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«Der grösste Risikofaktor ist Tabak»

Mit Schlaufengebäck und Infomaterial engagieren sich im Brustkrebsmonat Oktober rund fünfzig bernische Bäckereien – gemeinsam mit der Krebsliga Bern – für Prävention, Solidarität mit Betroffenen und Spenden.

Krebs ist der Inbegriff der unheimlichen, lebensbedrohenden Krankheit, und er ist bei Männern zwischen 45 und 84 Jahren und bei Frauen zwischen 25 und 84 Jahren die häufigste Todesursache. Also höher als die Summe der Todesfälle bei Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen sowie durch Unfälle. Jährlich erkranken 24 000 Männer und 20 000 Frauen an einer der über 300 bisher bekannten Krebsarten. Bei Frauen ist Brustkrebs mit 6300 Fällen – im Kanton Bern sind es etwa 1000 – die mit Abstand häufigste Krebsform. Ein Grund mehr, auch in Zeiten von Corona, genau hinzusehen. Die Geschäftsleiterin der Krebsliga Bern über Hauptrisikogruppen und Brustkrebs bei Männern.

Nicole Stutzmann, die Gesellschaft ist auf Corona fokussiert. Frustriert Sie das als Geschäftsleiterin der Krebsliga Bern nicht?
Nein, weil Krankheiten nicht gegeneinander ausgespielt werden dürfen. Natürlich wäre es begrüssenswert, wenn das BAG wieder eine Krebspräventionsstrategie hätte, das schon. Aber interessanterweise waren Corona-Lockdown, Social Distancing, Maskenpflicht und die Impfkampagne aus meiner Sicht sinnvoll, sie verminderten die Ansteckungsgefahr für Krebspatienten, welche ein geschwächtes Immunsystem haben.

Gingen die Spenden während der Coronajahre zurück?
Bemerkenswert ist, dass die Spenden 2020 und 2021 stabil blieben. Jetzt, 2022, verzeichnen wir allerdings einen Rückgang. Das kann durchaus mit dem Ukrainekrieg oder der Abkühlung der Wirtschaft zusammenhängen. Worauf wir glücklicherweise immer zählen dürfen, sind die regelmässigen, die treuen Stammspenderinnen und -spender, auf sie ist Verlass.

Jetzt rufen Sie Krebs respektive Brustkrebs mit einer Früherkennungs- und Spendenkampagne wieder zurück ins Bewusstsein des Publikums.
Der Oktober ist seit langem der «Brustkrebsmonat» und umfasst die Information über die Früherkennung. Aber er ist ebenso ein Akt der Solidarität mit Betroffenen. Also mit an Brustkrebs erkrankten Frauen sowie mit allen Betroffenen, die im Familien- oder Freundeskreis mit dieser sehr häufigen Krankheit und ihren Folgen konfrontiert sind oder waren. Die Krebsliga Bern ist da, um sie in der Bewältigung der Krankheit zu begleiten.

Die Früherkennung ist in unseren Breitegraden nicht schlecht organisiert, oder?
Der Kanton bietet ein Früherkennungsprogramm an. Frauen über 50 Jahre erhalten alle zwei Jahre eine Einladung zur Mammografie. Die Teilnahme ist freiwillig, deshalb ist es wichtig, dass alle Frauen informiert sind, denn die Heilungschance ist im Frühstadium vielfach höher und die Therapie weniger belastend.

Gibt es Hauptrisikogruppen?
80 Prozent der Erkrankungen betreffen Frauen ab 50. Ein höheres Risiko haben auch Frauen mit Genmutationen oder bei welchen bereits eine enge Verwandte – Mutter, Tante, Schwester oder Tochter – Brustkrebs hatte.

Sie arbeiten mit Bäckereien zusammen, warum?
Wir wollen unter die Leute, und diese Information in einem angenehmen und sympathischen Treffpunkt, verbunden mit feinem Gebäck, kommt sehr gut an.

Wie gut ist die Aufklärungstätigkeit an Schulen?
Die ist wohl nicht überall gleich, aber sie wäre wünschenswert, wie Gesundheitsprävention überhaupt. Der grösste vermeidbare Risikofaktor für Krebs ist Tabak. Für das Thema Früh-
erkennung werden junge Frauen allerdings ab dem ersten Besuch bei der Frauenärztin sensibilisiert.

Übrigens: Gibt es auch Brustkrebs bei Männern?
Ja, und betroffen sind landesweit etwa 50 Männer pro Jahr. Der Krankheitsverlauf ist mit jenem bei Frauen vergleichbar.

Lahor Jakrlin

Persönlich
Nicole Stutzmann ist 54 und studierte Volkswirtschaft. Die langjährige Leiterin des Kompetenzzentrums Alter der Stadt Bern leitet die Krebsliga Bern seit Frühling 2020. Sie ist Mutter von zwei erwachsenen Kindern und lebt in Wabern.

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