Wer auf Wohlstand im Alter nicht verzichten möchte, muss sparen. Wie das geht und was man beachten muss, erklärt Finanzcoach Sonja Frutiger von der BEKB.
Eine direkte Frage zum Einstieg: Wie vermeide ich Altersarmut?
Das geht nur über Sparen und durch einen frühzeitigen Beginn sowie eine grosse Eigenverantwortung. Am besten startet man schon nach der Ausbildung und prüft, wie man im Rahmen seiner Möglichkeiten einen Plan zum Aufbau eines Vermögens gestalten kann.
Was gehört denn zu solch einem Plan?
Zuerst muss klar sein, was das Ziel im Alter ist. Reicht es aus, um den jetzigen Lebensstandard weiterzuführen, oder gibt es grössere Ziele wie zum Beispiel einen luxuriösen Lebensabend? Hier sollte überlegt werden, welche Projekte bis zur Pensionierung eventuell anstehen könnten. Soll ein Eigenheim erworben werden? Oder möchte man eventuell eine schöne Yacht auf dem Thunersee? Gibt es eine Familienplanung? All diese Faktoren sollten in den Vermögensaufbau einfliessen.
Was kann ich tun, wenn ich in meinem jungen Erwachsenenalter vergessen habe, für das Alter zu sparen?
Dann wird es schwieriger, aber nicht unmöglich. Es ist nicht zu spät, auch in reiferen Jahren noch mit der Vermögensplanung und -vorsorge für den Lebensabend zu beginnen. Hier gilt es, sich allerdings besonders gut bewusst zu sein, was die Ziele sind und diesen entsprechend einen Plan aufsetzen.
Das heisst also, Eigenheime liegen im Alter noch drin?
Ja, natürlich. Auch eine Hypothek kann man im Alter aufnehmen oder eine bestehende Hypothek beibehalten. Wichtig ist hier, dass diese finanzierbar ist und bleibt. Die Kosten des Eigenheims müssen mit den zu erwartenden Renten aus der AHV und der Pensionskasse abgestimmt werden und in einem gesunden Verhältnis zueinanderstehen.
Was tue ich, wenn ich am Ende des Monats eigentlich gar kein Geld übrighabe, um zu sparen?
Für die Pension wird indirekt mittels Zwangssparen gespart, denn durch die monatlichen Beiträge in die Pensionskasse durch Arbeitnehmende wie die Arbeitgeber fliesst ja Geld in die Vorsorge. Zusätzlich haben wir ja noch die AHV, die eine gewisse Existenzsicherung gewährleistet.
Aber es heisst doch, die staatlichen Töpfe werden immer leerer?
Das stimmt. Daher ist es umso wichtiger, sich nicht nur auf die ersten zwei Säulen zu verlassen. Vor ein paar Jahrzehnten waren staatliche und berufliche Vorsorge ein gangbarer Weg und für die meisten Pensionärinnen und Pensionäre zufriedenstellend. Heutzutage ist es empfehlenswert, andere Möglichkeiten der Altersvorsorge in Betracht zu ziehen.
Die da wären?
Zum einen die gebundene private Vorsorge Säule 3a, die – von Ausnahmen abgesehen – erst zur Pensionierung bezogen werden kann, sowie das freie Vermögen. Die gebundene Vorsorge ist spannend für den Vermögensaufbau wegen ihrer steuerlichen Vorteile und bei beiden Wegen kennen wir heute vielseitige Möglichkeiten.
Und wie setzt man dieses freie Vermögen am besten ein?
So diversifiziert wie möglich. Wenn das Geld auf dem Sparkonto liegt, ist es zwar sicher, doch es arbeitet nicht für einen und kann so kein weiteres Vermögen generieren. Daher bietet es sich an, das Geld beispielsweise in Fonds zu investieren. Am Ende führt aber kein Weg daran vorbei, sich der Eigenverantwortung für den Vermögensaufbau fürs Alter bewusst zu werden und diesen aktiv zu betreiben.
Wird den jungen Menschen heute das Sparen besser vermittelt?
Ja, definitiv. Die Jungen sind sich viel bewusster, was es bedeutet, für das Alter zu sparen und welche Wege dazu eingeschlagen werden müssen. Sie stellen sich öfter die Frage: Gehts in die Ferien oder investiere ich das Geld lieber in die Altersvorsorge?
Was wirkt sich schlecht auf den Vermögensaufbau im Alter aus?
Lange Erwerbsunterbrüche oder Scheidungen sowie hohe Hypotheken erschweren den Vermögensaufbau. Auch erfolglose Selbstständigkeiten sind nicht förderlich. Alles auf eine Karte zu setzen, wie zum Beispiel die staatliche und berufliche Vorsorge, ist ebenso nicht hilfreich. Vermieden werden sollte zudem das Gegenteil: Nicht das gesamte Vermögen sollte in die Vorsorge gesteckt werden. Es lohnt sich, immer etwas Geld zu haben, um kurzfristige Posten zu finanzieren. Sei es das neue Auto oder eben doch mal die langersehnten Ferien. Das ist ein Balanceakt.
Und was wirkt sich positiv aus?
Wie gesagt: früh anfangen und unterschiedliche Anlagestrategien wählen. Dabei gilt es, das freie Vermögen einzusetzen. Wichtig ist, dass man seine Strategie im Normalfall alle vier bis fünf Jahre hinterfragt. Auch bei grösseren Veränderungen im Leben wie Umzug, Familiengründung und so weiter ist es sinnvoll, sich seinen Vorsorgeplan genauer anzuschauen und eventuell anzupassen. Denn die Möglichkeiten sind heute viel grösser als noch vor ein paar Jahrzehnten. Allein schon, was den Eintritt in die Pension angeht. Will man früher oder später als zum ordentlichen Rentenalter pensioniert werden? Mache ich beim Pensionseintritt einen Kapitalbezug oder lasse mir regelmässig die Rente auszahlen? Hierbei spielen wieder steuerliche Optimierungen eine Rolle. Für eine eingehende Beratung, die auf die eigenen, individuellen Bedürfnisse eingeht, empfiehlt es sich immer, einen Termin mit einem Finanzcoach zu vereinbaren. Wichtig ist dabei, dass die Finanzen transparent dargelegt werden. Denn nur so kann der optimale Vorsorgeplan erstellt werden.
Dennis Rhiel