Der letzte Auftritt der Schlange und ihrem Hasen

Endo Anaconda muss man nicht mehr vorstellen. Schliesslich begeistert der Berner Blues-Musiker seit fast dreissig Jahren die Schweiz mit seinen poetischen Texten. Am Freitag gibt die Band das Abschiedskonzert im Progr Bern.

Endo Anaconda, wie viele Konzerte haben Sie in diesen Sommer bereits gespielt?
Es waren total rund 70 Konzerte; mit der Band und im Duett.

Zufrieden mit dem Dargebotenen?
Ja, viele Konzerte waren ausverkauft und die Stimmung toll. Wir haben alle viel Spass daran gehabt und viel gelacht. Je länger wir in dieser Formation zusammenspielen, umso besser ist die Qualität. Es klingt schon ein bisschen Wehmut mit, wenn ich an unser letztes Konzert vom kommenden Freitag denke.

Was hat Sie am meisten beeindruckt?
Die vielen schönen Frauen (lacht). Es lief eigentlich so wie geplant bei einem so dichten Tourneeplan. Es ist immer wieder schön, solche Livekonzerte zu geben. Es fasziniert mich, wenn ich sehe, dass die Leute begeistert sind.

An welchen Bühnenmoment erinnern Sie sich sehr gerne zurück?
Da fallen mir spontan ein paar schreckliche ein. So zum Beispiel bei einer Veranstaltung in der ehemaligen DDR, kurz vor der Wende, kam beim Konzert nicht einmal der Veranstalter vorbei. Wir waren auf uns alleine gestellt. Eine sehr ungemütliche Situation.

Worauf können sich die Fans zum Abschluss im Progr besonders freuen?
Wir haben sozusagen ein Heimspiel, um in der Sprache des Fussballs zu sprechen, der in Bern momentan Nummer eins ist. Wir werden zwei oder drei Songs spielen, die wir bisher noch nie in der Öffentlichkeit aufgeführt haben. Wir riskieren etwas und ich hoffe, dass wir uns dabei nicht blamieren werden.

Ein Abschluss mit Trübsinn?
Ja, klar, mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Die Band ist so gut auf einander abgestimmt und nun ist Schluss. Schade. Viele gehen ihren eigenen Weg und ich weiss nicht, ob sie alle wieder Zeit und Musse haben, mit mir zusammen aufzutreten. Hinzu kommt, dass ich nicht weiss, wann ich wieder auf Tournee gehen werde. Ich weiss also nicht, ob wir je noch einmal in der gleichen Besetzung spielen. Für die Fans ist es somit die letzte Gelegenheit, uns noch einmal mit dieser Formation zu erleben.

Nun folgt die grosse Pause?
Ja, vorerst schon. Ich gehe mit meiner Lebensabschnittspartnerin auf eine Kreuzfahrt. Früher war ich oft aktiv mit Auftritten dabei, doch heuer kann ich es einfach geniessen. Die Seeluft tief einatmen, mich verwöhnen lassen und vielleicht ein bisschen länger liegen bleiben und ausschlafen.

Was ist im Weiteren geplant?
Ich werde natürlich weiter im Duo Konzerte geben, neue Songs kreieren und ich bin immer auf der Suche nach Neuem. Je älter ich werde, umso mehr möchte ich meine Messages rüberbringen. Diese sind nicht immer einfach zu verstehen. Meine Fans kennen mich und kommen eben deswegen zu den Konzerten. Die Texte sind mir wichtiger als die Musik.

Kommt schon bald ein neues Album?
Nein, das ist noch nicht geplant. Vielleicht werde ich auf meinen 65. Geburtstag etwas Neues auf den Markt bringen. Vielleicht eine AHV-Version (lacht). Eigentlich bin ich noch jung und fit und in zwei Jahren bekomme ich eine AHV-Rente absurd.

Welchen Song von Stiller Has mögen Sie am liebsten?
Ich habe meinen Songs gegenüber nicht so eine Wertvorstellung. Ich höre sehr selten meine Musik. Ich kann also nicht sagen, welchen Song ich am liebsten habe.

Welches Lied eines anderen Künstlers oder einer anderen Band hätten Sie selber gerne geschrieben?
Thriller» von Michael Jackson, «Balla Balla» von den Rainbows oder «Chihuahua» von DJ Bobo. Ich hätte aber nur einmal ein solches Lied geschrieben und dann ausgesorgt. Danach hätte ich wieder mein eigenes Ding durchgezogen.

In einem Interview haben Sie einmal gesagt: «Man muss glauben, dass es etwas Gutes im Menschen gibt. Man muss.» Und weiter: «Die Liebe ist der einzige Ausweg.» Stehen Sie immer noch hinter diesen Aussagen?
Ja, es ist wichtig, dass man sein Gegenüber spürt und es versteht. Empathie ist heute so ein Stichwort, doch bis man soweit ist, braucht es Zeit. Es ist aber sodass Liebe ein Ausweg aus der Sackgasse ist, in der wir uns befinden. Haben wir diese Zeit? Alles ist so schnelllebig geworden. Ich habe ein Handy, das aber ist schon zu viel für mich, denn mit diesem kann man ins Internet, was ich gar nicht will. Nun möchte ich ein Handy, mit dem ich nur telefonieren und SMS schreiben kann. So eines zu finden ist nicht ganz einfach.

Was tun Sie, wenn Sie einen freien Abend zur Verfügung haben?
Schlafen.

Wovon träumen Sie nachts?
Kann ich gar nicht sagen, denn ich vergesse es bis am Morgen wieder.

Markus Jutzi

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