Chris Alec 1

Essen Sie als Grüner überhaupt noch Fleisch an Weihnachten?

Der Bärnerbär trifft Alec von Graffenried (57) auf dem Berner Sternenmarkt. Der Stapi über Geschenke, sein erstes Treffen mit dem Samichlous und vegane Festdelikatessen.

Am Sonntag war erster Advent. Sind Sie bereits in vorweihnächtlicher Stimmung?
Wenn in der Altstadt die Weihnachtsbeleuchtung montiert wird, die Weihnachtsmärkte öffnen – neuerdings mit dem Bärner Stärnemärit, – ja, da kommt schon Vorfreude auf!

Der Stärnemärit ist eines Ihrer Herzensprojekte, das darf man schon so sagen.
Sicher! Bern besitzt eine Kulisse für den schönsten Weihnachtsmarkt Europas. Ich denke, dass die einzelnen Märkte langsam erwachen und dieses Potenzial ausschöpfen wollen. Am Ziel sind wir aber erst, wenn wir wirklich die schönsten Weihnachtsmärkte präsentieren können. Wir befinden uns jedenfalls auf gutem Weg dahin.

Die Konkurrenz ist allerdings gross: Strassburg, München, Stuttgart …
Natürlich, doch Bern hat ein riesiges Potenzial. Da müssen wir etwas draus machen.

Haben sich Berns Weihnachtsmärkte bis jetzt im Dornröschenschlaf befunden?
Wie auch immer. Die Leute entdecken jedenfalls, was auch noch möglich sein könnte. Ich hoffe nun, dass die einzelnen Märkte versuchen, sich gegenseitig zu übertreffen und wir damit in eine neue Liga aufsteigen.

Wie wichtig sind Ihnen Traditionen wie ein Weihnachtsmarkt ganz generell?
Weihnachten ist als Tradition für unsere Gemeinschaft wichtig, ebenso wichtig ist es aber, Weihnachten einen Sinn zu geben. Mir ist immer auch sehr präsent, dass sich viele Menschen, die sonst schon niemanden haben, in diesen Tagen noch viel einsamer fühlen. Jede und jeder von uns kann jedoch viel dagegen tun, indem wir zum Beispiel an die alleinstehende Nachbarin oder den einsamen Kollegen denken und sie ebenfalls ans Weihnachtsfest einladen. So kann Weihnachten mit Sinn erfüllt werden.

Weihnachtszeit bedeutet häufig auch Konsumwahn.
Ich finde Schenken etwas Schönes. Schon nur daran zu denken, wem ich wie eine Freude bereiten könnte, macht doch Freude. Und ich meine damit nicht die Verzweiflungskäufe, bei denen in letzter Minute schlussendlich irgendwas gekauft wird. Das ist dann weniger romantisch.

Nächsten Freitag ist der 6. Dezember. Kommt der Samichlous noch bei Ihnen vorbei?
Er macht bei uns gerade Pause, glaube ich. (lacht) Im Ernst: Unsere Kinder sind bereits grösser, wir haben ihn früher im Wald angetroffen. Dieses Jahr habe ich ihn dort auf meinen Joggingrunden noch nicht entdeckt.

Hatten Sie früher Angst vor dem Samichlous?
Ich habe eine einzige Erinnerung an den Samichlous, der war sehr gross und ich sehr klein. Ich hatte damals richtig Angst. Keine Ahnung, wie alt ich damals war, aber dieser Samichlous kam mir jedenfalls extrem furchteinflössend vor.

Könnten Sie ein Värsli aufsagen?
Eins ist mir letzthin begegnet, ungefähr so: Santi Niggi Näggi Hinderem iPad stecki Dini Oepfel und Bire chasch sälber ha Wenn mir drfür chasch ds Passwort gä!

Haben Sie sich für die Geschenke ein Budgetlimit gesetzt?
Bei den Kindern achten wir darauf, dass wir nicht dem einen etwas ganz Grosses kaufen und dem anderen nur etwas Kleines. (lacht) Und wir überlegen uns, ob das Geschenk eine ernsthafte Investition sein soll oder ob es Just for Fun ist.

In einen Kaufrausch geraten Sie selbst hingegen nie?
Doch, in einem Buchladen kann mir das tatsächlich passieren. An der Kasse staune ich dann später, was ich alles eingepackt habe. (lacht)

Wie festlich sieht es bei Ihnen zuhause aus?
Wir haben einen wunderschönen, riesigen Adventskranz. Er ist so beeindruckend, dass wir ihn letztes Jahr in den Keller stellten und er nun recycelt wird. Letztes Jahr hatten wir ausserdem einen riesigen Tannenbaum, der in unserem Wohnzimmer, das ziemlich hoch ist, bis an die Decke stiess. Mein jüngster Sohn hatte ihn mit dem Velo nach Hause gebracht! Wie es ihm gelungen ist, den Baum vom Burgenziel nach Hause zu bugsieren, ist uns bis heute ein Rätsel.

Wissen Sie noch, welches Geschenk Sie am meisten freute?
Mit 11 Jahren erhielt ich meine ersten Metall-Skis, blaue Rossignol Cobra, 175 cm.

Wichteln Sie?
Nein, aber unsere Kinder früher in der Schule.

Sie könnten das doch im Gemeinderat vorschlagen.
Jetzt, wo Sies sagen … gute Idee!

Es gäbe doch für nächstes Jahr bestimmt einige politische Wichtelgeschenke zu verteilen!
Wahlkampfspenden sind immer heikel, aber eine gemeinsame Liste, wieso nicht? (lacht)

Was gibt es bei Ihnen an Weihnachten zu essen? Bei den Grünen sicher etwas Vegetarisches!
Ja, tatsächlich. Wir probieren immer mal etwas Neues aus. Meine Frau und ich haben sehr gerne Gschwellti, deshalb haben wir das dann tatsächlich mal an Weihnachten serviert, mit einer riesigen Käseplatte. Wir fanden das fantastisch, doch die Kinder meinten, Gschwellti seien kein Weihnachtsessen. (schmunzelt)

Also kein Fondue chinoise?
Diese Diskussion führen wir immer wieder, sind aber der Meinung, dass so ein Fleischberg ein No-Go ist. Da wir auch vegane Familienmitglieder haben, überlegen wir uns nun etwas ganz Neues.

Yves Schott

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