Er ist 90, sicher weise, aber gar nicht leise und voller Tatendrang. Berns lebende Legende der Grafk, Illustration und des Cartoons hat anlässlich der Vernissage seiner neuesten Ausstellung den Bärnerbär in seinem neuen Heim empfangen.
Eine Stunde vor der Vernissage begrüsst uns seine Tochter Tessa im Burgerspittel Viererfeld und führt uns ins moderne Appartement von Ted Scapa. Oder ist es eher eine Kunstgalerie? Skulpturen, Objekte, Grafken und Gemälde seiner zahllosen Künstlerfreundinnen und -freunde – hier versammelt sich viel Elite des vergangenen Jahrhunderts mit Werken und persönlichen Widmungen. Miró, Tinguely und Niki de Saint Phalle, Calder, Tàpies, Luginbühl und viele mehr zieren die Wände. Und natürlich Scapas eigene Bilder. Ted Scapa ist zwar nicht mehr sehr behände auf den Beinen, aber seine Augen leuchten mit dem ihm eigenen kindlichen Schalk, er ist kommunikativ und gesprächig wie eh und je.
Wie geht es Ihnen?
Mein Leben besteht aus Schaffen, Sachen machen. Ich arbeite täglich, habe auch grafsche Aufträge, es ist immer was los. Ja, ich bin alt, ich weiss das, werde ständig getestet, man achtet auf meine Gesundheit und ich mache das alles gerne mit.
Sie sind seit Februar hier im Burgerspittel, wie lebt es sich in der neuen Umgebung?
Es ist nach wie vor vieles neu, ich lebe und gewöhne mich noch ein. Aber es fühlt sich gut an, alles ist so sauber, eine Oase der Ruhe, das Essen ist sehr gut.
Sie leben unter gleichem Dach mit einem anderen Star, mit Lilo Pulver. Haben Sie sich schon kennengelernt?
Ein Star? Nun, ich bin wohl kein «Unstar» (lacht). Das merke ich hier daran, dass ich immer wieder höre «Ach, schau mal, der Scapa ist da!» Und Lilo Pulver habe ich kennengelernt und mit ihr Kaffee getrunken, sie ist sehr nett!
Was erwartet uns in der neuen Ausstellung?
Im grossen Aufenthaltsraum sind gegen zwanzig Werke zu sehen. Es sind Grafken und Cartoons aus den drei in den letzten Jahren entstandenen Bildbänden «Musik», «Wein» und «Golf».
Spielen Sie auch Musik?
Nein, ich finde das nicht so interessant. Meine Ausdrucksform ist das Zeichnen. Darum auch meine Kontaktfähigkeit zu Kindern. Übrigens spiele ich auch nicht Golf, falls das die nächste Frage wäre. Später betrachten wir die Werke, grossfächige amüsante Betrachtungen, unverkennbare Scapas: Er mag die Menschen, und in seinen Karikaturen erkennt sich wohl jede und jeder irgendwie wieder und muss über sich selbst lachen.
Sie sind auch in Holland bekannt, haben Sie noch Kontakte zu Ihrem Geburtsland?
Ja, die Verbindung zu Holland ist eng. Viele meiner Freunde sind zwar nicht mehr, aber ich habe noch einige gute Kontakte . Reisen ging jetzt wegen der Pandemie nicht so gut. Doch ich habe ja hier genug zu tun. Ich bin auch nicht so der Ferientyp, ich arbeite gern, wo immer ich auch bin.
Was steht in nächster Zeit so an?
Seit April und bis Ende Oktober präsentiert die Steinmann Stiftung Schloss-Wyl in Schlosswil die erste Paar-Ausstellung mit Arbeiten meiner 2016 verstorbenen Frau Meret und mir, jeden Nachmittag von Mittwoch bis Sonntag. Und im August beginnt eine Scapa-Ausstellung bei Kunstreich an der Gerechtigkeitsgasse, die Vorbereitungen laufen.
Die Vernissage
Pünktlich um drei Uhr begleiten wir Ted Scapa in den grossen hellen und bis auf den letzten Platz besetzten Aufenthaltsraum im Erdgeschoss. Ted Scapa ist offensichtlich sehr gerührt von der Präsenz der Medien – Zeitungen, «Gesichter & Geschichten» des Schweizer Fernsehens, Kameras und Mikrofone – sowie drei besondere Gäste: Katrin und Adolf Ogi plus Regierungsratspräsidentin Beatrice Simon. Gesichtet wurden unter anderen auch Emanuel und Rosemarie Berger (ehem. Victoria-Jungfrau Interlaken), Kurt Dallmaier (McDonald’s), Radiolegende Roland Jeanneret, und auch Lilo Pulver liess sich die Eröffnung nicht entgehen. Die Begrüssungsworte an die Anwesenden sprach BurgerspittelDirektor Eduard Haenni. Er hat seit Jahren eine Verbindung zum Künstler. Er lernte ihn am Murtensee kennen, wo Scapa während eines Gesprächs so nebenbei eine grössere Zeichnung anfertigte. «Diese Grafk schmückt mein Büro. Mich begeistert Ted Scapas Einfachheit im malerischen Ausdruck, er sagt mit wenig Linien so viel aus.» In ihrer amüsanten Laudatio erinnerte sich Beatrice Simon an ihre erste Begegnung mit dem Künstler in der Kindheit: als Moderator der Kult-TV-Kindersendungen «Spielhaus». Persönlich lernte sie ihn 2010 kennen, am Murtensee, wo sie ein Scapa-Bild – «Kuhrier», ein Reiter auf einer Kuh – ersteigerte. «Mit Ted Scapa verbinden mich unzählige Gespräche und oft gehen wir einfach zusammen essen.» Sie fügt augenzwinkernd an: «Jetzt möchte ich mit ihm noch Golf spielen.» Wie beschreibt sie Scapas Wesen? «Ich lag kürzlich mit einer Lungenentzündung im Spital. Um mir meine Fröhlichkeit zu erhalten, begann ich im Kopf zu zeichnen, wie er, positiv, lebhaft. Das ist meine Antwort: Ted macht das Leben aller, die ihn kennen, besser.» Adolf Ogi lernte Ted Scapa in seiner Zeit als Chef VBS kennen. «Ich stellte Ted in einen Kampfanzug und vor die Generalität, so eine Art Entkrampfungstherapie.» Sie wurden Freunde und Scapa arbeitete unter anderem als Illustrator für die Stiftung «Freude herrscht» eng mit dem Alt-Bundesrat zusammen. Und schliesslich begrüsste Ted Scapa selbst das Publikum, namentlich die Prominenz und, was uns sehr freute, den Bärnerbär. Das hat einen besonderen Grund: Ted Scapa war während vieler Jahre als Karikaturist für den Bärnerbär tätig.
Lahor Jakrlin