verschiedenen Städten und Gemeinden entstehen «sorgende Gemeinschaften», in denen sich Menschen aus allen Generationen dafür engagieren, dass Ältere gut leben können. Der Grundgedanke: Wenn alle etwas beitragen und ab und zu eine ältere Person besuchen oder Besorgungen erledigen, dann können Menschen in ihrer gewohnten Umgebung alt werden. Und: Die professionellen Dienstleistungen werden dadurch entlastet.
Was tut Bern denn in dieser Hinsicht?
Stadt und Kanton arbeiten im Altersbereich mit klaren Strategien und setzen diese in der Alterspolitik um. Das Kompetenzzentrum Alter der Stadt Bern trägt mit seinen Partnern viel zur Verbesserung der Lebensqualität von älteren Menschen bei. Die Stadt Bern ist ausserdem Mitglied im WHO-Netzwerk der altersfreundlichen Städte. In diesem Zusammenhang befragt sie regelmässig die älteren Bürgerinnen und Bürger.
Was könnte man denn noch besser machen?
Ein zentrales Thema ist die Frage, wie ältere Leute am Leben unserer Gesellschaft teilhaben können. Schliesslich defnieren wir uns noch immer stark über das Berufsleben. Lange galt: Nach der Pensionierung zieht man sich zurück und lässt die Jüngeren ins Rampenlicht treten. Bloss dauert die Lebensphase Alter mittlerweile teilweise drei Jahrzehnte lang an, diese lange Zeit muss gestaltet werden.
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Es stellen sich etliche Fragen: Ist es richtig, Pensionierten gewisse Dinge abzuverlangen? Geben wir ihnen genug Platz in der Gesellschaft? Sind Alterslimiten noch gerechtfertigt? Noch haben wir kaum Erfahrung im Umgang damit, wie dieser lange Zeitraum gestaltet werden soll, während es für alle anderen Lebensphasen E r f a h r u n g e n und Normen gibt. Wir müssen sinnstiftende Modelle erarbeiten und ältere und jüngere Menschen an diesen Überlegungen beteiligen.
Zu Beginn der Corona-Pandemie hiess es: Bleiben Sie zuhause! War diese Vorschrift nicht gerade für die reifere Generation ziemlich bevormundend?
Ich vertrete hier eine gemässigte Position: Jemanden nur aufgrund seines Alters einer Risikogruppe zuzuweisen, ist grundsätzlich nicht gerechtfertigt. Aber in der akuten Phase der Krise, im Frühling, wo man rasch handeln musste und die Älteren als Risikogruppe defnierte, hatte ich dafür Verständnis. Ich bin aber froh, dass man sich inzwischen einig ist, dass es eine differenziertere Vorgehensweise braucht. In der Fachwelt steht schon lange fest, dass das Alter per se ein zu grober Indikator ist, um daraus Schutzmassnahmen abzuleiten. Es werden feinere Kriterien, wie etwa bestehende Vorerkrankungen, benötigt.
Zwischen älteren und jüngeren Menschen kommt es vermehrt zu Konfikten. Wie tief ist der Generationengraben tatsächlich?
Immer wieder lese und höre ich, dass die Kluft sich verschärfe und die Situation akut sei. Wissenschaftlich ist das nicht belegt. Vielmehr haben wir zahlreiche Hinweise dafür, wie gut die Solidarität zwischen den Generationen funktioniert. Es bereitet mir Sorge, dass über das Älterwerden der Gesellschaft in erster Linie aus Kostensicht diskutiert wird. Und nochmals: Wenn wir miteinbeziehen, wie viel unbezahlte Arbeit von älteren Menschen geleistet wird, dann stimmt das Bild von den Jungen, die bezahlen, und den Älteren, die proftieren, nicht. Yves Schott