Im Sommer 2017 wurde ein stolzes Exemplar von 1,95 Metern Länge und einem Gewicht von rund 50 Kilo aus dem Wasser gezogen und nachher wieder freigelassen.
7. Unesco Erbe
Ein Schwumm in der Aare darf ruhig als kulturelles Highlight betrachtet werden. Seit 2017 nämlich ist er auf der Liste der lebendigen Traditionen der Unesco aufgeführt und ist damit Teil des immateriellen Schweizer Kulturerbes. Zuständig für diese Auswahl ist übrigens das Bundesamt für Kultur in Zusammenarbeit mit den Kantonen.
8. Zibeleschwümme
Apropos Tradition: Immer am vierten Sonntag im November, einen Tag vor dem Zibelemärit, findet das traditionelle Zibeleschwümme statt. Organisiert wird es seit 1986 von der Schweizerischen Lebensrettungsgesellschaft SLRG. Jeweils rund 100 verkleidete Männer und Frauen schwimmen ab dem Schönausteg rund 350 Meter im eiskalten Wasser. Für die Mutigen gibt es heissen Tee und Bouillon, begleitet werden sie von fasnächtlicher Guggenmusik.
9. Längster Fluss
Rhein, Rhone oder der Doubs mögen breiter, wasserreicher und länger sein. Doch die Aare ist der längste, komplett innerhalb der Schweiz verlaufende Fluss. Sie entspringt beim Aaregletscher im Berner Oberland, durchläuft mit Bern, Solothurn und dem Aargau drei Kantone, passiert drei Seen (Brienzersee, Thunersee, Wohlensee und Bielersee) und mündet schliesslich bei Koblenz in den Rhein. Gesamtlänge: 288 Kilometer.
10. Die passende Musik
Der Aare wurden zahlreiche Songs gewidmet, wie ein Blick auf das Musikportal hitparade.ch beweist. So schwärmt Bruno Dietrich von der «Aarezyt», Wurzel 5 sind einfach gern «A dr Aare». Eines der berühmtesten Stücke stammt wohl von Stiller Has. Die «schöni, schöni grüeni Aare» wurde 1996 komponiert und ist auf dem Album «Moudi» zu hören.
Yves Schott