Ex-FDP-Gemeinderat Alexandre Schmidt will Bern zu mehr Glanz verhelfen (s. Bärnerbär vom 12. November). Dafür gibt es von prominenten Bernerinnen und Bernern Lob, aber auch Kritik.
Ein Fotopoint für die ehemalige Lindt-Fabrik, eine Brücke übers Schwellenmätteli, eine Bäckerei in den Zollhäusern der Nydeggbrücke oder Bern als Sportstadt besser vermarkten. Wenn es darum geht, Bern attraktiver zu machen, sprudelt Alexandre Schmidt (FDP) nur so vor Ideen. Seine Vorschläge stossen auch, aber nicht nur auf Gegenliebe.
Cuco Dietrich
Lindt: gute Idee. Wie wäre es mit einer Ausstellung im Historischen Museum über die Choco-Geschichte von Bern? Schwellenmätteli: gute Idee. Ich möchte daran erinnern, dass Jürg Emch vor etlichen Jahren den Vorschlag machte, von der Kirchenfeldbrücke runter zum Schwellenmätteli einen Lift zu errichten. Er hätte die Hälfte der Kosten sogar übernommen. Na ja, es sollte wohl nicht sein…schade! Zollhäuser auf der Nydeggbrücke: gute Idee! Zytglogge: Den Zytglogge einfach zu öffnen, ist meiner Meinung nach aus verschiedenen Gründen etwas gefährlich! Was sofort realisierbar wäre: 10 Minuten vor und 5 Minuten nach jeder vollen Stunde kein 12erBus; da könnte die Masse von Touristen in aller Ruhe das Zytglogge-Spiel bestaunen! Sportstadt Bern: Ich möchte daran erinnern, dass die Kornhausbrücke seit der Euro08 «Korenhuisbrug» heisst und ich die Schilder damals höchstpersönlich produziert und in einer Nacht- und Nebelaktion angebracht habe!
Aline Trede
Bern soll noch attraktiver werden, das finden wohl alle. Mein früherer Stadtratskollege Alexandre Schmidt hat einen 10-Punkte-Plan ausgearbeitet, um das zu erreichen. Ich gehe mit ihm in zwei Punkten einig: Bern als Sportstadt finde ich top. Ich denke aber, alleine mit ein paar Erinnerungstafeln oder – linien, wie zum Beispiel der orange Brückenwegweiser an der «Korenhuisbrug» nach der EM 2008, ist es nicht getan. Bern könnte sich als die Stadt herausheben, die nachhaltige Grossanlässe beheimatet. Mit modernen, langfristigen Konzepten – das wäre gross! Zur Aufwertung der speziellen Gebäude und Orte in Bern: Da bin ich voll und ganz bei ihm. Vom Zollhäuschen über das Schwellenmätteli bis hin zum Tscharnergut gibt es so viel Potenzial. Grundsätz – lich finde ich aber, dass Bern nicht nur durch Anlässe und Gebäudeoptimierungen an Attraktivität gewinnen kann. Es braucht meiner Meinung nach noch mehr Schwung gegen «Ballenbern». Der Wille, aus dieser Stadt mehr Dynamik rauszuholen, der fehlt mir doch etwas.
Claudio Righetti
Die Vision respektive der 10-Punkte-Plan von Alexandre Schmidt enthält viele spannende und interessante Ansätze, wie man Bern mit geistiger Offenheit und Leidenschaft attraktiver gestalten könnte. Dafür dreimal Daumen hoch! Sowieso sind in den letzten Wochen und Monaten in der Stadt einige attraktive neue Angebote entstanden – ich denke da zum Beispiel an das neue Casino unter der Führung von Ivo Adam. Das grösste Manko in Bern ist und bleibt aber eine wirklich tragende Vision, die uns als Hauptstädter sieht, zusammenschweisst und antreibt. Sie ist es, die es uns erlaubt, Bern zielführend zu positionieren. Daraus könnten wir viel Profit ziehen, in kultureller, wirtschaftlicher und touristischer Hinsicht. Ohne eine gemeinsame Stossrichtung werden wir auch in Zukunft an Ort treten statt uns als Hauptstadt weiterzuentwickeln.
Philip Kohli
Auch ich teile die Meinung, Bern sei eine tolle Stadt. Viele der Ideen befürworte ich und sehe dabei einen echten Mehrwert, beispielsweise die Öffnung des Stegs im Schwellenmätteli, ein organisiertes Gegenstrom – schwimmen oder Tafeln, die an Sportereignisse in der schönsten Stadt der Welt erinnern. Andere Massnahmen kann ich, als Kritiker der rot-grünen Finanzpolitik in der Stadt Bern, nicht unterstützen. Ich bin der Meinung, dass der Steuerzahler nicht für alles zur Kasse gebeten werden darf und Angebote auch mal etwas kosten dürfen. Um einen Vergleich zu wagen: «Analog des Eiffelturms soll der Zytgloggeturm wie von Alexandre Schmidt vorgeschlagen grundsätzlich durchgehend der Bevölkerung zugänglich sein, doch auch in Paris wird für die Besichtigung dieser Attraktion ein Entgelt gefordert, warum soll das hier anders sein respektive vom Steuerzahler finanziert werden»?
Erich Hess
Die Vorschläge von Alexandre Schmidt sind alle gut und recht. Doch es gibt dringendere Probleme, die zuerst angegangen werden müssen. Wer mit der Bahn nach Bern kommt, erblickt als Erstes die mit hässlichen Graffitis übersäte Reithalle. Auf dem Vorplatz steht eine als Kunstwerk getarnte Zigeuner-Siedlung, wo schwere Strafdelikte wie Raub, Drogenhandel, Gewaltakte oder sexuelle Belästigungen zur Tagesordnung gehören. Unser Land wird im Ausland immer für ihre Sicherheit und Sauberkeit gerühmt, doch ausgerechnet die Bundesstadt erinnert vielerorts an ein südamerikanisches Armenviertel. Und während Linksextremisten in Bern jederzeit Gastrecht geniessen, gehören Autofahrer immer mehr zu den Geächteten. Parkplätze verschwinden, die Steuern sind hoch. Für KMU sind diese Rahmenbedingungen alles andere als gut.
Aufgezeichnet: Yves Schott