Grosse Vorfreude und etwas Wehmut rund um die Festhalle. Die Startnummernausgabe bringt ein allerletztes Mal Leben in die legendären Gemäuer.
Samstag, 13. Mai, kurz nach 11 Uhr. Immer mehr Menschen strömen von der Tramstation Guisanplatz Richtung alte Festhalle. Sie holen dort ihre Startnummern für den GP Bern ab. 25 200 Läufer:innen haben sich angemeldet, Josef aus Burgdorf ist mit 93 Jahren der älteste. Wenige Stunden vor dem ersten Startschuss ist es im Start- und Zielgelände noch ruhig. Mitarbeitende der Sponsoren packen Werbematerial aus, testen interaktive Spiele und Fotoboxen, die später vom jüngeren Teil der Besuchermassen gestürmt werden. Auch die schwarzen Abfallcontainer der Stadt Bern (Slogan: Wir überlassen den Abfall nicht dem Zufall) stehen noch etwas verloren auf dem Gelände, werden aber schon bald überquellen. Trinkbecher für 60 000 Liter Wasser, Bananenschalen, Glacepapiere, Werbe-Krimskrams und vieles mehr landen dann – wie geplant – in den grossen Abfallbehältern.
Wenn die Laufschuhe zu Hause vergessen werden
Drinnen in der alten Festhalle reiht sich Tisch an Tisch, damit alle den Sektor ihrer persönlichen Startnummer rasch finden. Sportgeschäfte, Gesundheitsorganisationen, Anbieter von Sporternährung und anderen Fitness-Utensilien buhlen um die Gunst der Besuchenden. Kauft hier, kurz vor dem Rennen, wirklich jemand noch neue Laufschuhe? «Das nicht», schmunzelt der Verkäufer «aber es gibt immer Leute, die ihre Schuhe zu Hause vergessen und hier noch einen Blitzeinkauf tätigen müssen.»
Für das reibungslose Funktionieren des GP Bern sind, neben den OK-Mitarbeitenden, rund 1300 freiwillige Helfende verantwortlich. Sie stehen seit Donnerstag im Einsatz, montieren Absperrgitter auf der Rennstrecke, füllen für alle Teilnehmenden über 25 000 Geschenksäcke ab, stellen die Infrastruktur in der Festhalle auf und werden auch viel Aufräumarbeiten leisten. «Ein solcher Event ist eine Riesenbüez.» Eveline Hodler, Personalverantwortliche des Helfertrupps, kennt die Sonnen- und die Schattenseiten. «Alle machen es sehr gerne, aber in diesem Jahr verstärkt sich eine Tendenz, die zu denken gibt. Immer mehr Helfende glänzen durch Abwesenheit, melden sich auch nicht ab.»
Eine Ära geht zu Ende
Für die Startnummernausgabe steht die alte Festhalle noch ein letztes Mal – wirklich allerletztes Mal – im Mittelpunkt. Am darauffolgenden Montag werden Baufirmen vorfahren, einen grossen Zaun um die legendäre Halle aufbauen und das Monument Stück für Stück dem Erdboden gleichmachen. Die Halle wurde 1948 als Provisorium, gebaut und bot speziell in den 60-er bis 80-er-Jahren zahlreichen Musik-, Show- und Sportstars die richtige Bühne. Rolling Stones, Genesis, Bee Gees, Status Quo und viele andere Legenden haben hier unvergessene Auftritte geliefert. Die gute Nachricht: 2025 wird die neue Festhalle stehen und dann wird die Startnummernausgabe des 43. Grand-Prix von Bern der erste Anlass sein, der im neuen Eventtempel stattfindet.
Jürg Morf