Sitem Insel Und Zmk

Die Hausnummern 3 + 7 sind auch dank seines Herzbluts Vorzeigeadressen

Berner Exzellenz gibt es an der Freiburgstrasse innerhalb eines Steinwurfs zweimal: Die Zahnmedizinischen Kliniken der Universität Bern an der Nummer 7 und der neue Berner Medizinalleuchtturm sitem-insel an der Nummer 3. Ein Mann vereint beide Adressen: Daniel Buser.

Die Berner Zahnmediziner wirken seit Jahren an der globalen Spitze mit. Ebenfalls an der Freiburgstrasse hat das Schweizerische Institut für Translationale und Unternehmerische Medizin, das sitem-insel, seinen Betrieb aufgenommen. Es wird den Medizinalstandort Bern weiter stärken. Höchste Zeit also für einen Ortstermin mit Daniel Buser. Mit demjenigen unermüdlichen Macher, der beide Adresse mitprägt.

Die grossen Räume sind lichtdurchflutet. Man fühlt sich wohl. Universitäre Wissenschaftler und Spezialisten der Industrie geben sich im nigelnagelneuen Gebäude der sitem-insel die Türklinken in die Hand. Dies, obwohl die Eröffnung erst Ende August 2019 ansteht. Daniel Buser steigt gutgelaunt die Treppe in die erste Etage empor und setzt sich an einen Tisch in einer der vielen Besprechungszonen. Die Getränke hat er in der Cafeteria geholt und verteilt sie.

Bei den Zahnmedizinischen Kliniken Bern (ZMK Bern) wurden Sie Ende Juli als Klinikdirektor altershalber emeritiert und sind seither als Gastprofessor und Berater nur noch unterstützend tätigt. Wie fühlen Sie sich?
Es geht mir bestens. Ich bin überzeugt, dass die Führung der Klinik nach 20 Jahren unbedingt an die nächste Generation übertragen werden musste. Meine Nachfolgerin ist Frau Prof. Vivianne Chappuis, eine klinikinterne und äusserst fähige Kollegin. Ich wiederum bin froh, dass ich weiterhin zum Team gehöre.Bei den Zahnmedizinischen Kliniken Bern (ZMK Bern) wurden Sie Ende Juli als Klinikdirektor altershalber emeritiert und sind seither als Gastprofessor und Berater nur noch unterstützend tätigt. Wie fühlen Sie sich? Es geht mir bestens. Ich bin überzeugt, dass die Führung der Klinik nach 20 Jahren unbedingt an die nächste Generation übertragen werden musste. Meine Nachfolgerin ist Frau Prof. Vivianne Chappuis, eine klinikinterne und äusserst fähige Kollegin. Ich wiederum bin froh, dass ich weiterhin zum Team gehöre. Während einem Tag in der Woche operiere ich Patientinnen und Patienten. Ich mache das auch nach 35 Jahren als Implantatchirurg noch immer sehr gerne und es hilft mir, am Ball zu bleiben. Die chirurgische Routine ist wichtig für meine Vortragstätigkeit an Kongressen und Fortbildungskursen, welche ich im In- und Ausland aufrechterhalte.

Werden Sie sich nach den Kongressen aber vor Ort oder in der näheren Umgebung häufiger Ferien gönnen? Sie haben ja nun mehr Zeit dafür …
Das werde ich genauso machen. Gemeinsam mit meiner Frau.

Wechseln wir von der Freiburgstrasse 7 an die Freiburgstrasse 3 und damit zu sitem-insel. Weshalb haben Sie im Januar 2019 die Aufgabe als deren Verwaltungsratspräsident übernommen?
Ich wurde vor einem knappen Jahr für das Amt angefragt. Für mich kam das überraschend. Nach eingehenden Gesprächen mit Volkswirtschaftsdirektor Christoph Ammann und Prof. Christian Leumann, dem Rektor der Universität Bern, habe ich zugesagt, um einen Beitrag zum Gelingen dieses für den Standort Bern so wichtigen Projektes zu leisten. Dabei will ich meine mehr als 30-jährige Erfahrung in der translationalen Implantatforschung einbringen.

Hier müssen Sie den Leserinnen und Lesern des Bärnerbär helfen …
Die translationale Medizin umfasst alle Aktivitäten, die sich mit der schnellen und effizienten Umsetzung der Grundlagenforschung in die Entwicklung von klinischen Produkten wie beispielsweise Implantaten, Medikamenten oder neuen Behandlungsformen beschäftigen. Man spricht hier auch «from bench to bedside», also vom Weg von der Laborbank an die Betten der Patientinnen und Patienten. Der Begriff stammt aus dem Englischen «Translation» für Übersetzung. Es geht darum, Erkenntnisse aus der Forschung so rasch und so gut wie möglich in industrielle Lösungen überführen respektive übersetzen zu können. Dies zum Wohle derjenigen, die medizinische Hilfe benötigen, also der Patientinnen und Patienten.

Die freien universitären Forscher arbeiten also mit den Spezialisten der Medizinindustrie zusammen?
Genau. Das ist deshalb gut, weil dann auch in denjenigen Feldern geforscht wird, in denen eine grosse Nachfrage besteht. Es geht also auch um Effektivität, nicht nur um Effizienz. Der industrielle Partner ist wichtig, weil die Universitäten weder Medikamente noch Implantate entwickeln und herstellen können. Diese Kooperation mit der Medizintechnik ist notwendig für Neuentwicklungen.

Bleibt die Sicherheit trotz des erhöhten Tempos gewährleistet?
Auf jeden Fall, die Forschung muss unabhängig sein. Nur wenn unabhängige Forschungsgruppen bei neuen Medikamenten, Methoden oder Implantaten die Wirksamkeit belegt haben, können diese zugelassen und im Markt eingesetzt werden. Das ist ein mehrstufiger Prozess. Wichtig ist, dass alle sauber arbeiten, Daten dürfen nicht manipuliert werden. Die entsprechenden Kontrollmechanismen müssen strikt sein, um zukünftige Patienten zu schützen. Sitem-insel ändert nichts an den Qualitäts- und Behördenanforderungen, es kann aber die Forscher besser und früher auf diese Anforderungen vorbereiten und entsprechend unterstützen, was zu einer Beschleunigung des Prozesses führt.

Welche Forschungsgebiete werden in der sitem-insel von den von Ihnen erwähnten Partnern bearbeitet? Werden die Zahnmedizinischen Kliniken Bern und Straumann Teil davon?
Ja, die präklinischen Forschungslabors der ZMK Bern sind letzte Woche in das sitem-insel-Gebäude gezügelt worden, wo sie als Dental Research Center eine Plattform bilden! Die sitem-insel wird bei Vollausbau viele Plattformen aufweisen, ein breites Spektrum. Einige sind bereits in Betrieb. In jeder Plattform wird ein Forschungsgebiet vertieft bearbeitet. Es geht beispielsweise um Diabetes, neue hochauflösende Magnetresonanztechniken, Blutplasmaforschung, Anatomie und eben auch um die Zahnmedizin. Bei den beteiligten Firmen sind unter anderem Ypsomed, CSL Behring, Siemens und viele andere dabei.
Die Begeisterung ist Daniel Buser anzusehen. Wegen seiner Erläuterungen ist sein Kaffee längst kalt, obwohl er sich einen kräftigen Schluck verdient hätte. Neben uns setzen sich junge Mitarbeitende der sitem-insel an einen anderen Besprechungstisch.

Sie sind einer der am besten vernetzten Berner. So sind Sie beim Kursaal Bern Verwaltungsratspräsident und als treibende Kraft der Stiftung Jugendförderung Berner Handball mitverantwortlich, dass in Gümligen im letzten Jahr die Mobiliar Arena eröffnet werden konnte. War dieses Kriterium ein Element bei der Anfrage für den Verwaltungsratspräsidenten-Posten bei der sitem-insel?
Ja, das hat neben meiner fachlichen Qualifikation sicher auch eine Rolle gespielt. Ich liebe es, Menschen für ein Projekt oder eine Idee zu gewinnen, wenn möglich zu begeistern. Zudem bin ich ein leidenschaftlicher Teamplayer, da man heute Spitzenleistungen nur noch im Team erbringen kann. Sitem-insel ist dafür das beste Beispiel, haben hier doch die öffentliche Hand mit dem Kanton Bern und dem Bund, die Wissenschaft mit dem Inselspital und der Universität Bern sowie prominente Vertreter der MedTech und pharmazeutischen Industrie einen Schulterschluss gemacht und eng zusammengearbeitet. Jeder für sich hätte das nie alleine realisieren können.

So visionär kann Bern also sein?
Und wie! Mit diesem Schulterschluss haben wir jetzt die einmalige Chance, auf dem Inselareal den Insel Campus zu bauen und diesen zum führenden Medizinalstandort der Schweiz mit internationaler Ausstrahlung zu machen. Das hat der Kanton Bern in seiner Entwicklungsstrategie so festgehalten und daran werden alle mit voller Energie arbeiten. Die Eröffnung von sitem-insel ist ein wichtiger Schritt bei der Umsetzung dieser Strategie, ein Paukenschlag. Vom neuen Leuchtturm profitieren alle: Die Universität Bern, die Insel, die Industrie und auch die Stadt und der Kanton Bern. Letztere gewinnen als Arbeits- und Wohnort an Attraktivität.

Bern zeigt Muskeln und Spirit …
Genau. Das ist auch gut so. Denn Bern ist weder langsam noch eine lethargische Beamtenstadt. Dieses Vorurteil mag ich schon lange nicht mehr hören. Mit der sitem-insel zeigen wir erneut, dass hier Exzellenz, Tempo und visionäres Denken und Handeln möglich sind. Das sitem-inselGebäude ist ein Bijou und wurde in Rekordzeit gebaut.

Sie sind als ehemaliger Handball-Nationalspieler ja auch Sportler. Finden Sie trotz sitem-insel, den Zahnmedizinischen Kliniken, dem Kursaal Bern und Ihrem Engagement im Handball überhaupt die Zeit zum Training?
Ja, dank meines deutlich reduzierten Pensums an den ZMK Bern. Ich mache gerne Fitness und spiele sehr gerne Golf. Bewegung ist sehr wichtig, speziell in meinem Alter, da muss man in die Gesundheit investieren.

Dominik Rothenbühler

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