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Corona, klar – aber erinnern Sie sich noch an den Rekordfebruar?

2020 wird ohne Zweifel als Jahr der Pandemie in die Geschichte eingehen. Doch es gab durchaus noch andere Themen, die es in die Schlagzeilen schafften – etwa der viel zu warme Winter. Teil 2 des Jahresrückblicks folgt dann in einer Woche.

Fotos: Daniela Bucher, Andreas von Gunten, Reto Fiechter, Angela Zaugg, Alexandra Schürch, zvg

BÄRNERBÄR-JAHRESRÜCKBLICK, TEIL 1

21. Januar


Noch ist das Coronavirus bloss irgendein weiterer Erreger aus China, Covid-19 klingt eher nach billigem Chatnamen als nach ansteckender Seuche. Und so wird in Bern Mitte Januar unter anderem über die Stilllegung des AKW Mühleberg diskutiert. Der Bärnerbär spricht mit dem ehemaligen Pikett-Ingenieur Urs Amherd über den Rückbau. Seine Kernaussage: «Eine interessante, komplexe Technologie, die im Moment nicht so sexy ist. Aber vielleicht kommt sie wieder.»

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11. Februar


Corona rückt näher. Rund 40 000 Menschen weltweit haben sich zu diesem Zeitpunkt mit dem Virus infiziert, fast 1000 sind bereits daran gestorben. Auf die Frage, ob ihr SARSCoV-2 Angst mache, antwortet Kantonsärztin Linda Nartey: «Angst nicht, nein. Es kommt aber eine gewisse Spannung auf, dass auch in der Schweiz bald ein erster Fall auftritt.» Dann folgt, aus heutiger Perspektive, ein bemerkenswerter Satz: «Wir tun unser Möglichstes, um das Virus gar nicht erst ins Land zu lassen.» Nun, selbst eine Expertin darf sich in einer solch aussergewöhnlichen Situation mal irren …

25. Februar


Bern verzeichnet einen rekordwarmen Februar. Geschneit hat es insgesamt ein einziges Mal – und auch sonst ereignet sich Aussergewöhnliches: Die Erle blüht gleich drei Wochen früher als normal, im Tierpark Dählhölzli zeigen sich die Ziesel zum ersten Mal überhaupt in einem Februar. Pflanzenökologin Deborah Schäfer vom Botanischen Garten Bern lässt mit folgender Aussage aufhorchen: «Schwankungen beim Klima gab es schon immer, nun verändert es sich schneller als je zuvor.»

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10. März


Das Coronavirus hat die Schweiz erreicht. 34 Fälle werden im Kanton Bern Mitte März gezählt. Das IVI, das Institut für Virologie und Immunologie in Mittelhäusern bei Köniz, ist damals das einzige Labor, in dem der Erreger untersucht wird. «Ja, wir können Teil der Lösung sein», sagt Institutsleiter Christian Griot. Sechs Tage später verhängt der Bundesrat den Notstand: Beizen, Läden, Kinos – alles zu. Ein Land steht still.

31. März


Seit rund zwei Wochen befindet sich die Schweiz im Lockdown. Älteren Menschen wird geraten, möglichst zuhause zu bleiben. Die Einkäufe übernehmen die Jungen. «3005 hilft – Zämespanne im Chiuchefäud» ist eine von vielen Facebook-Gruppen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Risikopatienten zu unterstützen. Muriel, Gian und Hannah (v.l.) können sich vor Aufträgen kaum retten – und erleben die Freiwilligenarbeit als Bereicherung. «Möglicherweise nimmt es uns in Zukunft die Zurückhaltung, jemanden um einen Gefallen zu bitten», mutmasst Gian.

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28. April


Julia Hodler-Josty gehört zu jenen Bernerinnen, die sich im Frühling mit dem Coronavirus angesteckt haben. 14 Tage lang ist die zweifache Mutter krank. Sie leidet unter hohem Fieber, Schüttelfrost – und Geschmacksverlust. «Ich konnte mein eigenes Parfüm nicht riechen.» Ein Lungenspezialist versichert der Dentalassistentin, dass sie keine bleibenden Schäden davontrage.

19. Mai


Wie sieht der Corona-Sommer 2020 aus? Für Sicherheitsdirektor Reto Nause hat die Belebung der Innenstadt «hohe politische Priorität». So wird etwa die Aussenbestuhlung von Bars und Beizen ausgedehnt. Tatsächlich verbringt Bern fast einen «normalen» Sommer: Pop-up-Cafés sind gut gefüllt, im Marzili halten die Leute den Abstand ein, die «Corona-Polizei» an der Aare muss nur selten einschreiten. Zu verdanken ist das aber vor allem dem Umstand, dass die Zahl der Neuinfizierten in den heissen Monaten meist im zwei- oder teilweise im einstelligen Bereich liegt.

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9. Juni


Die wirtschaftlichen Folgeschäden des Coronavirus werden sichtbar. In den Berner Hotels bleiben die Betten leer, denn: Die hiesige Branche lebt hauptsächlich von Business-Buchungen. Corina Gilgen, Präsidentin des Verbandes Hotellerie Bern+ Mittelland, wählt im Bärnerbär deutliche Worte: «Lag die Auslastung in gewissen Hotels bei zehn Prozent, war das sogar noch ein anständiger Wert.» Oliver Vrieze, Marketingchef der Bernexpo AG, bläst ins gleiche Horn: «Wir waren auf Rekordjahr-Kurs, dann kam Corona. Wir fielen ebenfalls ins Bodenlose.»

16. Juni


Die USA sind in Aufruhr. Zehntausende demonstrieren nach dem gewaltsamen Tod von George Floyd gegen Rassismus. Der Bärnerbär trifft mit Nelly Fonje und Mohamed Wa Baile zwei POC (People of Colour) und spricht mit ihnen über ihre eigenen Erfahrungen. «Es sind Blicke, Kommentare, Fragen. Aus dem Nichts werde ich gefragt, ob ich adoptiert sei», erklärt Fonje. Wa Baile sagt: «Die Polizei muss anerkennen, dass sie ein strukturelles Problem mit Rassismus hat.» Die Kantonspolizei Bern widerspricht in einem Statement vehement.

Blm

DIESE ANLÄSSE FIELEN IM
ERSTEN HALBJAHR 2020 UNTER ANDEREN AUS

  • Bärner Fasnacht, Ende Februar (dauerte nur einen Tag)
  • Museumsnacht, Mitte März
  • Berner AutoShow, Mitte März
  • BEA Bern, Ende April
  • Spielbetrieb Fussball, Eishockey, Handball etc. (unterbrochen resp. abgebrochen)
  • Abstimmungen vom 17. Mai, etwa die Begrenzungsinitiative
  • Guns-n’Roses-Konzert Stade de Suisse, 14. Juni
  • Stadtfest, Ende Juni

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