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«2023 will ich den Body meines Lebens!»

Körperlich will Rapperin Tashan nächstes Jahr Vollgas geben. Ihr Ziel: den inneren Schweinehund überwinden. Und auch musikalisch hat die 30-jährige Bernerin
einen ganz grossen Traum.

Tashan, dein Heimspiel auf dem Gurten hätte schon 2020 über die Bühne gehen sollen, fiel wegen Corona aber aus. Nun holst du es mit drei Jahren Verspätung nach.
Ja, das ist echt crazy, oder? Als ich damals die Zusage erhielt, dachte ich: Wow, jetzt gehts los! Und hatte keine Ahnung, dass ich so lange warten muss.

Du trittst auf der Waldbühne auf. Zeit und Datum sind allerdings noch nicht definiert.
Samstagabend um 20 Uhr, das wäre fantastisch!

Im Internet findet man einen Clip, in dem du im Sommer 2020 auf dem Gurten die «W. Nuss vo Bümpliz» coverst. Hat das damit zu tun, dass du einst das Töchterchen von Büne Hueber gehütet hast?
Vielleicht, ja. Wir waren früher Nachbarn – da war es für mich ganz normal, zueinander zu schauen.

Habt ihr weiterhin Kontakt?
Selten, ab und zu schreiben wir uns noch.

Musikalisch trennen euch beide Welten.
Das stimmt. Ich sehe Büne auch eher als Onkel denn als Vorbild. Trotzdem war sein Schaffen für mich sehr inspirierend.

Du hast in einem Interview erklärt, du könntest seit längerem von der Musik leben. Den meisten in der Schweiz gelingt das kaum. Wie schaffst du das?
Sogenannte Brand-Partnerships, sprich Kollaborationen mit anderen Labels, helfen enorm. Hinzu kommen Fotoshootings – und ich modle ja auch. Und dann hängt es ja sehr davon ab, was man unter «von der Musik leben können» versteht. Sagen wir: Ich kann damit momentan mein Leben finanzieren.

Könntest du noch etwas genauer auf deine Rolle als Model eingehen?
Aktuell shoote ich für einen Brand, eine Marke; sonst modle ich in Zusammenhang mit Musik – ganz verschiedene Aufträge also. Ich würde das übrigens in Zukunft gerne öfter machen.

Bist du mit deinem Körper im Reinen?
Das ist bei mir tagesabhängig (lacht). Manchmal finde ich mich super, dann habe ich wieder das Gefühl, ich müsse an mir arbeiten. Für 2023 habe ich mir zum Ziel gesetzt, ein «Gym Nerd» zu werden, mich also voll dem Fitness hinzugeben. Mein Lifestyle verhindert allerdings immer mal wieder, eine konstante Routine einzuhalten; zudem sind genau diese Routinen eine meiner Schwächen. Ich muss mich selbst an der Nase nehmen, um diszipliniert zu bleiben. Generell probiere ich, drei bis vier Mal pro Woche in irgendeiner Weise Sport zu treiben.

Was reizt dich daran, ein «Gym Nerd» zu sein?
Die Vorstellung, den eigenen Körper auf ein optimales Level zu pushen und damit den inneren Schweinehund zu überwinden. Ich bewundere diese Disziplin. Ausserdem bringt dieser Lifestyle so viel Energie in dein Leben und ist gesund. Das ist mir auch als Künstlerin wichtig, gerade auf der Bühne. Ja, 2023 will ich den Body meines Lebens haben (lacht).

Du stehst für Body Positivity ein und könntest jetzt einfach sagen: Ich bin gut so, wie ich bin.
Absolut. Nur weiss ich, dass ich über gute körperliche Grundlagen verfüge, die ich gerne ausschöpfen möchte. Was das Wohlfühlen anbetrifft: Man sollte immer das Beste aus der Situation herausholen. Es hilft wenig, traurig über dieses oder jenes zu sein. Aber ich verstehe alle, die mal nicht mit sich im Reinen sind, das kenne ich von mir ja ebenfalls.

Body Positivity bedeutet für dich also nicht: Jemand ist übergewichtig, ist halt so?
Das muss jeder für sich entscheiden. Der eigene Körper ist wahnsinnig wichtig und ein Thema, über das alle sprechen. Dabei ist jeder Body einzigartig. Jüngere Menschen verspüren diesbezüglich leider einen deutlich grösseren Druck, der von innen oder von aussen verübt wird.

In Artikeln über dich folgt garantiert an irgendeiner Stelle im Text die Bemerkung: «Tashan, die Frau mit indischen Wurzeln.» Stört dich das oder bist du im Gegenteil sogar stolz auf deine Herkunft?
Mich nervt das überhaupt nicht, im Gegenteil: Ich finde es cool, wenn sich jemand dafür interessiert – doch es kommt natürlich immer auf den Kontext an. Und wer genau fragt.

Hast du als dunkelhäutige Frau in der Schweiz Rassismus erlebt?
Ich empfand und empfinde es nach wie vor als Privileg, «brown» zu sein und nicht weiss. Ich wuchs mit Hip-Hop sowie R ’n’ B auf und bewegte mich folglich viel näher an dieser Kultur. Sicher, es gab Momente, in denen ich erst später realisierte, was da passierte. Zum Glück hat mir die Musik einiges an Selbstbewusstsein gegeben.

Manche sprechen mit einer dunkelhäutigen Person wie dir wohl manchmal hochdeutsch. Nicht, weil sie abwertend denken, sondern eher aus falschem Respekt.
Wir sind in einem Prozess der Veränderung, und um Dinge zu verändern, muss man manchmal laut sein oder eine extreme Haltung einnehmen. Dass Menschen nun sensibel auf dieses Thema reagieren, kann ich nachvollziehen. Es wurde schliesslich lange unter den Teppich gekehrt.

In anderen Ländern oder Gesellschaften werden solche Diskussionen gar nicht geführt, weil sie andere Probleme haben.
Genau. Zum Glück haben wir hier das Privileg, um uns mit diesen wichtigen Themen zu befassen.

Mit wem diskutierst du über Themen wie Diversity oder Rassismus?
Mit möglichst verschiedenen Leuten, die unterschiedliche Meinungen haben. Das erachte ich als wichtig. Jeder hat seine eigenen Erfahrungen und Jüngere sind oft schon ganz anders sensibilisiert als etwa jene in den 30ern.

Deine letzten Songs sind auf Deutsch erschienen. Was steckt hinter dem Sprachwechsel?
Eigentlich handelte es sich um ein einmaliges Experiment, ein Projekt. Da war kein wirklicher Plan dahinter.

Bald singst du also wieder englisch?
Ja. Noch ein deutscher Track, dann ist Schluss.

Darf man fragen, ob du in einer Beziehung bist?
(Lacht) Dazu kann ich gar nicht so viel sagen. Derzeit konzentriere ich mich auf mich selbst – wenn ich irgendwann jemanden treffe, der zu mir passt: umso besser.

Du vermisst die Zweisamkeit nicht?
Natürlich wäre es schön, gewisse Dinge mit jemandem zu teilen, gemeinsam etwas aufzubauen. Ich lerne zwar enorm viele Leute kennen, doch für eine Beziehung muss es ja auf verschiedenen Ebenen stimmen.

Was wünschst du dir?
(Überlegt) Nächstes Jahr einen Welthit rauszubringen, wäre grossartig. Ein Song, der durch die Decke geht. Und dass es weiterhin aufwärtsgeht, so wie bis jetzt. Step by Step. Yves Schot

Tashan kam 1992 zur Welt. Sie wuchs mit ihrer Schweizer Mutter und ihrem indischen Vater in Münsingen auf und schloss ein Music-Business-Studium in London ab. 2019 erschien ihr erstes Album, in diesem Jahr trat sie auch am Glastonbury Festival in England auf.

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