Nicht nur einen Tag, sondern eine ganze Woche lang: Vom 16. bis 22. November aus dem Zibelemärit die Zibelewuche. Wir haben die wichtigsten Facts zur Knolle zusammengetragen.
• Die Tradition: Der Zibelemärit ist eigentlich ein Freiburger
Konfettischlacht und Zwiebelkuchenduft – der vierte Montag im November ist den meisten Bernerinnen und Bernern ein Heiligtum. Ob Zwiebelzöpfe, Glühwein oder um abends einfach die Sau rauszulassen: Am Zibelemärit kommt man nicht vorbei. Doch seit wann existiert der Traditionsanlass eigentlich? Manche sehen seine Ursprünge im Jahre 1405: Nach dem grossen Stadtbrand habe sich Bern bei den Freiburgern für ihre Hilfe im Kampf gegen die Feuersbrunst bedanken wollen. Einen Beleg für diese These gibt es nicht. Wahrscheinlicher ist: Ab Mitte des 19. Jahrhunderts kamen Bäuerinnen aus dem Seeland sowie aus dem Kanton Freiburg am Martinstag (11. November) mit ihrem Gemüse in die Hauptstadt. Die Martinimesse – eine Zeremonie, bei der der Übergang vom Sommerins Winterhalbjahr zelebriert wurde – dauerte damals noch ganze zwei Wochen. Die Frauen vom Mont Vully FR hatten neben Rüebli und Kartoffeln auch noch haufenweise Zwiebeln im Gepäck. Weil auf dem Markt gefeilscht, wortwörtlich «gemärtet» wurde, lag der Preis für die Zwiebeln abends um einiges höher als am Morgen. Wohl deshalb beginnt der Zibelemärit nach wie vor um 4 Uhr in der Früh.
• Zibelemärit-Zahlen: Hungrige Schlunde, kalte Abgründe
An einem durchschnittlichen Zibelemärit werden zirka 50 Tonnen Zwiebeln angeboten. Letztes Jahr trafen über 90 auswärtige Reisecars mit Tourist*innen in Bern ein, um am Spektakel teilzunehmen. Rund 600 Stände boten ihre Waren feil. Bis zu 12000 Stück Zwiebel- und Käsekuchen gehen dabei über den Tisch. Bereits am Sonntag vor dem Zibelemärit geht das traditionelle Zibeleschwümme über die Bühne. Organisiert wird es seit 1986 von der Schweizerischen Lebensrettungs-Gesellschaft SLRG. Die Aare ist zu dieser Jahreszeit meist 7 Grad kalt oder sogar noch eisiger. Wer mitmacht, muss die Strecke Schönausteg-Marzili hinter sich bringen, die rund 800 Meter lang ist.
• Die Pandemie
Wegen des Coronavirus muss der Zibelemärit zum ersten Mal seit der Spanischen Grippe von 1918 abgesagt werden. Ein Volksfest wie in anderen Jahren wird zwar nicht steigen – dafür aber ein Ersatzevent, der dem Covid-19-Schutzkonzept entspricht. Hinter der Idee, eine Zibelewuche zu veranstalten, stecken Manuela Angst (CEO Bern Welcome), Sven Gubler (Direktor von BERN City) sowie Sicherheitsdirektor Reto Nause. Der Grundgedanke: Ein neues Format schaffen, mit dem trotz allem eine Art ZibelemäritStimmung aufkommt. Die Berner Bevölkerung soll selbst in diesen schwierigen Zeiten positiv berührt werden.
• Die Zibelewuche
Sie findet in der Woche vom 16. bis zum 22. November statt. Herzstück sind die Marktstände auf dem Bärenund Waisenhausplatz, die jeweils montags, mittwochs, donnerstags und freitags allerlei Zwiebelprodukte feilbieten und bereits am 9. November ihre Zelte respektive Plachen aufschlagen. Weitere Aktivitäten (ab dem 16.11.) sind etwa das Zibelerad, das an der Tourist Information im Bahnhof steht und mit Sofortpreisen lockt. Ausserdem wird via bern.com/ wettbewerb ein Wochenende mit kulinarischen Highlights verlost. Wer seine Eindrücke und Erlebnisse teilen will, macht das in den sozialen Medien mit den Hashtags #zibelewuche und #lieberinbärn. Alle weiteren Informationen finden sich auf bern.com/zibelewuche.
• Facts zur Zwiebel
Schweizerinnen und Schweizer verspeisen pro Kopf und Jahr im Schnitt vier Kilo Zwiebeln: im Salat, zu Bratkartoffeln oder als Döner-Beilage. Die Zwiebel gehört zum Lagergemüse, fast 22000 Tonnen von ihr werden jährlich produziert. In der Schweiz sind namentlich die Gemüsezwiebel, die rote Zwiebel, die Speisezwiebel, die Silberzwiebel, die Bundzwiebel sowie die Schalotte am gebräuchlichsten. 2015 wurde sie als Heilpflanze des Jahres ausgezeichnet. Saison hat die Zwiebel grundsätzlich zwischen April und Oktober, dank ihrer langen Haltbarkeit steht sie im Supermarkt das ganze Jahr über im Angebot.
• Die Zwiebel als Heilmittel
Die Knolle kann bei verschiedenen Krankheiten unterstützend wirken. Bei Erkältungen zum Beispiel hilft ein Wickel gegen Atembeschwerden. Wer unter Schnupfen leidet, kann eine Zwiebel in kleine Stücke schneiden, diese in eine alte Socke packen und dann über das Bett hängen. Riecht zwar nicht unbedingt angenehm, sorgt aber garantiert für eine befreite Nase. Am bekanntesten ist wohl die Wirkung der Zwiebel bei Insektenstichen. Sowohl der Saft, der regelmässig auf die betreffende Stelle geträufelt wird, als auch eine Zwiebelscheibe – für mindestens fünf Minuten fest auf den Stich gedrückt – helfen, den unangenehmen Juckreiz deutlich zu mildern.
• Das Zibelewuche-Wetter
Kurz- wie Langfristprognosen sagen Bern für die nächsten zwölf Tage ruhiges, stabiles Hochdruckwetter voraus, das höchstens durch Nebel oder Hochnebel getrübt werden könnte. Die Temperaturen liegen dabei klar im zweistelligen Bereich. Einem Bummel durch die Stadt steht also definitiv nichts im Weg!
Yves Schott